—, 473 Borſteher Kaufmann: Meine Herren, ich habe einige Worte hinzuzufügen, weshalb ich dieſe Debatte bei Gelegenheit des Antrages, aus den Anleihemitteln für die Waſſerwerke etwas zu ge⸗ währen, zugelaſſen habe. Ich glaube, es war hier am Platze, weil von unſerer Anleihewirtſchaft die Rede war, und ich bin Herrn Kollegen Wöllmer dankbar, daß er dem Herrn Kämmerer Gelegenheit gegeben hat, in der Offentlichkeit die Verhältniſſe Charlottenburgs klarzuſtellen. Denn die Auße⸗ rungen, die ja unbeſtritten gefallen ſind, die Herr Kollege Zander auch zugibt getan zu haben — er will ſie eben nur anders verſtanden wiſſen —, ſind geeignet, den Kredit der Stadt Charlotten⸗ burg aufs ſchwerſte zu ſchädigen. (Bravo!) Wenn Herr Kollege Zander am Schluß davon ſprach, daß eine Partei verſuche, ihn abzuſchlachten, ſo iſt er im Irrtum. Denn wie ich bis jetzt die Debatte habe verlaufen ſehen, iſt die ganze Stadt⸗ verordnetenverſammlung in der Entrüſtung über Außerungen eines Stadtverordneten in einer öffent⸗ lichen Verſammlung, die er zum mindeſten in un⸗ überlegter Weiſe dort getan, einig. (Lebhaftes Bravo.) (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Wöllmer (Schluß wort): Meine Herren, der Berichterſtatter erklärt ſich durch die Ausführungen des Magiſtrats und durch die Debatte für befriedigt und bittet Sie, die 270 000 ℳ zu bewilligen, ſie aus der Anleihe von 1908 zu entnehmen und ſomit die Magiſtrats⸗ vorlage anzunehmen. 2. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Ma⸗ giſtrats, wie folgt: a) Der Erweiterung der Filteranlage des Waſſerwerks Jungfernheide nach dem vor⸗ gelegten Bauentwurf nebſt Koſtenan⸗ ſchlag wird zugeſtimmt. b) Die Koſten im Betrage von 270 000 ℳ ſind aus Anleihemitteln zu entnehmen.) Vorſteher Kaufmann: Punkt 6 der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. Nachbewilligungen im Armenetat für 1908. — Druckſache 415. Berichterſtatter Stadtv. Holz: Meine Herren, nach den erfreulichen Aufklärungen, welche wir ſoeben von dem Herrn Kämmerer erhalten haben, werden Sie mit um ſo größerer Sicherheit dem Antrage zuſtimmen, welchen der Magiſtrat zu Punkt 6 der Tagesordnung geſtellt hat. Es werden Nachbewilligungen im Armenetat beantragt, die allerdings die verhältnismäßig enorme Höhe von 95 500 ℳ erreichen; das würde gegenüber dem Geſamtetat zurzeit ſchon eine Steigerung von etwa 9 % bedeuten. Aber, meine Herren, mit Rückſicht auf die Begründung dieſer Vorlage und mit Rückſicht darauf, daß unſere Finanzverhält⸗ niſſe Gott ſei Dank geſunde, glückliche und gute ſind, werden Sie gar kein Bedenten tragen können, dem Antrage des Magiſtrats ohne weiteres zuzu⸗ ſtimmen. Die ungünſtigen Verhältniſſe auf dem Wirt⸗ ſchaftsmarkt, die wirtſchaftliche Notlage, in der ſich jetzt alle, beſonders die unteren Stände, be⸗ finden, haben naturgemäß auch eine größere In⸗ anſpruchnahme des Armenetats zur Folge. Wenn die wirtſchaftlichen Verhältniſſe überhaupt ein Grad⸗ meſſer für die Entwicklung eines Gemeinweſens ſind, ſo ſind ſie auch ein Gradmeſſer dafür, ob und inwieweit die Anſprüche der Armenverwaltung zu erhöhen ſind. Die Magiſtratsvorlage weiſt darauf hin, daß ſchon die erhöhte Arbeitloſigkeit, welche im Laufe dieſes Jahres in beſonders ver⸗ ſtärktem Maße eingetreten iſt, Veranlaſſung geben mußte, größere Mittel einzuſtellen und zu be⸗ willigen als bisher. Meine Herren, Sie erinnern ſich, daß uns die Arbeitsverhältniſſe, der Arbeits⸗ markt auch in dieſem Jahre wiederholt beſchäftigt haben, und ich würde dem Magiſtrat dankbar ſein, wenn er uns vielleicht heute, im Anſchluß an dieſe Vorlage, Mitteilung darüber machen würde, ob im Schoße des Magiſtrats Beſchlüſſe gefaßt worden ſind, um die arbeitsloſen Mitbürger unſerer Stadt zu beſchäftigen, um ſie davon abzuhalten, ſich zur Linderung ihrer Not an die Armenver⸗ waltung zu wenden. Wenn das geſchehen würde, würde in der Tat ein erheblicher Teil derjenigen Anſprüche, welcher im Laufe des Jahres außer dieſer Vorlage zur Befriedigung der Anſprüche der Armenverwaltung noch ferner an uns heran⸗ treten wird, beſeitigt werden können. Wie ſich die Not und der Niedergang der wirt⸗ ſchaftlichen Verhältniſſe im einzelnen geltend macht, finden Sie in der Vorlage zu 1 bis 6 ſo anſchaulich begründet, daß ich nur darauf zu verweiſen brauche. Erinnern will ich Sie nur an die fortgeſetzte Steige⸗ rung aller Lebensbedürfniſſe, welche uns zu einer Teuerungszulage von 7 ½ % an alle Beamten, Angeſtellten und Arbeiter veranlaßt hat. Ich bin ſelbſt Mitglied der Armendirektion und kann ver⸗ ſichern, daß die Begründung ſich nicht bloß mit den Akten im Einklang befindet, ſondern auch mit den tatſächlichen Verhältniſſen. Alle Anſprüche, welche an die Armenverwaltung herantreten, werden ſorgfältig geprüft, und nur das Notwendigſte, dasjenige, was man überhaupt auf Grund der heutigen ſozialen Verhältniſſe gewähren muß, wird gewährt. Deshalb bin ich der Anſicht, Sie werden die Vorlage annehmen, als notwendige Konſequenz der Verhältniſſe. Stadtrat Samter: Meine Herren, geſtatten Sie mir einige Worte auf die Anfrage des Herrn Referenten. Der Magiſtrat hat ſich in ſeiner letzten Sitzung mit der Frage etwaiger Notſtandsarbeiten und ſonſtiger Fürſorge für die Arbeitsloſigkeit be⸗ ſchäftigt und eine Reihe von Beſchlüſſen gefaßt, die ich leider nicht im Wortlaut mitteilen kann der Dezernent, Herr Stadtrat Jaſtrow, iſt nicht hier —, aber dem Sinne nach wiedergeben werde. Es ſollen Notſtandsarbeiten zur Beſchäftigung Arbeitsloſer in Ausſicht genommen werden: Ein⸗ mal Arbeiten auf einem Kompoſtplatz der Park⸗ verwaltung, wo etwa 60 Mann dauernd beſchäftigt werden können. Ferner ſollen bei der Straßen⸗ reinigung neue Kolonnen gebildet werden, um die Außenbezirke, in denen jetzt die Straßen nur ein⸗ oder zweimal wöchentlich gereinigt werden können, mehr als bisher zu reinigen; es werden im ganzen etwa 200 Mann dabei beſchäftigt werden können. Die Mittel hierfür ſollen aus den Mitteln ent⸗