bauung zuzuführen. Beziehung die Kommunen bringen und bringen müſſen, und die wir alle Tage bringen, die auch die Grundſtückseigentümer bringen, werden fruchtlos ſein und ohne jedes Reſultat bleiben, weil die Straßenbahngeſellſchaften es ſtets in der Hand haben werden, kraft ihres Tarifs die Verbindungen, welche erforderlich ſind, zu hemmen und zu unter⸗ binden. Es wird ja geradezu demjenigen, der weitere Touren zu durchfahren hat, eine Strafe auferlegt; und die Bewohner der Vororte ſind doch in erſter Linie darauf angewieſen, ſolche weiteren Touren zurückzulegen, ſei es, daß ſie nach den andern Vororten herausgelangen oder nach dem Zentrum ihre Schritte lenken wollen. Weiter iſt es auch ganz unmöglich, wenn auf dieſe Weiſe der Verkehr den Straßenbahngeſell⸗ ſchaften ausgeliefert wird, daß für die Folge die Fortſchritte der Technik irgendwie dem Verkehr nutzbar gemacht werden. Durch die Straßen⸗ bahngeſellſchaften wird das nicht geſchehen, falls es nicht in ihrem finanziellen Intereſſe liegt, und ganze Verkehr, der durch die innere Stadt läuft, gegen den Willen der Straßenbahngeſellſchaften wird es ſehr ſchwer ſein, neue Projekte durchzu⸗ führen. Meine Herren, was ſind 90 Jahre, was kann in dieſem Zeitraume geſchehen, welche Ent⸗ wickelung kann die Technik nehmen! Davon haben wir alle keine Ahnung, können es durchaus nicht beurteilen. Es kann ſein, daß nach 90 Jahren die Elektrizität, heute das modernſte Beförderungs⸗ mittel, bereits veraltet iſt und andere, beſſere Kräfte an ihre Stelle getreten ſind. Dann erinnere ich Sie daran, welche Widerſtände die Große Berliner Straßenbahn jeder Verkehrsverbeſſerung entgegen⸗ ſtellt. Ich erinnere Sie an die Prozeſſe, die ſie gegen. * geg die Untergrundbahn und gegen die Stadt Berlin und deren Pläne geführt hat. Vor dem Reichs⸗ gericht iſt allerdings die Straßenbahn unterlegen. Wer aber kann wiſſen, ob in 90 und 100 Jahren noch Richter im Reichsgericht ſitzen, die ebenſo denken wie der Senat, der in dieſer Frage der Stadt Berlin recht gegeben hat? Und von welchem Unter⸗ nehmer können Sie erwarten, daß er ſich das Recht, ſein Unternehmen auszugeſtalten, immer erſt durch einen langwierigen Prozeß, bei dem es ſich ſehr oft um ungeheure Vermögensobjekte handelt, ſuchen wird? Dann wird er eben in andere Städte gehen, wo ihm derartige Gefahren nicht drohen, und ſo kann es dahin kommen, daß Groß⸗ Berlin im Verkehr die rückſtändigſte Stadt wird, die exiſtiert. Was für Groß⸗Berlin gilt, das gilt auch für uns, Charlottenburg, die wir in erſter Reihe durch derartige Tarifmaßnahmen getroffen werden. Meine Herren, das wäre das Weſentlichſte von den Opfern, die Ihnen zugemutet werden, wenn die Anträge der Großen Berliner Straßen⸗ bahn zur Tatſache ſich verdichten ſollten. Nun frage ich: was iſt die Entſchädigung, die uns in dieſer Beziehung geboten wird? Für Char⸗ lottenburg zunächſt gar keine. In den ganzen An⸗ trägen der Straßenbahngeſellſchaft finden Sie von einer Verkehrsverbeſſerung, die Charlottenburg betrifft, überhaupt nichts erwähnt. Wir Charlotten⸗ burger haben uns nur mit den Veränderungen des Verkehrs zu begnügen, die in Berlin getroffen werden. Ich ſage: Veränderungen, und ſage das ab⸗ ſichtlich; denn ich bin nicht der Meinung, daß es ſchon ohne weiteres feſtſteht, daß dieſe Veränderungen auch wirklich Verbeſſerungen bedeuten. Ia, ich würde auch dem nicht Unrecht geben, der vielleicht 429 Alle Opfer, die in dieſer ſagen wollte: dieſe Veränderungen werden zu Ver⸗ ſchlechterungen des Verkehrs werden. (Sehr richtig!) Bei ihrer Deduktion gehen die Straßenbahn⸗ geſellſchaften davon aus, daß augenblicklich in der Potsdamer Straße, am Brandenburger Tor und in der Dorotheenſtraße unerträgliche Zuſtände herrſchen. Das kann beſtritten werden; aber ich will zunächſt annehmen, dieſe Tatſache wäre feſtgeſtellt und läge vor. Dann behaupte ich aber, daß durch die Tunnel⸗ bauten, welche die Straßenbahn ausführen will, in der Potsdamer und Leipziger Straße eine weſentliche Verbeſſerung nicht geſchaffen werden wird. Es werden nur die Punkte, an denen heute die Stockungen des Wagenverkehrs eintreten, etwas verlegt werden. Denken Sie ſich, meine Herren — ich kenne aus der Tiefbaudeputation die Pläne näher, welche den Anträgen der Straßenbahn zu⸗ grunde liegen —, welch ein Fehler dadurch gemacht worden iſt, daß nicht nur die Linien, die heute die Leipziger Straße paſſieren, in dieſen Tunnel hineingezwängt werden ſollen, ſondern daß der durch dieſe Tunnels geleitet werden ſoll. Es iſt ein großer karuſſelartiger Kreisverkehr vorgeſehen worden; ſämtliche Wagen ſollen an dem einen Punkte geſammelt und von dort aus in die ver⸗ ſchiedenen Richtungen hinausgeſchickt werden. Denken Sie ſich, daß nur an einem dieſer Punkte irgendeine Stockung eintritt, ſo muß ſie natur⸗ gemäß auf die ſämtlichen Linien reflektieren, die irgendwie mit den Tunnellinien in Verbindung ſtehen, und das ſind faſt ſämtliche Linien der Vor⸗ ſtadt. Denken Sie ſich irgendeine kleine Störung im Laufe des Tunnels ſelbſt, ſo reflektiert dieſe wieder auf ſämtliche Linien und Wagen, welche den Tunnel befahren, und es wird dann die Stockung, die wir heute am Leipziger Platz und am Branden⸗ burger Tor haben, ebenſo eintreten, nur wird ſie um etwa ein Viertelkilometer weiter hinaus⸗ geſchoben. Sie wird aber ebenſo arg ſein und den Verkehr ebenſo hemmen wie jetzt. Nun ſtellen Sie ſich weiter vor, daß die Wagen, welche im Tunnel verkehren, nachher wieder auf die Straße hinausgefahren werden müſſen. Es wird die Stockung, die im Straßenverkehr auftritt, wieder, rückwärts wirkend, den Tunnelverkehr in der ärgſten Weiſe beeinträchtigen. Jedes Pferd, das auf den Gleiſen der Potsdamer Straße fällt, kann eine Stockung des Verkehrs in ganz Berlin zur Folge haben, und jeder Sandwagen, der am Spittelmarkt ein Rad verliert, kann eine gleiche Hemmung herbeiführen. Da vermag ich nicht einzuſehen, wie man von einer Beſſerung der Verkehrsver⸗ hältniſſe reden kann. Man möchte faſt glauben, daß es die Straßenbahn⸗ geſellſchaft gar nicht ſo ſehr auf eine Verbeſſerung des Verkehrs abgeſehen hat, ſondern daß ein ganz anderes Motiv bei dieſem Projekt unterläuft, das auch unter Nr. 5 der Magiſtratsmitteilung eine Beleuchtung erfährt. Der Tunnel iſt nämlich, wie Ihnen bekannt iſt, viergleiſig angelegt, und es findet ſich auf den Plänen die Angabe: für Schnell⸗ bahnbetrieb. Es ſieht alſo ganz ſo aus, als ob im weſentlichen der Tunnel einem ganz andern Unter⸗ nehmen dienen ſoll als dem, mit den Straßen⸗ bahnlinien verknüpft zu werden, daß er einem Schnellbahnbetriebe dienen ſoll, einem Konkurrenz⸗ unternehmen gegen die bereits beſtehende Unter⸗ grundbahn. Dieſer Verdacht wird um ſo reger,