und Lehrer aus den vom Herrn Bürgermeiſter angeführten Gründen eine baldige endgültige Regelung nicht möglich iſt, ſo iſt ſie doch möglich für die Arbeiter. Dankbar wären wir dem Herrn Bürgermeiſter geweſen, wenn er den größten Teil ſeiner Aus⸗ führungen nicht heute erſt getan hätte, wo der Magiſtrat dazu durch eine Interpellation angeregt worden war, ſondern er hätte ſie meiner Meinung nach ſchon machen können, als ihm die Unterlagen dafür bekannt geworden waren, vor einigen Wochen, vor Monaten. Das hätte unbedingt zur Beruhigung weiterer Kreiſe beigetragen. Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Das Wort iſt nicht weiter verlangt. Der Punkt iſt erledigt. Punkt 9 der Tagesordnung: Antrag der Stadtv. Wöllmer und Gen. betr. Errichtung vermietbarer Pavillons. — Druckſache 418. Der Antrag lautet: Die Stadtverordnetenverſammlung erſucht den Magiſtrat, die Errichtung von vermiet⸗ baren Pavillons über den erbauten und zu erbauendenunterirdiſchen Bedürf⸗ nisanſtalten in Erwägung zu ziehen. Antragſteller Stadtv. Wöllmer: Meine Herren, mein Antrag hat nur den Zweck, einmal zu prüfen, ob wir uns die doch ziemlich teuren unterirdiſchen Bedürfnisanſtalten nicht auf irgend⸗ eine Weiſe verbilligen könnten. der unterirdiſchen Bedürfnisanſtalt an der Char⸗ lottenburger Brücke haben wir im Zuge der Bis⸗ marckſtraße vier unterirdiſche Bedürfnisanſtalten gebaut bzw. zu bauen, und zwar am Knie, an der Seſenheimer Straße, die ſchon fertiggeſtellt iſt, am Sophie⸗Charlotte⸗Platz und am Reichskanzlerplatz. Die Koſten dafür in Höhe von insgeſamt 140 000 ℳ ſind im Bismarckſtraßenfonds vorgeſehen. Es kommt alſo eine Anſtalt ungefähr 35 000 ℳ; ob die Anſtalt am Knie nicht etwas teurer kommen wird, wiſſen wir noch nicht; wahrſcheinlich wird das ja der Fall ſein. Immerhin ſind dieſe 140 000 ℳ zu verzinſen und koſten uns ca. 8500 ℳ jährlich. Nun, meine Herren, unterirdiſche Bedürfnis⸗ anſtalten baut man erſtens vielleicht, wenn der Platz fehlt, in Städten, wo die Straßen eng ſind, wo man für oberirdiſche keinen Platz hat, oder zweitens aus hygieniſchen Gründen, oder drittens aus äſthetiſchen Gründen. Bei uns iſt Platz vorhanden. Die Straßen ſind breit, auch kommen ja die Anſtalten meiſtens auf Plätze, ſo daß für uns wohl nur hervorragend hygieniſche, ja ich möchte ſagen, ganz hervorragend die äſthetiſchen Gründe eine Rolle geſpielt haben. Die unterirdiſchen Anſtalten ſind — ich will zugeben — als ein Kulturfortſchritt anzuſehen. Aber immerhin koſtet dieſer Kulturfortſchritt ziemlich viel, es iſt ein Luxus, und da kommt man unwill⸗ kürlich auf die Frage, ob man ſich dieſen Luxus nicht etwas verbilligen könnte. Eintrittsgeld können wir ja freilich nicht nehmen; wohl aber können wir, wie das in andern Städten geſchieht, über dieſe unterirdiſchen Bedürfnisanſtalten Pa⸗ villons bauen, in denen ſich zwei bis drei Läden befinden, die vermietet werden. Ich habe ſelbſt in dieſem Sommer in Genf — und in andern Städten der Schweiz ſoll das auch der Fall ſein — Abgeſehen von 494 —— ſolche Häuſer geſehen, die architektoniſch ſehr ſchön ausgeſtaltet waren, in denen ſich zwei bis drei Läden befanden, die vermietet wurden, und unter dieſem Tempel befand ſich dann die unter⸗ irdiſche Bedürfnisanſtalt. Meine Herren, ich habe nur noch, weil ich von verſchiedenen Seiten gebeten wurde, auch in bezug auf die äußere Geſtaltung der unterirdiſchen Bedürfnisanſtalten eine Bemerkung zu machen. In der Seſenheimer Straße hat man, um den Zweck des Unternehmens recht kenntlich zu machen und kenntlich machen zu müſſen, ein ſchmiedeeiſernes Gerüſt aufgebaut, in dem oben in ſehr weit deutlich erkennbarer Weiſe der Zweck des Unter⸗ nehmens der Welt verkündigt wird. Nun wird bezweifelt, ob die Schönheit dieſes Gerüſtes ſo recht zur Geltung kommt; es iſt ſogar, wie geſagt wird, vergleichbar einem Galgen, auf dem auf der rechten Seite die Frauen und auf der linken Seite die Männer aufgehängt werden. (Heiterkeit.) Ich muß ſelbſt bekennen: wenn man einerſeits an die Bedürfnisanſtalt an der Charlottenburger Brücke denkt, wo der Zweck des Unternehmens nur in ſehr kleinen Buchſtaben angebracht werden konnte, ſo wird demgegenüber an der Seſenheimer Straße in einer wahrhaft bombaſtiſchen Weiſe auf den Zweck des Unternehmens aufmerkſam gemacht. (Stadtv. Dr von Liszt: Man muß doch wiſſen, wo es iſt! — Heiterkeit.) — Herr Geheimrat von Liszt ſagt: man 1 wiſſen, wo es iſt; (ſehr richtig!) aber ich meine, man müßte 2 etwas mehr Ver⸗ trauen zu der Findigkeit der Bürger 40 Bürge⸗ rinnen haben. (Große Heiterkeit. — Zuruf: Der Men ſch in ſeinem dunklen Drange! — Erneute Heiterkeit.) Aber das iſt eine ganz nebenſächliche Be⸗ merkung meinerſeits in bezug auf die architek⸗ toniſche Schönheit; hauptſächlich kam für mich in Betracht, ob man nicht prüfen toefe, das Unter⸗ 5. ½ billiger zu geſtalten. Etadtbaurat Bredtſchneider: Meine Herren, der Magiſtrat hat ſich mit dieſem Antrage natürlich noch nicht beſchäftigt; ich kann alſo nur für meine Perſon auf die Rede des Hern Stadtv. Wöllmer hier Antwort geben. Meine Herren, wir haben aus dem Grunde die Bedürfnisanſtalten unterirdiſch angelegt, weil die oberirdiſchen Bedürfnisanſtalten den Blick durch die Straße hindurch verſperren, und weil ſie von keinem angrenzenden Grundſtücke gern geſehen werden. Ich bitte, einmal in den Akten nachzuleſen, wie die benachbarten Anwohner, ſowohl die Haus⸗ beſitzer wie auch die Mieter, ſich darüber beſchweren, daß ſie vor ihrer Tür derartige Anlagen haben. Auch die äſthetiſche Rückſicht hat dahin gewirkt, die Anſtalten unterirdiſch zu legen. Nun wünſcht Herr Stadtv. Wöllmer, wir möchten über den unterirdiſchen Anſtalten Pavillons errichten. Ja, dann zerſtören wir wieder das Prinzip, die Straße frei zu halten! Dieſe Pavillons werden nach meiner Auffaſſung gerade nicht hervorragend wirken, weil Bedürfnisanſtalten faſt ohne Ausnahme an exponierten Stellen errichtet werden müſſen. Und nun, meine Herren, Läden in ſolchen Pavillons einzurichten, (Zuruf: Milch! — große Heiterkeit)/