——— —. 230 wenn man von den Gerüchten hört, die behaupten, daß andere Straßenbahnunternehmungen, Schnell⸗ bahnunternehmungen, die von den Kommunen geplant werden, dazu gebracht werden ſollen, ihren Tunnel in den Tunnel der Straßenbahn einmünden zu laſſen, ſo daß auf dieſe Weiſe ein größeres, durch⸗ gehendes Untergrundbahnprojekt aus der ganzen Sache herausſpringen würde. Dieſer Plan iſt ſehr fein erdacht, beſonders des⸗ wegen, weil die Koſten des ganzen Unternehmens wir, die Städte, die Allgemeinheit zu tragen hätten und auf dieſe Weiſe ein Konkurrenzunternehmen geſchaffen würde, für das die Straßenbahn ſelber Ausgaben nicht zu leiſten hätte. Sind Tunnel⸗ bauten wirklich notwendig zur Bewältigung des Verkehrs, und werden auf der andern Seite, wie es hier indirekt geſchieht, die Geſamtkoſten der Anlage den ſtädtiſchen Kommunen auferlegt, dann ſoll man doch auch ſo weit gehen, den ſtädtiſchen Kommunen die Ausführung, den Bau dieſer Tunnels zu überlaſſen. Dieſe werden dann darüber befinden können, wie und wo die Tunnels gebaut werden ſollen, und werden die Fehler, die man hier zu machen beabſichtigt, nach Kräften zu ver⸗ meiden wiſſen. Sollte die Straßenbahn ſelber dieſe Bauten vornehmen wollen, ſo wäre es doch eigentlich natürlich, daß ſie bereits im Laufe ihrer Betriebs⸗ zeit daran gedacht hätte, ſich die nötigen Reſerven aus ihren Gewinnſten ſelber zu ſchaffen. Wenn der Magiſtrat hier ausführt, daß es nötig wäre, eine Reviſion des Vermögenszuſtandes der Ge⸗ ſellſchaft herbeizuführen, ſo kann ich das nicht anders verſtehen, als daß er meint, man müßte einmal nachſehen, ob nicht tatſächlich die Straßen⸗ bahngeſellſchaften in ihren Reſerven ſchon ein ſo großes Vermögen angeſammelt haben, das ihnen ermöglichte, dieſe Neubauten auszuführen, ohne in ſo erheblichem Maße die Allgemeinheit und die Kommunen zu den Koſten und Laſten derſelben heranzuziehen. Alle dieſe Dinge wären aber nur vernünftig und hätten einen Sinn, wenn das ganze Projekt als ein richtiges und ſachlich begründetes anerkannt werden könnte, und nun kommt der Magiſtrat endlich mit ſeinen Bedenken techniſcher Natur. Meine Herren, ich möchte Sie in dieſer Be⸗ ziehung lediglich auf die Ausführungen, die der Magiſtrat gemacht hat, hinweiſen. Sie finden darin einige Dinge, die ſehr der Beachtung wert ſind. Sie hören da, daß man beabſichtigt, mit dieſen Bauten in Tiefen hinunterzuſteigen, wo jegliche Erfahrung über die Gewähr der Ausführung fehlt. Es liegt nahe, zu glauben, daß die techniſche Durchführbarkeit in dieſer Form nicht möglich iſt. Sie hören davon, daß die Baugruben ſo breit an⸗ gelegt werden ſollen, daß ſie bereits bis an die Vorderkante der Baufluchtlinie heranreichen und dadurch eventuell die Stabilität der Gebäude zu beeinträchtigen geeignet ſind. Sie hören weiter, daß es nötig ſein wird, zur Durchführung der Pläne ſogar einen öffentlichen Kanal, nämlich den Schiffahrtskanal zu ſperren, oder eine Brücke, nämlich die Potsdamer Brücke, eine der befah⸗ renſten Brücken in ganz Berlin, für den Verkehr zu ſchließen. Meine Herren, das ſind alles Dinge, die doch einfach unausführbar ſind. Und ich frage mich nun: wie ſteht die Rechtslage, wenn wirklich im Laufe der Ausführung ſich herausſtellen ſollte, daß die Ausführbarkeit techniſch in der beabſichtigten Weiſe gar nicht möglich iſt? Wie ſteht die Rechts⸗ lage dann, wenn auf dem Wege des Ergänzungs⸗ verfahrens die Konzeſſion verlängert, die Tarif⸗ veränderung genehmigt iſt und ſchließlich das, was als Entgelt dienen ſoll, und was ich als zweifel⸗ haftes Entgelt hingeſtellt habe, überhaupt nicht durchgeführt werden kann? Ich kann mir nur den⸗ ken, daß jeder, der berufen iſt, das Ergänzungs⸗ verfahren durchzuführen, die Verantwortung ſcheuen und ſeine Zuſtimmung zur Erteilung des Verfahrens verſagen wird. Ich glaube, er wird ſich den Bedenken, die der Magiſtrat hier geäußert hat, anſchließen und ſich auf die Seite unſerer Sache ſtellen, unſerer Sache, von der ich glaube ſagen zu können: es iſt die gute Sache! (Allſeitiges Bravo.) Vorſteher Kaufmann: Meine Herren, ich habe der Verſammlung von einer Reſolution Kennt⸗ nis zu geben, die von ſämtlichen Fraktionsvorſtänden unterzeichnet iſt. Dieſe Reſolution lautet: Die Stadtverordnetenverſammlung er⸗ klärt ſich mit der Stellungnahme des Magiſtrate gegen die Anträge der Großen Berliner Straßenbahn und der Berlin⸗Charlotten⸗ burger Straßenbahn auf Ergänzung der kleinbahngeſetzlichen Zuſtimmung gegen die Stadt Charlottenburg einverſtanden und ſpricht die Erwartung aus, daß die zuſtändige Inſtanz den durchſchlagenden Erwägungen durch Zurückweiſung dieſer Anträge Rechnung tragen wird. (Bravo!) Geſtatten Sie mir, einige Worte hieran an⸗ zuknüpfen. Unter dem noch friſchen Eindrucke der Tagung des Preußiſchen Städtetages in Königs⸗ berg, der unter wohlwollender Teilnahme der Königlichen Staatsregierung das Jubiläum der Selbſtverwaltung feſtlich beging, mutet es um ſo fremdartiger an, daß der Kernpunkt unſerer heutigen Verhandlungen ſich gegen die drohende Gefahr eines Eingriffs in die Selbſtverwaltung richtet, zu dem ein Organ der Königlichen Staatsregierung veranlaßt werden ſoll. Nach der gründlichen Be⸗ leuchtung der Magiſtratsvorlage durch den Herrn Referenten kann ich mich in der Begründung der vorliegenden Reſolution um ſo kürzer faſſen, als ſie in ihrer knappen Form für ſich ſelbſt ſpricht. Es handelt ſich darum, unſere Stimme laut werden zu laſſen, um in voller Harmonie mit dem Magiſtrat Verwahrung dagegen einzulegen, daß eine un⸗ gerechtfertigte Anwendung des Kleinbahngeſetzes die Gemeinden bei der zukünftigen Geſtaltung der Verkehrsverhältniſſe vollkommen ausſchalte. An⸗ derſeits erkenne ich die Verpflichtung der Ge⸗ meinden Groß⸗Berlins an, ſich zu einem Zweck⸗ verbande zuſammenzuſchließen. Leider ſind die bisherigen Verhandlungen darüber vereitelt worden, und es iſt die höchſte Zeit, das Verſäumte nach⸗ zuholen; denn nur ein ſolcher Zweckverband iſt ge⸗ eignet, die weitere gedeihliche Ausgeſtaltung des Verkehrs ſicherzuſtellen. (Sehr richtig!) Ich glaube nicht, daß der Herr Miniſter der öffent⸗ lichen Arbeiten allein die Verantwortung für dieſe Sache wird übernehmen wollen. Ich hoffe wenig⸗ ſtens, daß er ſie dem geſamten Staatsminiſterium unterbreiten wird, und ich hege die feſte Zuverſicht,