—— 41 5 aber ich begreife doch nicht, daß der Magiſtrat zu dieſem Entſchluſſe kommt, ohne zu der Endfrage Stellung zu nehmen. Meine Herren, wenn man die eigene Regie vielleicht gar nicht ein⸗ 27 7 will, warum will man dann 4. 4 Stäl1e bauen? (Sehr richtig!) Die Punkte, die hier dafür angeführt worden ſind, ſind ganz nebenſächlicher Natur. (Sehr richtig!) Wir gehen da ein Riſiko ein, vor dem ich dringend warnen möchte. Von keiner Seite iſt betont worden, welches Riſiko wir eingehen, nämlich daß wir von dem Unternehmer regreßpflichtig 9 ach werden können, wenn, wie von mehreren Seiten hervor⸗ gehoben worden iſt, Krankheiten in den Ställen auftreten. Es könnte uns das trotz aller Vertrags⸗ beſtimmungen in einer Weiſe belaſten, daß wir darunter recht ſchwer zu leiden haben, vielleicht viel mehr, als wenn wir das Fuhrweſen in eigene Regie übernehmen. Ich möchte dringend davor warnen, ſich auf dieſen Weg zu begeben. Ich ſehe durchaus keinen Grund, den Punkten b und zuzuſtimmen, wenn wir nicht eine eigene Regie einführen wollen. Anderſeits, meine Herren, werde ich bei der ganzen Sachlage für den Antrag Dr Spiegel ſtimmen, und ich hoffe, daß recht viele der Kollegen ſich finden werden, die ebenſo ver⸗ fahren. Dann wird die Sache nicht verfahren werden, ſondern auf ein beſſeres Geleiſe kommen. Wenn noch ſehr viele Redner zum Worte gemeldet ſind, würden wir uns auch die Frage vorlegen können, ob wir bei der Unklarheit, die noch herrſcht, nicht eine Zurückverweiſung an den Ausſch u ß beantragen wollen. Aber ich ſehe ſelber von der Stellung des Antrages ab. (Ein Antrag des Stadtv. Barne witz auf Schluß der Debatte wird abgelehnt.) Stadtv. Klan: Meine Herren, in der Kom⸗ miſſionsſitzung habe ich zwar für die Magiſtrats⸗ vorlage geſtimmt, doch bin ich inzwiſchen ſchon mit Rückſicht auf die Finanzlage der Stadt anderer Meinung geworden. Meine Anſicht geht heute dahin, daß bei Annahme der Magiſtratsvorlage die Stadt in Zukunft für die Abfuhr bei der Straßen⸗ reinigung zirka 150 bis 200 000 ℳ mehr im Jahre ausgeben muß, die einfach aus dem Fenſter ge⸗ worfen ſind. Ich will Ihnen dies auf Grund des uns vom Magiſtrat unterbreiteten, in der Kom⸗ miſſion weiter erläuterten Materials beweiſen. Am 1. April 1905 iſt mit dem jetzigen Unter⸗ nehmer Fricke ein Vertrag geſchloſſen worden, nach welchem dieſer 210 000 ℳ pro Jahr erhält. Es wird nun geſagt, daß dieſer Unternehmer Fricke die von ihm übernommenen Verpflichtungen ganz unzuverläſſig erfüllt habe, indem er ſchlechtes Pferdematerial hält, und daß es ein Skandal ſei, das mit anſehen zu müſſen. Anſtatt dieſem Unter⸗ nehmer, der uns ſo ſchlecht bedient, energiſch zu Leibe zu gehen und ihm klar zu machen, wozu er verpflichtet iſt, beginnt man, ihn zu entſchuldigen. Das kann ich nicht verſtehen. Der Unternehmer Fricke hat die Arbeiten auf Grund einer öffent⸗ lichen Submiſſion erhalten. An dieſer Submiſſion haben ſich außer ihm noch drei leiſtungsfähige Charlottenburger Unternehmer beteiligt. Das Re⸗ ſultat war folgendes: Billigſter war Fricke; der Zweitbilligſte, der zirka 4000 ℳ mehr forderte, war Hertling, der Drittbilligſte, der zirka 10 000 ℳ teurer war, war Luckmann, und der Viertbilligſte mit einer um etwa 13 000 ℳ höheren Forderung war Gehl. Dieſes Submiſſionsreſultat halte ich für die Unterlage, von der wir auszugehen haben, wenn wir die Sache ändern und in ein anderes Syſtem leiten wollen. Die drei Berechnungen, die wir in der Magiſtratsvorlage finden, ſind doch nur Wahrſcheinlichkeitsrechnungen. Geht man an die Nachprüfung der Zahlen heran, ſo wird man leicht finden, daß ſie einerſeits viel zu niedrig, anderſeits aber viel zu hoch ſind. So ſind z. B. zu niedrig die Abſchreibungen für die Pferde mit 12½ % bei der eigenen Regie, zu hoch die Po⸗ ſitionen von 75 000, 28 000 und 30 000 ℳ, die dem ſelbſtändigen Unternehmer zu Laſten vor⸗ gerechnet werden. Meine Herren, die für uns feſtſtehende Zahl iſt die Summe von 210 000 ℳ.. Es wird nun ge⸗ ſagt, daß der Unternehmer Fricke zu billig arbeite und daß man 25% bei einem beſſeren Unternehmer hinzurechnen 1e. Das will ich zugeben; aber ich muß auch ſagen, daß ich einen Zuſchlag von 25%, auf Jahre hinaus für vollſtändig genügend halte. Ich rechne alſo 259% zu den 210 000 ℳ und komme ſo auf die Summe von 262 500 ℳ. Für dieſen Betrag können wir meiner Meinung nach ganz entſchieden einen Fuhrunternehmer bekommen, der uns die Abfuhr vorteilhafter und beſſer macht als Fricke. Wenn ich dieſer Summe die Magiſtrats⸗ berechnung gegenüberſtelle, ſo ergibt ſich bei der eigenen Regie ein Betrag von 481 000 ℳ, alſo 218 500 ℳ mehr, als die obige Berechnung mit 25% Zuſchlag zeigt, und bei dem gemiſchten Syſtem, das uns vom Magiſtrat empfohlen wird, die Summe von 432 000 ℳ, alſo 169 500 ℳ mehr. Es iſt alſo eine Erſparnis vorhanden, wie ich von Anfang an geſagt habe, von zirka 170 000 bzw. zirka 220 000 ℳ gegenüber den beiden Syſtemen der eigenen Regie und der Magiſtratsvorlage mit dem gemiſchten Syſtem. Was nun die ideale Seite der Sache betrifft, ſo iſt behauptet worden, daß unſer heutiger Fuhr⸗ unternehmer ein ſehr ſchlechtes Pferdematerial ſtelle, ſehr nachläſſig wäre uſw. Meine Herren, das iſt eigentlich Schuld der Verwaltung, die ſich das bisher hat gefallen laſſen. Ich bedaure, daß der Magiſtrat auf Grund ſeines Kontraktes nicht energiſch gegen den Mann vorgegangen iſt und ihn gelehrt hat, anders zu verfahren, als ſo mit uns umzuſpringen. Die Stadt hat doch früher beſſere Unternehmer gehabt. Es iſt ganz falſch, daß hier in Charlottenburg, wie der Magiſtrat leider in ſeiner Vorlage behauptet, keine leiſtungs⸗ fähigen Unternehmer ſeien. Ich will hier für keinen von den in Charlottenburg anſäſſigen Unter⸗ nehmern Reklame machen und nenne daher keine Namen; aber ich bin in der Lage, dem Magiſtrat eine Anzahl von leiſtungsfähigen Fuhrunterneh⸗ mern nachweiſen zu können, die es meiner Anſicht nach ebenſo gut machen werden, wie es die eigene Regie jemals fertig bekommen wird, und die ihren Verpflichtungen, die ihnen der Magiſtrat kontrakt⸗ lich auferlegt, auch voll und ganz nachkommen werden. Dieſe Fuhrunternehmer haben Stallungen für zirka 160 Pferde. Ich bin auch da in der Lage, dem Magiſtrat nachzuweiſen, daß hier in 9 lottenburg ſolche Stallungen zu haben ſind.