482 würdigen. Wir haben ſehr wenig Mittel, um ſolche ſtille, ſelbſtloſe Arbeit zu ehren. Wir haben zwar das Recht, Ehrenbürger zu ernennen, und das Recht, Stadtälteſte zu ernennen; das reicht hier aber nicht aus. Wir wünſchen nun gerade, eine Lücke auszufüllen, die ſich ſchmerzlich bemerkbar macht. Übrigens ſind wir nicht die erſte Stadt, meine Herren, die damit vorgeht. Ehrentafeln gibt es in vielen alten Städten, und ſie wirken in hervor⸗ ragender Weiſe zur Erziehung zum Lokalpatriotis⸗ mus, der uns ſehr fehlt, viel mehr als andern Städten. Sie wirken dahin, daß die Anregung gegeben wird zur Mitarbeit im Ehrendienſte der Stadt. Meine Herren, es iſt eine eigene Sache, wenn der Vater mit dem Sohne ins Rathaus kommt, an der Ehrentafel vorübergeht und ſagt: „Siehſt du, das iſt dein Großvater, der dort ehrend genannt iſt.“ Das wirkt auf die Seele der jungen, heranwachſenden Generation. Auf die Ehrentafeln ſollen nicht, Herr Dr Crüger, die Oberbürgermeiſter und Stadtverordnetenvorſteher kommen — das geht ſchon daraus hervor, daß Oberbürgermeiſter nicht Ehrenbeamte ſind —; es ſollen eben — das wiederhole ich — für die ſtille, ruhige, ſelbſtloſe Arbeit im Ehrendienſte der Stadt dieſe Ehrentafeln geſchaffen werden. Der Herr Referent hat nun eingewendet, daß dadurch ſehr viele Unzuträglichkeiten entſtehen werden. Das fürchte ich gar nicht. Meine Herren, wir vereinbaren uns mit der Stadtverordneten⸗ verſammlung immer vorher, bevor Anträge auf Ernennung zum Ehrenbürger oder Stadtälteſten geſtellt werden, und ſo würden wir es auch hier bei der Ehrentafel machen; wir würden auch hier gegenſeitige vorherige Fühlung nehmen. So werden Schwierigkeiten zweifellos ſehr leicht be⸗ ſeitigt werden; das dürfte auch der Herr Referent zugeben. Übrigens würde ich mit dem Entwurf eines beſonderen Statuts durchaus einverſtanden ſein, indem wir uns über die Grundſätze einigen, die wir für die Auswahl der Perſonen, deren Namen auf die Ehrentafeln geſetzt werden ſollen, beſtimmen wollen. Meine Bitte geht nun dahin, meine Herren, da Herr Dr Crüger für die Beratung bezüglich der Ehrentafel einen Ausſchuß vorgeſchlagen hat, daß Sie dieſen Ausſchuß einſetzen und ihm au die Beratung über die Errichtung eines Kunſtwerks in Betrage von 50 000 ℳ ſowie über die Höhe der Freiherr vom Stein⸗Stiftung überweiſen mögen. Wir können über alle dieſe Dinge im Ausſchuß noch einmal beraten — die Zeit iſt dazu da —, wenn Sie heute nur beſchließen, daß die Feier am 19. November in der von uns vorgeſchlagenen Weiſe erfolgen ſoll. (Sehr richtig!) Stadtv. Holz: Meine Herren, gegenüber den Ausführungen des Herrn Oberbürgermeiſters, welcher gewiſſermaßen ſtillſchweigend oder durch die Zeilen hindurch zum Ausdruck gebracht hat, daß es ihm nicht unerwünſcht wäre, wenn die Vor⸗ lage noch einmal in den Ausſchuß verwieſen wird, iſt eigentlich ſchwer anzukämpfen. Ich ſtimme nämlich grundſätzlich im weſentlichen mit den Aus⸗ führungen des Herrn Oberbürgermeiſters überein, ſoweit es ſich um die Würdigung Steins und um die Stiftung handelt, ebenſo mit den Ausführungen des Herrn Kollegen Dr Hubatſch, den ich noch zu überzeugen hoffe, daß neben der Stiftung ein äußeres Zeichen notwendig iſt. Ich hätte gern geſehen, wenn wenigſtens die Punkte a und b heute angenommen werden könnten, wenn im übrigen die Sache in den Ausſchuß gehen ſollte, wie Herr Kollege Dr Crüger beantragte, und wir dort nur über den Punkt e zu beraten hätten. Wir würden, wenn wir bloß über dieſen Punkt zu beraten hätten, und wenn wir die Erwägungen vergleichen, die die Herren Kollegen Dr Crüger und Dr Hubatſch ausgeſprochen haben, ſtundenlang uns im Ausſchuß zu unterhalten haben, bis wir zu einem Ziel gelangen. Deshalb würde ich grund⸗ ſätzlich den Antrag ſtellen, daß wir uns heute über die Punkte a und b ſchlüſſig machen, nicht bloß über die Feier, und daß wir nur die Frage der Ehrentafel einem beſonderen Ausſchuß überweiſen, wie Herr Kollege Dr Crüger beantragt hat. Ich will mich in der Annahme, daß mein Antrag Annahme finden wird, weiterer Ausführungen enthalten, behalte mir aber je nach dem weiteren Gang der Debatte meine Stellungnahme vor. Stadtv. Dr. Borchardt (zur Geſchäftsordnung): Ich möchte den Antrag ſtellen die geſamte Vorlage einem Ausſchuß zu überweiſen. Stadv. Wolffenſtein: Meine Herren, ich möchte dringend davor warnen, ſich nach den ge⸗ machten Vorſchlägen für die Aufſtellung einer Büſte des Freiherrn vom Stein in unſerem Rat⸗ haus zu entſcheiden. (Stadt. Holz: Sehr richtig1) Wir können ja heute noch nicht überſehen, ob ein würdiger Platz dafür vorhanden iſt. Hier in dieſem Saale würde eine Büſte nicht angezeigt ſein. Ich kann mir ein Relief hinter dem Sitz des Vorſtehers an der Stelle, wo jetzt eine für dieſen Saal ziemlich ſinnloſe Metalltafel des Ritter Georg mit dem Drachen ſich befindet, ſehr gut vorſtellen, aber keine Büſte, da die umrahmende Holzarchitektur ſchon Köpfe und Figuren genug aufweiſt. Ich ſtehe ganz auf dem Standpunkt des Herrn Oberbürger⸗ meiſters, die Angelegenheit noch einmal in einem Ausſchuß zu beraten. Stadtv. Dr. Stadthagen: Ich möchte den ch Antrag des Herrn Kollegen Dr Borchardt auf Verweiſung der ganzen Vorlage an einen Ausſchuß unterſtützen. Denn ich weiß nicht recht, wie Herr Kollege Holz zu der Erklärung kam, er wäre ganz mit dem Herrn Oberbürgermeiſter und ganz mit dem Herrn Stadtv.⸗Vorſteher⸗Stellv. Dr Hubatſch einverſtanden. (Heiterkeit.) Ich habe aus den Worten der beiden genannten Herren doch eine Differenz herausgehört, indem der Herr Oberbürgermeiſter die Annahme der Vorlage, wie ſie gegeben iſt, 1 . Herr Kollege Hubatſch aber anderſeits eine Anderung entſprechend den Beſchlüſen des Seniorenkonvents befürwortete. Da dieſe Differenz vorhanden iſt, werden wir am beſten tun, die ganze Sache noch einmal in einem Ausſchuß zu beraten. Stadtv. Holz: Die Differenz zwiſchen den Ausführungen des Herrn Oberbürgermeiſters und des Kollegen Dr Hubatſch beſteht doch nur darin, daß der Herr Oberbürgermeiſter beſonderen Wert darauf legt, ein Kunſtwerk zu ſchaffen und dafür