— 442 betennen, daß ich der Zuſchrift des Vereins Char⸗ zugunſten eines Antrages, der auch kein Definitivum lottenburger Fuhrherren in dieſer Beziehung nicht allzuviel Bedeutung beimeſſe; das ſind Intereſſen⸗ ten, die unter anderem das große Intereſſe haben, daß nicht Unternehmer von außerhalb ſich mit ihnen in Konkurrenz ſtellen; und dieſe Konkurrenz iſt beſſer zu vermeiden, wenn der Unternehmer gehalten iſt, große eigene Stallungen in Char⸗ lottenburg zu haben. Deshalb kann ich die von ihnen angeführten Gründe für uns nicht als maß⸗ gebend anerkennen. Aber als ſtreitig muß der Punkt wohl gelten. Der Herr Oberbürgermeiſter geht weiter und befürchtet eine Ringbildung, wenn wir nicht zur Errichtung eigener Ställe kommen, und einen ſehr großen finanziellen Schaden für die Stadt, wenn eine ſolche Ringbildung zuſtande kommt. Nun, meine Herren, ich glaube nicht, daß wir demgegenüber vogelfrei ſind. Denn als drohen⸗ des Geſpenſt ſteht doch den Herren Fuhrunter⸗ nehmern unter allen Umſtänden gegenüber, daß eine ſtarke Neigung bei uns vorhanden iſt, ſie überflüſſlg zu machen, indem wir ſelbſt das ganze Unternehmen in die Hand nehmen, und die Neigung hierzu wird jedenfalls auch bei denen, die ihr bis⸗ her noch widerſtehen, ganz außerordentlich wachſen, wenn die Unternehmer uns Bedingungen ſtellen, bei denen wir ebenſo teuer, womöglich noch teurer fahren als bei der eigenen Regie. Dieſen horror vacui würde ich alſo keinesfalls haben, ich würde mich aus dieſem Grunde von der Ablehnung der Vorlage nicht zurückſchrecken laſſen. Ich würde im Gegenteil ſagen: entweder hilft uns das dazu, unter finanziell günſtigen Bedingungen zunächſt einmal weiter zu wirtſchaften, oder es beſchleunigt die Einführung der eigenen Regie. Nun komme ich zu dem, was ich über die for⸗ melle Behandlung unſeres früheren Antrags ſchon andeutete. Ich glaube, daß wir ganz gut tun, den Magiſtrat augenblicklich noch nicht zu einer Stellungnahme zu nötigen. Wenn ich auch recht baldige Beſchlußfaſſung des Ma⸗ giſtrats für notwendig halte, ſo iſt es doch vielleicht gefährlich, ihm dieſe Beſchlußfaſſung ſofort aufzunötigen. Das würde der Fall ſein, wenn wir unſeren Wunſch gewiſſermaßen als Bedingung in die Vorlage hineinarbeiten. Anderſeits müſſen wir ja auch mit der Möglichkeit rechnen, daß die Vorlage, ſo oder ſo, abgelehnt wird, und dann würde es mir ſehr erwünſcht ſein — und das ermöglicht ja der Antrag des Ausſchuſſes —, daß unter allen Umſtänden aus dieſer langen Beratung die Willens⸗ meinung der Verſammlung hervorgeht: es komme, wie es wolle, wir halten es für notwendig, daß die eigene Regie vorbereitet wird. Indem der Ausſchuß ſeinen Antrag ausdrücklich unabhängig macht von dem Schickſal der Magiſtratsvorlage, leiſtet er in dieſer Beziehung mehr als der urſprüng⸗ lich von mir geſtellte Antrag, den ich deshalb zugunſten dieſes Antrages gern zurückziehe. Es handelt ſich nun noch um den Antrag des Herrn Kollegen Landsberger und den ſehr ähn⸗ lichen Antrag des Herrn Kollegen Stadthagen. Der Antrag Stadthagen geht ja in mehrfacher Beziehung weiter. Zunächſt, indem er die Ab⸗ lehnung der Magiſtratsvorlage will, während der Antrag Landsberger nur ein bei deſſen Ablehnung entſtehendes Vakuum ausfüllen will. Nun, meine Herren, dagegen möchte ich mich ganz entſchieden erklären, daß wir die Magiſtratsvorlage ablehnen bietet, ſondern die Sache auf die lange Bank ſchiebt, ohne eine gedeihliche Löſung anzubahnen. Vor allen Dingen aber hat der Antrag eine ſehr gefährliche Faſſung, indem er eine langfriſtige Ausſchreibung — er nennt ſogar 12 Jahre — vorſieht. Das wäre gerade das Gegenteil deſſen, was die Freunde der eigenen Regie anſtreben, das Gegenteil von demjenigen, was auch die, die ſich noch abwartend verhalten, anſtreben müſſen, nämlich der Stadt freie Hand zu laſſen. Dieſen Antrag des Herrn Kollegen Stadthagen bitte ich Sie alſo unbedingt abzulehnen. Ich kann mir auch von dem Eventualantrag des Herrn Kollegen Landsberger nichts verſprechen. Ich glaube nicht, daß, wenn die Magiſtratsvorlage abgelehnt wird, es notwendig iſt, heute ſchon einen Beſchluß zu faſſen, was an deren Stelle geſchehen ſoll. Die Beratung hierüber könnten wir wohl zunächſt einmal dem Magiſtrat überlaſſen; er findet dann vielleicht doch noch einen Ausweg, der günſtiger iſt als der hier vorgeſchlagene, der vielleicht auch mehr ſich denjenigen nähert, die die eigene Regie in irgendeiner Weiſe gleichzeitig vorzubereiten wünſchen. Ich würde alſo in der Annahme des Antrages Landsberger auch eine Vorbeugung derjenigen Dinge ſehen, die wir ermöglicht zu ſehen wünſchen, während ander⸗ ſeits der Magiſtrat immer noch rechtzeitig mit einer Vorlage kommen kann; bis 1910 läßt ſich das alles noch verwirklichen. Alſo, meine Herren, ich reſumiere mich dahin: lehnen Sie unbedingt ab die Anträge Stadt⸗ hagen und Landsberger, nehmen Sie an den An⸗ trag des Ausſchuſſes zu II, und wenn dieſer ange⸗ nommen wird, ſo würde ich und würden die mir nahe ſtehenden Freunde auch zu haben ſein für den Antrag des Ausſchuſſes zu 1, alſo für die Annahme der Magiſtratsvorlage. Vorſteher Kaufmann: Ich möchte richtig⸗ ſtellen, daß Herr Kollege Stadthagen nicht Ab⸗ lehnung der Magiſtratsvorlage beantragt, ſondern die Beſchlußfaſſung über die Magiſtratsvorlage aus⸗ zuſetzen, alſo einen Vertagungsantrag geſtellt hat. Stadtv. Gebert: Meine Herren, wenn der Magiſtrat den Sprung ins Dunkle nicht machen will, ſo kann ich ſagen, daß wir auch den Sprung ins Dunkle nicht machen wollen. Wenn wir die Magiſtratsvorlage annehmen ſollen, zwar nach der Richtung hin, daß Stallungen vorgehalten werden, ſo iſt das nach meinem Erachten auch ein Sprung ins Dunkle, und zwar, da wir ja gar nicht wiſſen und kontrollieren können, in welcher Art und Weiſe die in Frage kommenden Stallungen von den Fuhrherren benutzt werden. Stellen Sie ſich ein Fuhrgeſchäft nicht ſo einfach vor, wie vielleicht einige Herren das tun! Wir haben über das Pferdematerial bei Vorhaltung von Stallungen nachher eine ſehr ſchwierige Kontrolle. Wir wiſſen nicht, ob die Pferde, die der Unternehmer hinein⸗ bringt, auch wirklich Eigentum des Unternehmers ſind. In den meiſten Fällen — da gehen Sie nach den größten Unternehmungen hin — ſpielen ſogenannte Pferdehandlungen eine ſehr gewaltige Rolle. Ich kenne ſehr viele große Betriebe hier in Charlottenburg, die kein Eigentum an Pferde⸗ material haben, ſondern die ihre Pferde auf Miete oder, ſagen wir mal, leihweiſe bekommen, z. B. der