474 nommen werden, die im Etat des Arbeitsnach⸗ Armenverwaltung zur Verfügung hat, der Er⸗ weiſes für ſolche Fälle vorgeſehen ſind. Dieſe Poſition wirft allerdings nur 500 ℳ aus, es werden aber ſpäter weitere Mittel zur Verſtärkung dieſer Poſition beantragt werden. Ferner iſt in Aus⸗ ſicht genommen, Bauarbeiten, die ſonſt im Winter nicht ausgeführt werden, verſuchsweiſe in dieſem Winter auszuführen; wenn das Wetter es zuläßt, ſoll verſucht werden, den ganzen Winter durch⸗ zuarbeiten. Ich glaube, daß es auf dieſe Weiſe gelingen wird, nach Möglichkeit dem Notſtande zu ſteuern, wenn er wirklich noch längere Zeit andauern ſolle. Stadtv. Zietſch: Meine Herren, ſelbſt⸗ verſtändlich ſind meine Freunde und auch ich für dieſe Nachbewilligung von 95 500 ℳ. Wenn der Betrag ſich durch die Notwendigkeit erhöht hätte, würden wir ſelbſtverſtändlich auch ohne weſentliche Debatte einer weiteren Forderung zugeſtimmt haben, weil durch dieſe Ausgaben ſoziale Verpflich⸗ tungen der Stadt eingelöſt werden. Was mich in erſter Linie zum Reden veranlaßt, das ſind einzelne Teile der Begründung dieſer Vorlage, weil die betreffenden Stellen dieſer Be⸗ gründung ſich faſt wörtlich mit dem decken, was von meinen Freunden im Februar dieſes Jahres auch hier in der Stadtverordnetenverſammlung und in den Ausſchüſſen geſagt worden iſt, die ſich mit der weiteren Beratung der Arbeitsloſenfürſorge und der Arbeitsloſenfrage beſchäftigt haben. Schon im Februar dieſes Jahres wieſen wir auf die ſchon damals ſtark in Erſcheinung getretene Arbeits⸗ loſigkeit in Charlottenburg, dann im ganzen Bezirk von Groß⸗Berlin hin. Wir betonten auch ſchon damals, daß es nicht bei dieſem Umfang der Ar⸗ beitsloſigkeit bleiben wird, ſondern daß der kom⸗ mende Sommer und in noch viel größerem Maße der nächſte Winter, an deſſen Schwelle wir uns jetzt befinden, die Steigerung der Arbeitsloſigkeit bedeutend größer erſcheinen laſſen würde. Da⸗ mals war es aber gerade der Herr Dezernent des Armenweſens, Herr Stadtrat Samter, der die Aufgabe übernommen hatte, hier nachzuweiſen, daß im vergangenen Winter ſich die Arbeitsloſigkeit noch gar nicht einmal in dem erſchreckenden Maße gezeigt habe, daß nach dem Material, das der Armenverwaltung zur Verfügung ſtände, von einem ſtarken Notſtande geſprochen werden könnte. Die Mehrheit der Stadtverordnetenverſammlung gab ja auch den Ausführungen des Herrn Stadtrats Samter nach. Man trug ihnen Rechnung. Und die Mehrheit der Stadtverordnetenverſammlung ſtellte es dem Wohlwollen des Magiſtrats anheim, im gegebenen Augenblick die nötigen Maßnahmen gegen die Arbeitsloſigkeit zu treffen. Heute ſehen wir aus der Begründung der vorliegenden Vorlage des Magiſtrats, daß feſtgeſtellt worden iſt, daß ſchon im Sommer die Arbeitsloſigkeit in ganz außer⸗ gewöhnlichem Maßſtabe geſtiegen iſt, das heißt im Sommer, wo im allgemeinen die Arbeitsgelegen⸗ heit . iſt als in den Wintermonaten. Die Magiſtratsvorlage ſpricht eben das aus, was wir iW im Februar vorausſehend feſtgeſtellt und ge⸗ 10 90 haben. Ich erinnere ferner daran, daß ich ſchon einmal Gelegenheit genommen habe, auf einen der letzten Berichte der Armendirektion hin⸗ zuweiſen, in dem ſchon mit Nachdruck betont wurde, daß die Arbeitsloſigkeit in vergrößertem Umfange Platz gegriffen hat, daß alſo die Mittel, die die ſchöpfung entgegen gehen. Wenn man ſchon im Februar unſeren In⸗ tentionen gefolgt wäre, wenn damals die Mehrheit der Stadtverordnetenverſammlung und der Ma⸗ giſtrat unſeren Anregungen Folge gegeben haben würden, würden wir heute in der Löſung der Arbeitsloſenfürſorge in Charlottenburg ſchon be⸗ deutend weiter ſein. Vielleicht hätten wir ſchon eine Einrichtung ſchaffen können, durch die die Mehrforderungen für den Armenetat unterbunden worden wären; denn was uns bei der Regelung der Arbeitsloſenfürſorge und der Entlaſtung des Armenetats beſonders wertvoll geweſen wäre, das liegt auf dem Gebiete der Rechtloſigkeit derjenigen, die aus den Mitteln des Armenetats Unterſtützungen beziehen. Alle, die aus dem Armenetat irgend⸗ welche Unterſtützungen bekommen, werden ja heute politiſch entrechtet. Wir hätten damals ſelbſt⸗ verſtändlich, wenn wir unſere Anregung durch⸗ geſetzt hätten, in bezug auf die Erleichterung der Notlage der Arbeitsloſen auch gewünſcht — und hoffentlich auch durchgeſetzt; dafür wäre auch Neigung im Magiſtrat geweſen —,mit dieſer Unter⸗ ſtützung der Arbeitsloſen keine entrechtende Nach⸗ wirkung zu verbinden; das war für uns damals die Hauptſache. Nun iſt hier die prompte Anfrage an den Herrn Berichterſtatter, an den Magiſtrat gerichtet, wie es mit der Fürſorge für Arbeitsloſe in Charlottenburg ſteht, und ebenſo prompt iſt auch von dem Herrn Magiſtratsvertreter darauf geantwortet worden. Wir haben gehört, daß in dem nächſten Monat, eventuell den ganzen Winter hindurch, ſogenannte Notſtandsarbeiten ausgeführt werden ſollen; dabei ſollen ſo und ſo viele Leute beſchäftigt werden. (Zuruf.) — 260 Leute können dabei beſchäftigt werden. Das würde ſelbſtverſtändlich auch nur einen Tropfen auf einen heißen Stein für Charlottenburg be⸗ deuten; aber eventuell können die Arbeiten noch ausgedehnt werden. Man wird ſich auch im Magiſtrat davon überzeugen laſſen, eventuell durch die Mitglieder der gemiſchten Deputation, die hier zur weiteren Beratung der Arbeitsloſenfürſorge eingeſetzt iſt, daß weitere Arbeiten in Angriff ge⸗ nommen werden, die ſonſt hinausgeſchoben werden würden. Aber immerhin, wenn wir auch das Be⸗ ſtreben des Magiſtrats anerkennen, daß etwas getan werden ſoll, um der Arbeitsloſigkeit entgegen⸗ zutreten, ſo müſſen wir bei dieſer Gelegenheit auch wiederholen und betonen, daß ſelbſt dieſe Fürſorge des Magiſtrats gegenüber der beſtehenden Arbeitsloſigkeit, das Beſtreben des Magiſtrats, der Arbeitsloſigkeit hemmend entgegenzutreten, keinen Erfolg haben kann und nicht haben wird, ſondern man wird bei dieſen ſogenannten Notſtands⸗ arbeiten nur einen Teil von Leuten beſchäftigen können, und zwar Leute, die ſonſt an beſonders qualifizierte Arbeit nicht gewöhnt ſind. Wir ſetzen unſere Hoffnung, unberechnet der Aufgaben, die der Magiſtrat Ihnen heute vorgetragen hat, un⸗ verkürzt darauf, daß in allernächſter Zeit die ge⸗ miſchte Deputation zur Beratung der Arbeits⸗ loſenfürſorge ſich mit dieſer Frage eingehender beſchäftigt, und daß dann innerhalb des Rahmens der Aufgaben dieſer Deputation geeignete Maß⸗ regeln getroffen werden, um auf dauernde Zeiten ſelbſt qualifizierten Arbeitern, die arbeitslos ge⸗ worden ſind, eine Exiſtenzerleichterung zu ver⸗