472 —— Ich ſelbſt habe gewarnt, das Grundſtück zu kaufen, in einem Etatsvortrage mal vorkommen können, und habe beantragt, man ſolle ruhig alle Inſtanzen durchgehen und ſehen, wie die Gerichte im 3wangs⸗ enteignungsverfahren entſcheiden; aber die Mehrheit war, wie das gewöhnlich vorkommt, anderer Mei⸗ nung als ich, und ſo haben wir dem Herrn Zander, wenn ich nichti rre, 20 000 ℳ mehr bezahlt, als wir urſprünglich dafür ausgeworfen hatten. (Hört, hört!) Und wir waren in einer Zwangslage, wir brauchten das Grundſtück. Das iſt ja eben das Unglück, daß wir manchmal gezwungen ſind, beſtimmte Grund⸗ ſtücke zu kaufen, und daß dann die Eigentümer die Notlage der Stadt ausnutzen. (Heiterkeit.) Wenn Herr Zander ein gutes Werk tun wollte, dann ſollte er wieder einmal in die Verſammlung des Haus⸗ und Grundbeſitzervereins gehen und dort den Grundbeſitzern zu Gemüte führen, daß ſie, wenn die Stadtgemeinde Grundſtücke braucht, nicht allzu hohe Preiſe fordern, damit das Defizit nicht noch größer wird. (Heiterkeit.) Im übrigen haben mich die Ausführungen des Herrn Kämmerers erfreut, namentlich der Satz, worin er ſagte: wir würden beſſer daſtehen, wenn unſere Vorfahren vor 20 Jahren mehr Grundſtücke gekauft hätten. (Sehr richtig!) Meine Herren, das iſt der Grundſatz, den wir ſtets vertreten haben und jetzt wieder vertreten, indem wir ſo energiſch die Einführung der Wertzuwachs⸗ ſteuer verlangen, die ja ſchließlich nur der erſte Schritt zur Kommunaliſierung des Grund und Bo⸗ dens iſt. Ich hoffe, daß der Magiſtrat durch ähnliche Außerungen, wie ſie Herr Kollege Zander getan hat, angeregt wird, immer weiter auf dieſem Wege fortzuſchreiten, bis er ſchließlich auf den Standpunkt kommt, auf dem wir ſtehen. Vorſteher Kaufmann: Herr Kollege Hirſch, Sie haben geſagt, Herr Kollege Zander habe die Stadt übers Ohr gehauen. Stadtv. Hirſch: Nein, nein, ich habe von „einem Herrn Zander“ geſprochen. (Heiterkeit.) Vorſteher Kaufmann: Es war aber Herr Kollege Zander dem Sinne nach gemeint. Ich habe die Außerung mehr humoriſtiſch aufgefaßt und nicht in dem Sinne, daß Sie damit die Abſicht gehabt hatten, Herrn Kollegen Zander aus dem Beſtreben, einen möglichſt hohen Preis zu erzielen, einen Vorwurf zu machen. Stadtv. Hirſch: Nanu! Ich habe nicht von Herrn Stadt v. Zander geſprochen; ich weiß gar nicht, wer jener Herr Zander iſt. (Große Heiterkeit.) Stadtv. Wöllmer: Meine Herren, da ich dieſe Debatte angeregt habe und auch heute Nach⸗ mittag den Herrn Kämmerer gebeten habe, ſich auf eine Antwort zu präparieren, ſo glaube ich, wohl ſagen zu dürfen, daß wir dem Herrn Kämmerer für ſeine ausführlichen Ausführungen dankbar ſein können. Ich hätte nicht etwa ein ſolches „Schlacht⸗ feſt“ herbeigeführt, nicht aus dem Grunde habe ich dieſe Debatte angeregt, um kleine Irrtümer, die richtig zu ſtellen — das wäre ja nicht ſchön von mir geweſen —, ſondern weil die Tendenz, die in dem Vortrage des Herrn Stadtv. Zander lag, geeignet war, die Würde der Stadt Charlottenburg herabzuſetzen. (Sehr richtig!) Deshalb habe ich die erſte Gelegenheit benutzt, um Herrn Kollegen Zander entgegenzutreten und ſeine Ausführungen richtig zu ſtellen. (Bravo!) Stadtv. Zander: Meine Herren, ich halte es unter meiner Würde, auf die Angriffe des Herrn Hirſch, ſoweit ſie mich perſönlich betreffen und mein Grundſtück in der Wallſtraße, zu antworten. Ich will hier nur zur Kenntnis der Verſammlung bringen, daß eine Tendenz mir bei meiner ſoge⸗ nannten Etatsrede im Haus⸗ und Grundbeſitzer⸗ verein abſolut nicht innegewohnt hat, ſondern ich habe ganz glatt nach unſerm Etat referiert und habe mich jeder Außerung darüber enthalten, ob es ſo oder ſo ſein würde. Ich habe auch von den 3 Millionen geſprochen — ich weiß das ganz genau und kann das ganz genau auseinanderſetzen —; ich habe aber niemals geſagt, wir haben eine Unterbilanz von 3 Millionen, oder wir werden eine Unter⸗ bilanz von 3 Millionen haben, ſondern ich habe ge⸗ ſagt: „In der Verſammlung vom 23. September hat Herr Stadtv. Dr Stadthagen folgendes aus⸗ geführt: durch die Zeitungen gehe die Nachricht, daß wir 1,36 Millionen Mark Überſchuß haben; und er hat weiter geſagt: meine Herren, laſſen Sie ſich durch dieſe Zahlen nicht täuſchen, denn erſtens iſt 1 Million davon kein Überſchuß aus dieſem Jahre, ſondern ſie wird immer aus dem Jahre vorher übernommen; zweitens hat er geſagt: von den 0,36 Millionen haben wir bereits 254 000 ℳ für Pflaſterungen gebraucht, ſo daß nur 110 000 ℳ— übrig bleiben; und drittens hat er geſagt: wir haben 367 000 ℳ. aus dem Ausgleichsfonds ge⸗ nommen, ſo daß wir alſo nicht 1,36 Millionen Mark übrig behalten haben, ſondern daß wir 257 000 ℳ zugeſetzt haben“. Dann habe ich weiter deduziert: wenn wir dieſe Mittel im nächſten Jahre nicht wieder mit hinüber nehmen können, wenn dann die Gasſteuer und die Elektrizitätsſteuer eintreten ſollte, wenn das alles eintreten ſollte, ſo kann es wohl dahin kommen, — genau zuſammenge⸗ rechnet, meine Herren — daß 3 Millionen weniger herauskommen, als, um unſern Etat zu decken, herauskommen müſſen, — und ich habe dann ge⸗ ſagt: deshalb halte ich es für notwendig, daß in jeder Art und Weiſe geſpart wird. Ich habe auch weiter geſagt, daß die ganzen Anleihen, die wir gemacht haben, zu wirtſchaftlichen Zwecken ge⸗ braucht ſind und ſich ſelbſt verzinſen. Ich habe weiter geſagt — ich entſinne mich deſſen ganz genau —, daß 5 Millionen von den 8 Millionen, die an Schuldenzinſen gezahlt werden, aus unſern wirtſchaftlichen Einnahmen gedeckt werden und nur 3 Millionen aus den andernEinnahmen zu decken übrig bleiben. Das habe ich alles ausdrücklich geſagt. Das iſt alles heute aus dem Zuſammenhang herausgeriſſen worden. Alſo, meine Herren, es iſt eben alles darauf abgeſehen, mich abzuſchlachten und vor der Offentlichkeit mich lächerlich zu machen. Daß eine Mehrheitspartei ſich dies leiſten kann, liegt klar auf der Hand.