479 die Jubelfeier der Geburt der Städteordnung, der der Magiſtratsvorlage vorgenommen haben. Auch Selbſtverwaltung in einer Zeit feiern muß, die man vielleicht als das ſchwarze Jahr der Selbſtver⸗ waltung zu bezeichnen alle Veranlaſſung hat, (Sehr richtig!) einer Zeit, in der man gerade auf de m Gebiete Teile der Selbſtverwaltung herauslöſt, auf dem die Selbſtverwaltung die herrlichſten Blüten und Früchte gezeitigt hat, nämlich auf dem Gebiete der Schul⸗ verwaltung. Wir werden möglicherweiſe auch noch nach der Richtung hin heute Stellung zu nehmen haben. Nun, meine Herren, das, was uns trübe ſtimmt, kann uns ſelbſtverſtändlich nicht veranlaſſen, der Magiſtratsvorlage ablehnend gegenüberzutreten, ſondern im Gegenteil, wir wollen gerade durch die Anerkennung jener großen Zeit, jener großen Ent⸗ wicklungsperiode der Städteordnung zur Ausdruck bringen, daß die Städte feſthalten an jenen Funda⸗ menten, auf denen damals die Selbſtverwaltung errichtet iſt. Wir wollen damit den Wunſch zum Ausdruck bringen, man möge hier einmal rückſchritt⸗ lich ſein, das heißt, zu jenen Zeiten zurückkehren, in denen man volles Vertrauen zum Bürgerſinn hatte, und wir wollen zum Ausdruck bringen, daß wir mit dieſem Erinnerungszeichen den Wunſch verknüpfen, daß der Selbſtverwaltung des Bürgers mehr Spielraum gewährt werde, als es leider in der letzten Zeit der Fall geweſen iſt. Gilt doch jene Stiftung, jene Ehrung, abgeſehen — ich möchte das hier gleich hinzufügen — von dem dritten Teile der Vorlage, in erſter Reihe dem Schöpfer, dem großen Staatsmanne Freiherrn vom Stein, einem Staatsmanne, hervorragend durch die edelſten Bürgertugenden, durch die beſten Charakter⸗ eigenſchaften, einem Staatsmanne, an den man wiederum mit ganz beſonderer Schwermut in der heutigen Zeit erinnert wird. (Sehr richtig!) Meine Herren, wende ich mich nun zu der Vorlage, ſo ſage ich, ich hätte allerdings gewünſcht, daß wir dieſe Vorlage etwas frühzeitiger bekommen hätten, daß wir in einer Ausſchußberatung nach den verſchiedenſten Richtungen uns darüber hätten unterhalten und mit dem Magiſtrat in Unter⸗ handlungen eintreten können, ob vielleicht nach der einen oder andern Seite eine Anderung an⸗ gebracht erſcheint. Der Magiſtrat legt Wert auf eine Beſchleunigung. Wir verſtehen das voll⸗ kommen. Am 19. November ſoll das Feſt gefeiert werden, und zwar gefeiert in der würdigen Form, wie es der Magiſtrat vorgeſchlagen hat. Ich darf die Verſicherung abgeben, daß meine Freunde in der Beziehung ganz auf dem Boden ſtehen, den der Herr Berichterſtatter heute gezeichnet hat: wir freuen uns, daß nicht durch äußeres Gepränge, ſondern in würdiger Weiſe die Feier begangen werden ſoll. Der erſte und der zweite Teil der Vorlage, die Punkte a und b, haben durch den Herrn Bericht⸗ erſtatter eine Anderung erfahren. Der Bericht⸗ erſtatter hat von einem Antrage des Senioren⸗ konvents geſprochen. Ich glaube, wir brauchen uns nicht mit der formellen Seite der Angelegenheit zu beſchäftigen, ob es einen derartigen Antrag des Seniorenkonvents gibt. Ich kann namens meiner Freunde erklären, daß wir jedenfalls der Meinung ſind, daß die Herren, die im Seniorenkonvent in einen Meinungsaustanſch über die Vorlage ein⸗ getreten ſind, in den Punkten aund b Verbeſſerungen uns will es ſcheinen, daß 50 000 ℳ für die Er⸗ richtung einer Stiftung für Perſonen, die im Ehren⸗ dienſte der Stadt tätig geweſen ſind, doch eine zu beſcheidene Summe ſind, und daß es richtiger iſt, den Betrag ſofort auf 100 000 ℳ feſtzuſetzen. Dabei legen wir nicht entſcheidenden Wert darauf, daß die 100 000 ℳ ſofort zur Verfügung geſtellt werden, ſondern die Summe kann in der Art und Weiſe aufgebracht werden, wie das vom Bericht⸗ erſtatter ſoeben in ſeinem Antrage ausgeführt worden iſt. Ferner ſind wir bereit, die Poſition b zu opfern, um die weiteren Mittel für Poſition a zu gewinnen. Wir glauben auch, daß 50000 ℳ für ein würdiges Kunſtwerk eine zu geringe Aufwendung iſt. Ein Kunſtwerk ſoll der Stadt geſtiftet werden. Wir haben Mangel an Kunſtwerken; das iſt richtig. Aber, meine Herren, greifen wir doch den wohl⸗ habenden Kunſtmäzenen Charlottenburgs nicht vor! (Heiterkeit.) Wir haben ja zwar nach der Richtung hin nicht gerade auf die glänzendſten Erfolge hinzuweiſen; aber vielleicht war jener erſte Verſuch eben nur ein zaghaftes Taſten, bei dem man nicht die richtigen Wege gefunden hat. Wenn ich an die letzten Jahre zurückdenke, in denen wir reiche Legate für die Stadt erhalten haben, dann darf wohl auch hier die Erwartung ausgeſprochen werden, daß die Zeit kommen wird, wo man in der Stadt Charlotten⸗ burg bereit iſt, größere Opfer auch nach der Richtung zu bringen, wie ſie die Poſition b uns weiſt. Da⸗ gegen iſt uns — wenn wir kein öffentliches Kunſt⸗ werk erhalten können — ſelbſtverſtändlich außer⸗ ordentlich ſympathiſch der Vorſchlag des Herrn Berichterſtatters, daß die Büſte des Freiherrn vom Stein im Rathaus aufgeſtellt werden ſoll. Ich will zwar nicht den Antrag nach einer be⸗ ſtimmten Richtung vervollſtändigen, möchte aber doch namens meiner Freunde heute ſchon zum Ausdruck bringen, daß die Stadtverordnetenver⸗ ſammlung in dieſem Falle großen Wert darauf legen wird, daß die Büſte des Freiherrn vom Stein im Stadtverordnetenſitzungsſaale zur Aufſtellung gelange. (Sehr richtig!) Wenn ich recht verſtanden habe, iſt eine beſtimmte Summe für die Herſtellung der Büſte von dem Antragſteller nicht ausgeworfen worden. Ich glaube, es iſt richtig, daß wir uns hier nicht mit einem beſtimmten Betrage feſtlegen. Was hat es für einen Zweck, daß wir ſagen: 3 000, 4 000, 5 000 Mark! Wir werden ſehen, was uns geboten wird, und werden dann die Summe bewilligen, die zur Herſtellung notwendig iſt. Meine Herren, es iſt nicht klargeſtellt worden — ich muß noch mit einem Wort auf Poſition a zurück⸗ kommen —, welcher Art denn eigentlich die Stif⸗ tung ſein ſoll; es heißt nur: eine Stiftung für Perſonen, die im Ehrendienſte der Stadt tätig geweſen ſind. Auch mir iſt dieſe Stiftung durch⸗ aus ſympathiſch. Ich bin, wie der Herr Bericht⸗ erſtatter, der Meinung, daß wir gerade mit einer ſolchen Stiftung vollauf der Würdigung der Ver⸗ dienſte des Freiherrn vom Stein Rechnung tragen. Ich glaube aber doch, daß es gut ſein wird, wenn es auch nicht beſonders zum Ausdruck gebracht zu werden braucht, ſchon heute darüber vollſtändig Klarheit zu ſchaffen, daß hier jedenfalls an eine Art Fürſorge für in Not geratene Ehrenbeamte oder