Meine Herren, wir denken uns, daß wir mit Leichtigkeit einen Fuhrmann bekommen werden, wenn wir die eigenen Gebäude fertiggeſtellt haben. Das iſt meiner Anſicht nach nicht der Fall. Ein Fuhrunternehmer ohne Stallungen iſt überhaupt kein Fuhrmann. Ein richtiger, guter Fuhrherr, der auf ſeine Pferde etwas gibt, wird ſie ſtets unter ſeiner eigenen Aufſicht, in eigenen Stallungen behalten und nicht in die neu erbauten Stallungen des Magiſtrats hinein geben. Wir werden alſo, wenn wir Stallungen bauen und nur die Fuhr⸗ leiſtungen an einen Unternehmer geben, auf den gleichen Standpunkt wie heute mit einem ſchlechten Material gelangen. Meine Herren, ich möchte noch auf einen Punkt der Vorlage aufmerkſam machen, der eben⸗ falls von Wichtigteit iſt. Es handelt ſich um die Straßendammfläche. Es wird geſagt, daß der frühere Unternehmer ſchon 100 0060 ℳ. bekommen hätte für die Kehrichtabfuhr und daß damals viel weniger Straßendamm vorhanden war als heute. Das ſpielt hier aber keine ſo große Rolle, weil wir damals eine große Anzahl von Straßen hatten, die Chauſſeepflaſter beſaßen. So erinnere ich Sie daran, daß die ganze Berliner Straße vom Tier⸗ gartenbahnhof an Chauſſeepflaſter hatte, ebenſo der Kurfürſtendamm, das Charlottenburger Ufer, Salzufer und andere Straßen mehr. Ich brauche niemand zu ſagen, daß das Chauſſeepflaſter viel ſchwieriger zu reinigen iſt, daß da viel mehr Kehricht entſteht. Das iſt meines Erachtens von großer Bedeutung. Der damalige Unternehmer hat, ſoviel ich erfahren konnte, ungefähr bis 27 Wagen täglich ſtellen müſſen, während der heutige Unter⸗ nehmer noch nicht die Hälfte der Wagen ſtellt. Auch daraus iſt ſchon zu erſehen, daß die Abfuhr mit der Einführung der Aſphalt⸗ und anderer glatter Straßen erheblich leichter geworden iſt. Es iſt lange nicht mehr ſo ſchwierig, wie es früher war. Die Wagen, die den Aſphalt beſprengen, führen gleichzeitig einen Teil des Kehrichts in die Kanaliſation. Die Abfuhr iſt ganz leicht. Meine Herren, wenn wir alſo für die Stadt ſparen wollen, ſo können wir der Magiſtrats⸗ vorlage nicht zuſtimmen. Ich habe Ihnen ja die Summen genannt; ich bitte Sie, die Summen noch einmal nachzuprüfen. Ich kann mich unter dieſen Umſtänden, wo die Differenz ſo gewaltig iſt, nicht für eine eigene Regie entſchließen, nament⸗ lich bei der jetzigen Finanzlage unſerer Stadt. Ich lehne überhaupt dieſe Regiervorlage ab. Vorſteher Kaufmann: Meine Herren, ich geſtatte mir, mitten in der Debatte jetzt einen Antrag einzubringen, der vielleicht am Platze ſein wird. Die Anſichten in der Verſammlung ſind ſo verſchieden, ſo ungeklärt, daß ich glaube, eine Zurückverweiſung der Vorlage an den Ausſchuß iſt wünſchenswert. 4 (Sehr richtig!) Wir werden dann bei der nächſten Verſammlung, wenn eine nochmalige 4½ 4 . voraus⸗ gegangen iſt, abgeklärter, ſelbſtändiger zu der Frage ſtehen. Ich ſtelle alſo hiermit den Antrag, die Angelegenheit an den Ausſchuß, der dafür eingeſetzt war, zurückzuverweiſen. 1 , e (Sehr richtig!) Herr Kollege Jolenberg beantragt nunmehr den Schluß der Debatte. 416 —— (Der Antrag auf Schluß der Beratung wird angenommen. Die Verſammlung beſchließt die Zurückverweiſung der Vorlage an den Ausſchuß.) Wir kommen zu Punkt 10 der Tagesordnung: Vorlage betr. Vereinbarung mit dem Berein Sänglingsheim. — Druckſache 362. Berichterſtatter Stadtv. Gredy: Meine Herren, der Magiſtrat erſucht Sie in dieſer Vor⸗ lage um Bewilligung einer Unterſtützung an ein ſehr empfehlenswertes und ſchönes Unternehmen im Intereſſe der Fürſorge für die Armen. Sie werden aus der Vorlage erſehen haben, daß der Verein Säuglingsheim in Schöneberg ſein Aſyl hierher nach Charlottenburg verlegt hat. Der Verein hat ein großes Haus für ſeine Zwecke in Weſtend gebaut. Er hatte bisher in den Miets⸗ räumen, die er in Schöneberg unterhalten hat, ſehr gute Erfahrungen gemacht, aber die Räume wurden zu klein für die ſich ſtändig ausdehnende Wirtſamkeit des Vereins; er mußte dazu übergehen, ein eigenes Haus zu bauen. Die Finanzkräfte des Vereins ſind leider nicht ſo groß, daß er aus eigenen Mitteln die ſchöne Sache fortführen kann. Die Ausgaben, die der Verein für ſeine Wirk⸗ ſamkeit hat, ſind 52 000 ℳ im Jahr. Seine Ein⸗ nahmen betragen 23 400 ℳ. Er hat alſo noch 28 600 ℳ zu decken. Von dieſer Summe werden durch Mitgliederbeiträge etwa 14 000 ℳ. auf⸗ gebracht. 8000 ℳ. per Jahr glaubt der Verein durch Hauskollekten ſichern zu können. Um die nötige Summe voll zu machen, fehlen noch 6600 ℳ. Der Verein hat dem Magiſtrat vorgeſchlagen, ihm jährlich für die Dauer von 15 Jahren dieſe 6600 ℳ zu bewilligen. Er erbietet ſich dafür, unſerer ſtädtiſchen Armenpflege 5000 Verpflegungstage oder 14 Betten ſowie 1200 Verpflegungstage oder 4 Betten zu gewähren. Meine Herren, ich würde Ihnen gern emp⸗ fehlen, dieſe Magiſtratsvorlage ohne Ausſchuß zu genehmigen, wenn ich Ihnen nicht doch zunächſt ein Bedenken unterbreiten wollte, das aber rein formaler Natur iſt. Wir ſollen uns auf 15 Jahre binden, eine Summe von 6600 ℳ im Jahre zu zahlen. Ich möchte den Herren anheimſtellen, ob Sie über dieſen Gegenſtand noch im engeren Kreiſe debattieren wollen, oder ob Sie das für überflüſſig halten. Je nachdem würde ich einen Antrag ſtellen. Im übrigen möchte ich Sie bitten, im Grundſatz die Vorlage mit möglichſter Sym⸗ pathie entgegenzunehmen. 3 Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, ich möchte Ihnen die Annahme der Vorlage auch noch aufs wärmſte empfehlen. Ich kann wohl ſagen, es würde dem Verein ſicherlich Freude machen, Vertreter der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung bzw. des Magiſtrats bei ſich zu ſehen und ihnen die Anlage zu zeigen; aber ein ſachlich zwingender Grund, deshalb die Annahme der Vorlage zu verzögern, liegt meiner Anſicht nach nicht vor. Die Vorlage hat leider eine unberechtigte Verzögerung erfahren, die nicht in der Sache be⸗ gründet war. Das Haus iſt fix und fertig, am 20. Oktober ſoll bereits — wenn ich da nicht vor⸗ greife die Einweihung ſtattfinden. Es liegt natürlich dem Verein daran, bis dahin fertige