—— 406 —— zu geordneten Zuſtänden zu kommen. Dann wurde der Bauleitung erwidert, daß, wenn die Ställe für die eigenen Pferde nicht paſſen, wenn ſie für die eigenen Pferde nicht geſund genug ſeien, ſie dann doch auch für fremde Pferde nicht ausreichen würden. (Sehr richtig!) Und was die Anſchaffung der 160 Pferde und der Kutſcher anbelangt, ſo wurde geſagt, daß Berliner Transportunternehmungen darin wohl kaum eine Schwierigkeit erblicken würden, daß z. B. die Omnibusgeſellſchaft und andere mit Leichtigkeit auch eine größere Anzahl von Pferden anſchaffen könnten, daß das alſo keine unüberwindliche Schwierigkeit ſei. Meine Herren, einen gewiſſen Raum in den Erörterungen nahm auch die in der letzten Sitzung von Ihrem Berichterſtatter geäußerte Anſicht ein, daß die Erklärungen des Magiſtrats mit den von den Sachverſtändigen in den Akten gegebenen Gut⸗ achten nicht übereinſtimmten. Bekanntlich hat ſich Ihr Berichterſtatter darüber beklagt, daß ihm, als er im vorigen Jahre auf die ihm vorgelegten Akten Bezug nahm, vom Magiſtrat erklärt wurde, die Akten ſeien veraltet. Dieſer Vorgang hat ſich in der letzten Sitzung in der Weiſe wiederholt, daß vom Magiſtrat erklärt wurde, die in den Akten be⸗ findlichen Gutachten des Herrn Branddirektors, der ſich in wärmſter Weiſe für die Übernahme in eigene Regie ausgeſprochen hatte, ſeien dadurch gegen⸗ ſtandslos geworden, daß der Herr Branddirektor ſpäter anerkannt habe, es ſei beſſer, zurzeit von der eigenen Regie Abſtand zu nehmen. Hiervon ent⸗ halten die Akten kein Sterbenswörtchen. Es unter⸗ liegt teinem Z3weifel, daß Ihr Berichterſtatter irgend welche böswillige Abſicht beim Magiſtrat nicht vorausgeſetzt hat und daß ſeine Worte nach dieſer Richtung auch nicht zu deuten waren. Ich nehme gern die Gelegenheit wahr, zu erklären, daß ich dem Magiſtrat oder ſeinen Vertretern eine illoyale Handlungsweiſe weder zutraue noch unter⸗ ſtellen wollte. auch im Ausſchuß vollſtändig beſeitigt. Meine Herren, die Erklärung des Magiſtrats und der Sachverſtändigen haben alſo das eingangs von mir erwähnte Ergebnis gehabt: ſechs der Aus⸗ ſchußmitglieder traten den Ausführungen des Magiſtrats bei, fünf behielten ihren ablehnenden Standpunkt bei. Ich habe nun die Pflicht, namens des Ausſchuſſes Ihnen die Annahme der Magiſtrats⸗ vorlage zu empfehlen. (Heiterkeit.) Stadtv. Wilk: Meine Herren, nachdem lediglich auf Grund einer Zufallsmajorität der Ausſchuß dazu gekommen iſt, die Magiſtratsvorlage zur An⸗ nahme zu empfehlen, iſt es jedenfalls ſehr ange⸗ bracht, daß wir uns heute noch einmal eingehend mit dieſer Frage beſchäftigen. Meine Herren, darüber iſt ſich ja der Ma⸗ giſtrat wie die Stadtverordnetenverſammlung vollſtändig klar, daß die Zuſtände, die momentan in Charlottenburg herrſchen durch die Geſchäftsver⸗ bindung mit der Firma Fricke, unhaltbar ſind. Dieſe Zuſtände, die bei der Geſchäftsverbindung mit dieſer Firma Fricke zutage getreten ſind, werden jedenfalls auch den Magiſtrat veranlaſſen, für die Zukunft ſich die Unternehmer genauer anzuſehen und zu unterſuchen, ob ihre Leiſtungen auch tatſächlich auf der Höhe der Zeit ſtehen. Dieſes Mißverſtändnis wurde denn Meine Herren, die Gründe, die nun gegen die eigene Regie angeführt ſind, ſind zum Teil ſogar vom Magiſtrat ſelbſt zurückgezogen worden. So wurde beiſpielsweiſe der Koſtenpunkt nachher erſt in allerletzter Linie erwähnt. (Bürgermeiſter Matting: Doch nicht zurück⸗ gezogen!) — Wenn auch nicht zurückgezogen, aber doch in letzte Linie geſtellt. Es wurden dagegen beſonders die Schwierigkeiten bei der Übernahme der eigenen Regie hervorgehoben. Man behauptet, es würden ſich Unzuträglichkeiten herausſtellen, die wo⸗ möglich die geſamte Bürgerſchaft Charlottenburgs zu einem lebhaften Proteſt herausfordern würden. Nun, meine Herren, dieſe Schwierigkeiten in der Übergangszeit werden ſich ſchließlich ebenfalls zeigen, wenn das gemiſchte Syſtem angenommen würde. (Widerſpruch am Magiſtratstiſch.) Das iſt ſchließlich genau dasſelbe. Es iſt ſelbſt⸗ verſtändlich klar, daß es etwas Unruhe in dieſer Übergangszeit geben wird, aber ſchließlich iſt ſie doch zu bewältigen. Ein anderer triftiger Grund, der, wie mir auch ſchien, unter Umſtänden maßgebend ſein könnte, war die Fertigſtellung der Baulichkeiten. Ich ſagte mir ſelbſt: wenn die Baulichkeiten in dieſer kurzen Zeit nicht fertig werden könnten, dann wäre es um die eigene Regie tatſächlich geſchehen. Darauf⸗ hin wurde Herr Stadtbauinſpeltor Winterſtein be⸗ fragt, und dererklärte ausdrücklich: wenn alle Apparate der Stadtverwaltung richtig funktionieren, daß über⸗ all die richtigen Beſchlüſſe rechtzeitig gefaßt werden, ſo werden auch die Baulichkeiten rechtzeitig fertig werden. Der Einwand, der gemacht worden iſt, es wäre unmöglich, in die friſchen Ställe die Pferde hineinzuſtellen, wird dadurch widerlegt, daß die Ställe dem Unternehmer auch zur Verfügung geſtellt werden ſollen. Alſo dasſelbe ſollen ſich fremde Unternehmer gefallen laſſen! Alſo auch dieſer Einwand iſt ebenfalls treffend widerlegt worden. Wir treten nach wie vor unbedingt für die eigene Regie ein, und ich möchte die Herren erſuchen, jedenfalls die Magiſtratsvorlage nur in einer ſolchen Faſſung anzunehmen, daß wir die eigene Regie einführen. Vorſteher Kaufmann: Vom Herrn Kollegen Hirſch iſt mit genügender Unterſtützung der Antrag geſtellt worden, über Punkt a der Vorlage nament⸗ lich abzuſtimmen. Stadtrat Boll: Meine Herren, ich möchte, ehe die weiteren Herren zu Worte kommen, zunächſt einen Irrtum des Herrn Referenten richtigſtellen. Er behauptet noch immer, wie ſchon im Ausſchuß, daß an den Akten irgend etwas zu bemängeln wäre, daß darin etwas enthalten wäre, was jetzt ganz anders lautet. Meine Herren, jeder von Ihnen, der einmal irgend eine größere Sache be⸗ arbeitet hat, wird wiſſen, daß ſie allerlei Stadien durchmacht, beſonders wenn ſehr viele Herren mitzureden haben. In der Deputation — das haben wir nie geleugnet — iſt ein Beſchluß zuſtande gekommen, daß die eigene Regie eingeführt werden ſollte. In dem vom Magiſtrat eingeſetzten Aus⸗ ſchuß zur Beratung des Deputationsantrages er⸗ gaben ſich aber ſo viele Schwierigkeiten, daß die einzelnen Verwaltungen bezüglich einzelner Punkte noch einmal befragt wurden, und es ſtellte ſich heraus,