—— 468 40 Millionen aufgenommen, welche letzteren ſondern ſie beträgt nach den neueſten, ſchon verbraucht ſind. (Hört, hört!) Alſo, meine Herren, es wird in der Rede geſagt — nach den Zeitungsberichten —, daß die 1908er Anleihe ſchon verbraucht ſei! Sodann führte Herr Zander aus, daß wir nach ſeiner Anſicht vor⸗ ausſichtlich mit einem Defizit von 3 Millionen in das neue Jahr hineintreten würden. (Heiterkeit.) Nun, meine Herren, wer das Gruſeln noch nicht kannte, der konnte es im Haus⸗ und Grund⸗ beſitzerverein durch die Etatsrede des Herrn Kollegen Zander lernen. Wenn ich dieſen Tatbeſtand in Zuſammenhang mit dem Gegenſtande der Tages⸗ ordnung bringe, ſo muß ich mich doch eigentlich fragen: wer hat den Mut, 270 000 ℳ aus Anleihe⸗ mitteln zu bewilligen, die bereits verbraucht ſind? (Heiterkeit.) 2 Meine Herren, ich will nicht weiter in die Materie einſteigen. Ob die Zeitungsberichte nun richtig oder nicht richtig ſind, jedenfalls ſind dadurch Bemerkungen in die Offentlichkeit gelangt, die uns ſtark berühren, um ſo mehr berühren, da der ſchuldige oder unſchuldige Urheber dieſer Bemerkungen ein Kollege von uns iſt. Ich richte deshalb an den Magiſtrat die Bitte, hier einmal vor der Offentlich⸗ keit die unrichtigen Ziffern richtigzuſtellen; denn wir ſind dies, glaube ich, nicht nur der Würde des Magiſtrats, ſondern auch der Würde der Stadt⸗ verordnetenverſammlung ſchuldig. (Sehr richtig! und Bravo!) Stadtrat und Kämmerer Scholtz: Meine Herren, im Anſchluß an die Worte des Herrn Vor⸗ redners kann ich auch namens des Magiſtrats er⸗ klären, daß wir dem Herrn Vorredner nur dankbar dafür ſein können, daß er Gelegenheit genommen hat, dieſe Anfrage an den Magiſtrat zu richten und uns damit Gelegenheit gegeben hat, hier in der Offentlichkeit dieſe Zahlen, die uns auch heute ein gewiſſes Gruſeln verurſacht haben, richtig zu ſtellen. Zunächſt iſt gefragt worden, wie es mit den Mitteln der Anleihe aus dem Jahre 1908 ſtände. Nach den Zeitungsberichten ſoll geſagt worden ſein, dieſe Mittel ſeien verbraucht. Meine Herren, das iſt ein ſehr erheblicher Irrtum. Von dieſer Anleihe des Jahres 1908 iſt überhaupt nur die erſte Hälfte bisher im Betrage von 20 Millionen begeben worden, die andere Hälfte iſt überhaupt noch nicht begeben worden, und von der erſten Hälfte iſt zur⸗ zeit noch ein Betrag von rund 11 Millionen Mark disponibel. (Hört, hört! und Heiterkeit.) Die Angabe iſt alſo ſo falſch, daß tatſächlich gegen⸗ über dem Nichts, das hier vorhanden ſein ſoll, ein Betrag von 31 Millionen noch buchmäßig vor⸗ handen iſt. 9 (Hört, hört!) Ferner iſt auf das Anwachſen der Schulden⸗ laſt hingewieſen worden, und nach dem Berichte einer größeren Zeitung ſoll geſagt worden ſein, daß die Schuldenlaſt in einem Zeitraume von 5 Jahren von 70 Millionen auf 180 Millionen ge⸗ ſteigert worden ſei. Auch hier liegt ein ſehr er⸗ heblicher Irrtum vor. Zunächſt beträgt die Schul⸗ denlaſt der Stadt Charlottenburg überhaupt nicht 180 Millionen, (chört, hört!) ———— ganz ge⸗ nauen Aufſtellungen vom 1. April d. I. rund 107 353 000 ℳ. (Hört, hört!) Zu dieſer Summe kommen naturgemäß noch vom Juli und vom Oktober Beträge hinzu, die aber im Verhältnis zur Geſamtſumme von 107 Millionen nicht ſehr erheblich ſind. Wenn man ſich ein Bild davon machen will, wofür dieſe Summen aus⸗ gegeben worden ſind, und ob es tatſächlich im rich⸗ tigen Sinne des Wortes reine Schulden ſind, ſo muß man darauf eingehen, was für dieſe 107 Mil⸗ lionen, oder mögen es auch 112 Millionen jetzt ſein, geleiſtet worden iſt. Da möchte ich Ihnen mit⸗ teilen, daß dieſe 107 Millionen ſich in der Haupt⸗ ſache auf gewinnbringende Unternehmungen ver⸗ teilen. Gasanſtalt, Elektrizitätswerk und Waſſer⸗ werke abſorbieren davon allein einen Betrag von 42¼ Millionen. Andere Unternehmungen, welche die Koſten der Verzinſung und Tilgung ſelbſt auf⸗ bringen — das ſind Kanaliſationswerke, Lade⸗ ſtraßen — abſorbieren einen weiteren Betrag von 10 113 000 ℳ. Ferner kommt als Schuldner der Geſamtſchuldenlaſt der Grundſtückserwerbsfonds in Frage, der, wie Sie wiſſen, in ſich ſelbſt balanzieren muß, mit einem Betrage von 13 729 000 ℳ, ſo daß von der gewaltigen Schuldſumme, die vor⸗ handen ſein ſoll, nämlich 180 Millionen, für die allgemeine Verwaltung, alſo für diejenige Ver⸗ waltung, bei der die Steuern zur Verzinſung und Amortiſation der Schulden herangezogen werden müſſen, nur rund 37 089 000 ℳ übrig bleiben. (Hört, hört!) Dann iſt ferner geſagt worden, daß dieſe An⸗ leihen in den letzten fünf Jahren von 70 Millionen auf 180 Millionen angewachſen ſeien, ſich alſo die Anleiheſchuld um 110 Millionen verſtärkt hätte. Ich habe in der Eile der Zeit von heute nachmittag um %3 Uhr bis jetzt nicht lediglich genau die Zahlen vor 5 Jahren feſtſtellen können; aber ich will noch 3 Jahre zulegen: ich habe die genaueſten Zahlen ſeit dem Jahre 1900 genommen, gehe alſo noch viel weiter, als nach den Zeitungsnotizen der be⸗ treffende Herr Redner gegangen ſein ſoll, und da ſtellt ſich heraus, daß ſeit 1900 ein Mehr an Schulden von 68 Millionen entſtanden iſt, und von dieſem Mehr entfallen allein auf diejenigen Unterneh⸗ mungen, die gewinnbringend ſind, oder auch ſolche Unternehmungen, welche die Koſten der Verzin⸗ ſung und Tilgung ſelbſt aufbringen, 46,3 Millionen, (hört, hört!) ſo daß alſo ein Mehr nicht von 110 Millionen Schulden entſtanden iſt, ſondern tatſächlich nur ein Mehr von Schulden, die die allgemeine Verwaltung belaſten, von ungefähr 22 Millionen. Es iſt aber — ich nehme naturgemäß die Zeitung zur Unterlage; ich weiß nicht, ob alles das richtig iſt, was darin ſteht, aber es ſoll doch geſagt ſein — dann geſagt worden, daß der Ver⸗ waltungsüberſchuß dieſes Jahres ein Minus von 250 000 ℳ ergeben habe. Meine Herren, Sie haben ja ſchon eine Vorlage in Händen gehabt, wonach der Verwaltungsüberſchuß dieſes Jahres 1 364 000 und ſo und ſo viel Mark beträgt. Es iſt allerdings geſagt worden — in einer Zeitung habe ich das gefunden —, darin ſtecke eine Million aus dem Jahre 1906. Das iſt ein Irrtum. Alle dieſe Beträge, die Ihnen hier genannt worden ſind, ſtammen ſelbſtverſtändlich lediglich aus dem Jahre 1907. 8 (Hört, vört 1) , . 444