äußert war —, der Magiſtrat möge in Erwägungen eintreten, ob die Fuhrleiſtungen in ſtädtiſche Regie zu übernehmen wären. Das zweite Novum, wenn man es ſo bezeichnen will, war allerdings eher beachtenswert: es war ein Artikel in der Städtezeitung, wonach eine Ubernahme der Fuhrleiſtungen in eigene Regie ſich ſehr empfehle und in einer Anzahl von Städten ſich bewährt und deutliche Vorteile gegenüber den bisherigen Zuſtänden gebracht habe. Ich habe nicht genügend Zeit gehabt, den Artitel genau zu prüfen: aber wenn auch der betreffende Referent — es handelt ſich um die Stadt Hagen — zu der Schluß⸗ folgerung kommt, daß ſich die Regieübernahme der Fuhrleiſtungen für die Städte empfiehlt, ſo it es doch möglich, daß er vielleicht vorwiegend die⸗ jenigen Städte beachtet hat, die ſich günſ ig ge⸗ äußert haben. Wir können nicht wiſſen, ob nicht in einer Reihe anderer Städte andere Erfahrungen vorliegen, und können durch jenen Artikel die Frage noch nicht für uns als völlig geklärt betrachten. Ich will leinen Augenblick Anſtand nehmen, zu bekennen, daß ich im vorliegenden Falle ein Gegner der Regie bin. Ich halte nun einmal nicht ohne weiteres die eigene Regie in allen öffent⸗ lichen Angelegenheiten für ein Ideal, das un⸗ bedingt erſtrebenswert iſt, ſondern ich verlange immer erſt beſtimmte Vorausſetzungen erfüllt, um mich dafür zu erwärmen. Solche Vorausſetzungen können darin liegen, daß ſonſt ein Privatmonopol begünſtigt würde, oder darin, daß für die Städte ein ſichtlicher wirtſchaftlicher Vorteil aus der eigenen Regie erwächſt. Beides kann ich hier nicht ſehen. Es iſt die Möglichkeit des Beſſerfahrens für die Stadt — im wahren Sinne: des Beſſerfahrens — gegeben, wenn wir mit mehreren Konkur⸗ renten verhandeln können, und es beſteht ⸗weifellos der ſichtbare Vorteil größerer Billigkeit — wenig⸗ ſtens ergeben das die bisher gemachten Anſchläge — wenn wir es bei dem Privatbetriebe belaſſen Nirgends iſt ein Zweifel darüber, daß die ſtädtiſche Regie ſich weſentlich teurer ſtellt. Dafür läßt ſich eine ganze Blumenleſe von Außerungen aus unſerer eigenen Stadtverwaltung geben, ſowohl vom Magiſtratstiſch als aus der Stadtverordneten⸗ verſammlung. „Die eigene Regie iſt immer das teuerſte“, ſo äußerte ſich der Herr Dezernent der Straßenreinigung hier einmal; „wir können nicht wiſſen, wie viel teurer es werden tann“, ſo ſagte der Herr Oberbürgermeiſter. Unter ſolchen Um⸗ ſtänden bin ich nicht für die eigene Regie. Die Übelſtände, die wir alle bei den gegen⸗ wärtigen Verhältniſſen beklagen, liegen allerdings zu einem Teil darin, daß die Sache bisher z u billig iſt, wie der Magiſtrat in ſeiner Vorlage ziemlich unverblümt darlegt. Nun, was dazu ge⸗ führt hat, daß wir die Fuhrleiſtungen eigentlich für einen unter der Leiſtungsmöglichkeit liegenden Preis haben, kann ich hier nicht unterſuchen; ſoviel iſt gewiß, daß wir künftig mit einem größeren Auf⸗ wand rechnen müſſen. Aber wenn wir ihn be⸗ willigen müſſen — und den würde ich gern be⸗ willigen —, und wenn wir ihn nicht bloß um 25 %, wie die Magiſtratsvorlage vorſchlägt, ſondern um 30 oder 35 % ſteigern müßten, dann kämen wir immer nur auf einen Preis von 300 000 ℳ, bei dem wir annehmen könnten, daß die Sache gut gemacht wird. Der Privatunternehmer liefert uns doch auch die Pferde für die Feuerwehr, und zwar durch⸗ aus vortreffliche Pferde. Woran liegt das? Ja, 438 bei der Feuerwehr hat lediglich der Herr Brand⸗ meiſter ſelbſt, wie er mir verſichert hat, das Recht, die Pferde auszuſuchen: er nimmt nur gutes Material — und das muß ſo ſein —, und der Fuhr⸗ unternehmer iſt nicht etwa in der Lage, nun am Ende der Woche zu ſagen: in der nächſten Woche liefere ich andere Pferde, ſondern die Pferde bleiben ſolange im Dienſt, wie es der Herr Bran d⸗ meiſter für erforderlich erachtet. Würden ähn⸗ liche Beſtimmungen bei der Straßenreinigung getroffen, ſo würden die Klagen ſchwinden oder in geringen Grenzen gehalten werden können. Deshalb ſchlage ich Ihnen vor, daß wir zur Klärung der Sache, ehe wir uns binden, eine Aus⸗ ſchreibung machen, und zwar eine Aus⸗ ſchreibung nach zwei Alternativen: mit und oh ne Vorhaltung von Stallungen. Da der bisherige Unternehmer, der noch bis April 1910 bei uns ver⸗ pflichtet iſt, nach den gegebenen Darſtellungen ſo ſchlechte Geſchäfte macht, da er eigentlich ein Minus haben muß, trotzdem er mit ſeinem Fuhrpart nicht gerade das Wünſchenswerte leiſtet, ſo würde er ja wohl gern von ſeinem Vertrage zurücktreten. Nur darauf bezieht ſich der Eingang meines An⸗ trages: „nach Verhandlungen mit dem bisherigen Unternehmer“; wir können von dem Vertrage nicht zurücktreten, wenn er nicht einverſtanden iſt; wenn er aber mit Minus wirtſchaftet, wird er gern dazu bereit ſein. Ich wünſche nur durch eine Aus⸗ ſchreibung, die uns ja gar nicht verpflichtet, die aber auch durchaus nicht ad calendas graecas die Frage hinausſchieben ſoll, feſtgeſtellt zu ſehen, welche Bedingungen an uns geſtellt werden, wenn wir bei genügender Aufſichtsfüh⸗ rung die Sache Privatunternehmern überlaſſen, und zwar entweder unter Zugeboteſtellung von Stallungen, Remiſen uſw. oder ohne das, alſo unter den bisherigen Verhältniſſen. Wir haben heute erſt durch die Mitteilung der Charlotten⸗ burger Fuhrunternehmer gehört, daß ſich gewiß viele melden würden, zugleich aber auch, daß ihnen das ſogenannte „gemiſchte Syſtem“ gar nicht ſo ver⸗ lockend iſt — das Syſtem, das der Magiſtrat gerade vorſchlägt, weil er annimmt, er würde dann mehr und beſſere Angebote bekommen. Das iſt alſo nicht richtig. Und die Koſtenunterſchiede ſind doch wahrlich nicht ſo gering, als daß man ihnen nicht als ſorgfältiger ſtädtiſcher Wirtſchafter die größte Beachtung ſchenken müßte: Privatbetrieb jetzt 226 000 ℳ, bei beträchtlicher Erhöhung, aber auch Verbeſſerung, vielleicht 300 000 ℳ., — das „ge⸗ miſchte“ Syſtem 432 000, die eigene Regie 481 000 Und dazu noch für die Errichtung von Stallungen ein Kapital von 559 000 ℳ verbauen, das vielleicht noch nicht einmal reichen wird! Die Rechnung, die Herr Kollege Dr Stadthagen aufgemacht hat, von 20 000 ℳ. Zinsaufwand dürfte viel zu gering ſein; wenn man den Bo den wert mit in Anſatz bringt, ſo werden für Zinſen und Amortiſation jährlich wohl nicht 20000 ℳ, ſondern 40000 ℳ aufzubringen ſein. Ich meine, daß wir ohne weitere Prüfung, und ohne beſtimmte Unterlagen zu haben, was wir auf der einen und auf der andern Seite erreichen würden, Entſcheidung nicht treffen können. Und nun verlangt der Ausſchuß, daß wir nicht bloß heute ſchon entſcheiden, ſondern daß wir auch die eigene Regie ſchon annehmen ſollen, und zwar für 1913 — das letztere, wie man ſagt, „unab⸗ hängig“ vom erſteren, faktiſch aber doch ganz ab⸗ hängig davon; denn wir wiſſen, daß viele von uns