—— 252 früher der Fall war, ſondern im Gegenteil, ich Straßen verhindern möchte, wo ſonſt höchſtens 20, kann Ihnen offen, freilich nur für meine Perſon, erklären wir würden der ſtaatlichen Behörde gern noch etwas mehr Mittel bewintigen, wenn ſie uns dafür die Konzeſſion machte, die nach unſerer Meinung überflüſſigen Sicherheitsmannſchaften von Charlottenburg noch fortzunehmen. (Heiterkeit.) Auch wir ſtehen auf dem Standpunkt, daß ohne Sicherheitspolizei durchaus nicht auszukommen iſt. Das iſt ein Anhängſel der bürgerlichen Geſell⸗ ſchaftsordnung von heute. 5 (Heiterkeit.) — Wenn Sie darüber lachen, dann ſtellen Sie Ihrer heutigen Ordnung ein ſchlechtes Zeugnis aus, nicht unſerer Auffaſſung. — Wir leben der Auf⸗ faſſung, daß auch in Charlottenburg gegenüber der Einwohnerzahl bei weitem genügend Poliziſten vorhanden ſind. Es handelt ſich nur darum, daß man die Polizeimannſchaften nicht mit allerlei un⸗ nötigen Dingen belaſtet, (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten) die eigentlich gar nicht zu den Aufgaben der Polizei⸗ verwaltung als ſolcher gehören. In zweiter Linie iſt die Überlaſtung der Polizei darauf zurück⸗ zuführen, daß ſich die Polizei in Dinge hineinmiſcht, die ſie gar nichts angehen. Was ſcheren ſie die Privatverhältniſſe der „politiſch verdächtigen“ Ein⸗ wohner? Warum verwendet ſie Mühe über Mühe, um fremden, ruſſiſchen Studenten nachzuſpüren uſw.? Wenn die Polizei dieſe ganz überflüſſigen Arbeiten laſſen wollte, könnten dadurch allein mehr Sicherheitsmannſchaften auf der Straße Dienſt tun. Es ſind genug Poliziſten in Charlottenburg: es kommt nur darauf an, daß man die vorhandenen Mannſchaften in zweckentſprechender Weiſe ver⸗ teilt. Da gebe ich jedenfalls Herrn Kollegen Stein recht: wenn die Polizei ſich eine Straßenpolizei⸗ ordnung auf den Rücken gebunden hat, deren ſie nicht mehr Herr werden kann, ſo iſt das ihre eigene Schuld. Warum muß auch in Preußen und in Deutſchland alles reglementiert werden? Warum muß auch das alles vorgeſchrieben werden, was der Verkehr ſelbſt regeln könnte? Auch darauf gründen ſich Ihre Klagen, daß an den exponierten Stellen der Stadt, d. h. dort, wo es dunkel iſt, die Schutzleute häufig fehlen. Es iſt eine eigentümliche Erſcheinung, daß — ſo empfinden es weitere Kreiſe des Publikums — die Schutzleute ſich nachts immer an den hell be⸗ leuchteten Stellen der Stadt ſehen laſſen. Sie bekunden dadurch einen Drang nach dem Lichte, der ſonſt nicht üblich iſt bei ihnen. Nun haben wir aber den Antrag Stein auf eine beſſere Beleuchtung der Kurfürſtenſtraße angenommen. Wenn Herr Kollege Stein bei ſeiner Klage über fehlende Poliziſten auch an die Kurfürſtenſtraße gedacht hat, ſo wird darin ohne weiteres eine Beſſerung ein⸗ treten. Sind die Beobachtungen im Publikum zu⸗ treffend, dann werden mit der beſſeren Beleuchtung auch die Schutzleute von ſelbſt nach der Kurfürſten⸗ ſtraße kommen. (Heiterkeit.) Daß wir in Charlottenburg durchaus nicht über ungenügende Sicherheitspolizeimannſchaften zu klagen haben, zeigt ferner auch jeder größere Streit, der mal ausbricht. Dann ſind Schutzleute in Hülle und Fülle da, dann ſind mehr Schutzleute da, als gut tut, dann iſt ein ganzes Aufgebot von Schutz⸗ leuten vorhanden, welches Verkehrsſtockungen auf 30 Leute am Tage paſſieren. Dort bildet dann die Polizei die Verkehrsſtockungen ſelbſt. (Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Es iſt ja auch bekannt, daß man unter dem liberalen Vereins⸗ und Verſammlungsrecht noch ſo viel Polizeimannſchaften übrig hat, um unſere öffent⸗ lichen Verſammlungen beſuchen zu können. Es iſt ja möglich, daß auch die überwachenden Poliziſten ein ſtarkes perſönliches Intereſſe an unſeren Ver⸗ handlungen haben. (Heiterkeit.) Wenn man dieſe Mannſchaften dazu verwendete, den Sicherheitsdienſt nachts auf den Straßen zu verſehen, ſo könnten ſie dort mehr ſehen und hören, als ſie in den Verſammlungen hören und ſehen können. Aus dieſen Gründen ſind wir dagegen, daß die Sicherheitsmannſchaften in Charlottenburg ver⸗ mehrt werden. (Die Beſprechung wird geſchloſſen.) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Ich ſtelle feſt, daß die Verſammlung von der Mitteilung unter Punkt 19 der Tagesordnung Kenntnis genomm⸗ men hat. Die Anfrage unter Punkt 20 der Tagesordnung iſt erledigt. Wir kommen zu Punkt 21 der Tagesordnung: Anfrage der Stadtv. Dr. Borchardt und Gen. betr. Hauseinſturz am Königsweg. — Druckſache 393. Die Anfrage lautet: Sind dem Magiſtrat die Urſachen des Hauseinſturzes am Königsweg bekannt ge⸗ worden? Welche Maßnahmen gedenkt der Magiſtrat zu treffen, um einer Wiederholung ähnlicher Kataſtrophen nach Möglichkeit entgegen⸗ wirken zu können? Frageſteller Stadtv. Gebert: Meine Herren, daß wir die Anfrage geſtellt haben, iſt deshalb ge⸗ ſchehen, um hier wiederum einmal zu erklären, daß wir unſern lang gehegten Wunſch endlich in Erfüllung ſehen möchten. Der Hauseinſturz am Königsweg hat ſchon Vorgänger gehabt: wir haben am Schillertheater einen Gerüſteinſturz erlebt, kurz vor dem Hauseinſturz am Königsweg paſſierte das Unglück in der Eſchenallee, bei deſſen Be⸗ ſprechung Herr Stadtrat Bredtſchneider geſagt hat: „Gebt uns doch ein Mittel, gebt uns doch einen Hin⸗ weis, wie wir eventuell ſchützend eingreifen können!“ Der Kollege Zietſch machte darauf aufmerkſam: ſtellt Baukontrolleure aus den Kreiſen der Arbeiter ein! Das iſt ein Wunſch, den wir immer geäußert haben. Nun wird man ſagen, daß die Stadt keine Einwirkung hätte auf den Unfall am Königsweg. Das gebe ich zu. Die Baupolizeibehörde iſt ja die Inſtanz, die über die Ausführung der Bauten zu wachen hat. Aber wie gerade der Bau am Königs⸗ weg hergeſtellt iſt, ſpottet jeder Beſchreibung. Es iſt dort auf reinen Sand gebaut worden. Ich will konſtatieren, daß dort Mauern aufgeführt worden ſind, die 25 om ſchwächer aufgeführt worden ſind, als die Banvorſchrift lautete. Nun, meine Herren, in Charlottenburg wird ja betreffs Bauart in ganz