rigoroſer, fahrläſſiger Weiſe vorgegangen. weiß es aus meiner früheren Tätigkeit, daß die Bauten wie Pilze aus der Erde ſchoſſen, und wenn man ſie unterſuchte, ſo lief man Gefahr, daß ſie über einem zuſammenſtürzten. Das nannte man dann Neubauten! Solcher Neubauten hat gerade Charlottenburg ungeheuer viel. Gerade die Stadt⸗ verwaltung hat aber die Pflicht, mitzuwachen, daß Bauten nicht einſtürzen, wie es am Königsweg der Fall geweſen iſt. Nach meiner Überzeugung hätte die Kommune die verdammte Pflicht, daß von unſerer Seite endlich einmal Stellung zu der Frage genommen wird: wollen wir Baukontrolleure aus den Kreiſen der Arbeiter wählen? Dann haben wir wenigſtens die Gewähr, daß derartige Schund⸗ arbeit, wie ſie von den Baulöwen hergerichtet wird, nicht mehr vortommt. Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Herr Kollege, ich nehme an, daß Sie den Ausdruck: „die Kommune hat die verdammte Pflicht“ nicht in einem gehäſſigen Sinne gebraucht haben, ſondern nur in dem Sinne, wie man zu ſprechen pflegt: „verdammte Pflicht und Schuldigkeit“. Das nehme ich an. Iſt das richtig? (Zuſtimmung des Stadtv. Gebert.) Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, daß die Anregung wegen Anſtellung von Baukontrol⸗ leuren aus den Kreiſen der Arbeitnehmer bei dieſer Gelegenheit wiederkommen würde, das ergaben ja ſchon die neulichen Ausführungen, die, glaube ich, auch Herr Stadtv. Gebert bei Gelegenheit der Beſprechung des Unfalles in der Eſchenallee ge⸗ macht hat. Die beiden Vorfälle unterſcheiden ſich nun allerdings ſehr weſentlich von einander. In der Eſchenallee war immerhin in gewiſſem Sine ein ſtädtiſcher Bau in Frage, während es ſich hier um einen reinen Privatbau handelt. In jenem Fall war allerdings auch der Bau an einen Unternehmer vergeben, ſo daß alſo eine unmittelbare ſtädtiſche Beteiligung an dem Unglück auch hier nicht in Frage war. Was nun den Einfluß der ſtädtiſchen Ver⸗ waltung auf Privatbauten betrifft, ſo haben wir uns mit dieſer Frage wiederholt beſchäftigt aus Anlaß der früher von dieſer Seite (den Sozial⸗ demokraten) geſtellten Anträge auf Anſtellung von Baukontrolleuren. Da Herr Stadtv. Gebert be⸗ ſtimmte Anträge nicht geſtellt hat, will ich hier für diejenigen Herren, die in den letzten Jahren in die Verſammlung eingetreten ſind, nur auf die Vorlage des Magiſtrats vom 22. März 1905 verweiſen, die ausführliches Material über die Frage der An⸗ ſtellung von Baukontrolleuren gibt, die die Frage behandelt ſowohl hinſichtlich der ſtädtiſchen Bauten als der nichtſtädtiſchen Bauten, und die von Ihnen in der Sitzung vom 29. März 1905 ebenfalls er⸗ örtert worden iſt. Damals hat die Stadtverordneten⸗ verſammlung ſich offenbar auf den Standpunkt des Magiſtrats geſtellt, wonach der Magiſtrat zum mindeſten bei privaten Bauten vollſtändig außer⸗ ſtande ſei, einen Einfluß auszuüben in dem Sinne, wie Herr Stadtv. Gebert es wünſcht, da uns weder die polizeilichen Zuſtändigkeiten zur Verfügung ſtehen, noch das Geſetz uns irgendwelche Maßregeln an die Hand gibt, in dieſer Richtung einzuwirken. Ich kann deshalb namens des Magiſtrats nur die Ich unverantwortlich fühlt und nicht in der Lage iſt, irgendwelche Maßregeln in Ausſicht zu ſtellen, die derartige Unfälle in Zukunft zu verhüten ge⸗ eignet ſein werden. Bei dieſer Gelegenheit möchte ich weiter aber, da der Herr Stadtv. Gebert doch in ziemlich ag⸗ greſſiver Weiſe gegen die Bautätigkeit hier in Charlottenburg vorgegangen iſt, nicht unterlaſſen, darauf hinzuweiſen, daß dieſe Frage aus Anlaß gerade des Vorfalles am Königsweg auch in tech⸗ niſchen Zeitſchriften wiederholt ſehr eingehend erörtert worden iſt, und daß in Zeitſchriften, die mir zur Verfügung geſtanden haben, anſcheinend ſehr ſachverſtändige Leute in dirett entgegen⸗ geſetztem Sinne ſich ausgeſprochen haben. Ich möchte das hier dem Herrn Stadtv. Gebert gegen⸗ über ausdrücklich feſtſtellen. Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Ich bemerke daß die der Verſammlung zugegangenen Nummern 34, 35 und 41 des Zentralblattes für das deutſche Baugewerbe ausgelegt ſind. (Der Antrag des Stadtv. Zietſch auf Be⸗ ſprechung der Anfrage wird genügend unterſtützt.) Stadtv. Zietſch: Die Anfrage, die meine Freunde an den Magiſtrat gerichtet haben, hatte ja in erſter Linie den Zweck, den Magiſtrat überhaupt um eine Austunft über die Urſachen des Unglücks zu erſuchen. In Verbmdung damit haben wir ſelbſtverſtändlich die Pflicht gehabt, eine Maßregel anzuregen, die nach unſerer Meinung geeignet iſt, derartigen Unglücksfällen vorzubengen, d. h. die Forderung nach Bautontrolleuren zu erheben. Anſtatt der Ausführungen des Herrn Bürger⸗ meiſters, der ſich ja in erſter Linie wieder gegen dieſe leider zu alte, immer noch unerfüllte Forderung unſererſeits ausgeſprochen hat, wäre es mir lieber geweſen, der Herr Bürgermeiſter hätte uns hier irgendwelche Auskunft über die wirklichen Urſachen des Unglücks gegeben. Wir haben dieſe Anfrage nicht geſtellt aus irgendwelchen Gründen, die außerhalb dieſes Hauſes liegen können, ſondern uns lag in erſter Linie daran, durch eine zufriedenſtellende Er⸗ tlärung ſeitens des Magiſtrats beruhigend auf die Bevölkerungstreiſe in Charlottenburg zu wirken. Es beſteht ein ſtarker Hang in der Bevölterung, aus Einzelfällen zu verallgemeinern, und man ſagt ſich vielleicht: wenn dort ein Haus zuſammenſtürzt, dann wiſſen wir nicht, was an andern Stellen paſſieren kann, wo die Häufer auch derartig ſchwind⸗ ſüchtig ſchnell aufgebaut wurden wie hier. Der Herr Bürgermeiſter hätte dieſe Austunft geben können, und er hätte ſich — auch im Namen des Magiſtrats — nichts zu vergeben brauchen, wenn er hier erklärt hätte: der Magiſtrat hat eine Unter⸗ ſuchung angeſtellt oder anſtellen laſſen über die Urſachen des Unglücks, oder wenn er das nicht ſelbſt tun konnte, daß er wenigſtens Schritte getan hätte, damit die königliche Baupolizei eine derartige Unterfuchung eingeleitet hätte. Und er hätte ja hinzufügen können: wir haben Material nicht zur Hand, wir werden darauf zurückkommen. Wir hätten uns damit begnügt und hätten die Be⸗ ſprechung des Falles auf den Tag dieſer Mitteilung vertagt. Auf alle beſonderen Einzelheiten, dir als Erklärung abgeben, daß der Magiſtrat ſich auch für Gründe zu dieſem Unglück mitſprechen, einzu rehen den Fall, der am Königsweg paſſiert iſt, vollſtändig will ich mir heut 2 Wir werden Gelegenheit