——— 495 ech glaube, das würden unſere Gewerbetreibenden ſehr bitter empfinden; denn wir würden ja in dieſen verhältnismäßig billigen Läden anderen Läden Konkurrenz machen. Alſo das würde ein ſehr un⸗ dankbares Geſchäft ſein. Die Hauptſache aber iſt die: die unterirdiſche Bedürfnisanſtalt braucht Licht, und dieſes Licht bekommt ſie durch Oberlichtfenſter, die in der Ebene der Oberfläche ſich befinden, und die Glas⸗ platten liegen ja gerade über der Anſtalt. Wenn wir da Pavillons errichten, machen wir die Anſtalt finſter; es iſt dann nicht mehr möglich, die Anſtalt durch Horizontal⸗Oberlichtfenſter zu beleuchten. Ich kenne die Anſtalt in Genf nicht, aber eine Anſtalt in Straßburg im Elſaß und zwei Anſtalten in Hamburg, die derartige Pavillons — nicht mit Läden, ſondern mit Wartehallen für die Straßen⸗ bahn — über ſich haben. Dort ſind die Eingänge außerhalb dieſer Wartehallen angelegt, und die unterirdiſchen Bedürfnisanſtalten werden von der Treppe aus, auch wohl von niedrigen Vertikal⸗ oberlichtfenſtern beleuchtet. Wenn Sie in dieſelben hineinkommen, werden Sie ſofort ſehen, wie finſter es dort iſt, und ich glaube, es iſt durchaus nötig, daß dieſe Bedürfnisanſtalten ſo hell wie möglich ge⸗ halten werden mit Rückſicht auf die mögliche Ver⸗ unreinigung und die hygieniſchen Gefahren, die bei ungenügender Beleuchtung gegeben ſind. Das habe ich ſelbſt in dieſen Städten beobachtet. Ich glaube, Sie würden einen gewaltigen Unterſchied finden zwiſchen den Anſtalten, die wir erbaut haben, und denen in jenen Städten, und wenn Sie ſich dieſen Unterſchied klar machen, werden Sie von Ihrem Antrag gern zurückkommen und ihn zurück⸗ ziehen. Nun hat Herr Stadtv. Wöllmer noch über das Gerüſt über der unterirdiſchen Bedürfnisanſtalt in der Seſenheimer Straße geſprochen. Ich möchte zunächſt darauf hinweiſen, daß es notwendig iſt, für die Entlüftung der unterirdiſchen Bedürfnis⸗ anſtalten in ganz umfaſſender Weiſe zu ſorgen. Die Entlüftung iſt bei der Anſtalt in der Seſen⸗ heimerſtraße durch vier ſenkrechte viereckige Maſten bewirkt, die dort aufgebaut ſind, die oben Offnungen haben. Nun war es gegeben, wenn man dieſe vier Maſten errichtet, die durchaus notwendig waren, daß man ſie mit einander verbindet, und wenn da vielleicht ein bißchen zu opulent vorgegangen iſt, ſo wird das nach meiner Auffaſſung bei den nächſten Anſtalten wohl wieder in Ordnung gebracht werden können. Aber ein Hinweis auf die Anſtalten wird ſchon notwendig ſein, und zwar recht deutlich; denn die Anſtalten ſind ja nicht allein für unſere Be⸗ wohner da, ſondern zu uns kommen die Leute aus Groß⸗Berlin und auch viele Fremde, und die können doch unmöglich wiſſen, wo die Anſtalten ſich befinden. Es iſt alſo vielleicht ſehr zweckmäßig, wenn man die Hinweiſe auf die Anſtalten ſo groß und deutlich wie möglich macht. Stadtv. Wilk: Meine Herren, die Aus⸗ führungen, die ich machen wollte, ſind zum größten Teil durch Herrn Stadtbaurat Bredtſchneider ſchon erledigt. Ich befürchte ebenfalls, daß die Errichtung dieſer Pavillons über dieſen Bedürfnisanſtalten weſentlich zur Verdunklung dieſer Räume beiträgt. Auch die Anſicht des Herrn Kollegen Wöllmer, daß man die Sache durch die Pavillons rentabler ge⸗ ſtalten ſollte, wird nicht zutreffen; denn dieſe Räume werden ſich ſehr ſchwer vermieten laſſen. Wenn man bedenkt, daß wir gerade in Charlotten⸗ burg und ganz beſonders in den Gegenden, wo die Bedürfnisanſtalten liegen, außerordentlich viel Läden leer ſtehen haben, wo ſoll ſich da jemand finden, um dieſen Pavillon zu mieten? Wenn er ihn mieten würde, könnte er nur einen ganz ge⸗ ringen Mietzins zahlen; dann könnte aber von einer Rentabilität ſchon gar nicht mehr die Rede ſein. Ich glaube, wenn wir einem derartigen An⸗ trage zuſtimmen würden, ſo würde das ein ſehr gewagtes Experiment ſein. Ich wäre vielmehr dafür, daß man die beiden Eingänge ſo verbindet, wie es in der Seſenheimer Straße geſchehen iſt. Vielleicht läßt es ſich dadurch noch beſſer geſtalten, daß man rankende Gewächſe anbringt; das würde einen guten Eindruck machen. Stadtv. Harniſch: Herr Kollege Wöllmer hat, ſoviel ich verſtanden habe, nur gebeten, daß der Magiſtrat ſeinen Vorſchlag in Erwägung ziehen möchte. Ich habe mich dem Antrage angeſchloſſen. Ich bin auch ein großer Anhänger der Verlegung der Anſtalten in die Erde; aber für die Zukunft könnte ich dem nicht mehr zuſtimmen oder wenigſtens nur bedingt zuſtimmen, da die Sache doch weſentlich teurer wird, als ſie eigentlich werden darf, und da kam mir der Gedanke, ob man ſie nicht dadurch verbilligen kann, daß man die An⸗ ſtalten mit einem oberirdiſchen Aufbau verbindet. Dadurch könnte unter Umſtänden vielleicht, wenigſtens ſtellenweiſe, erreicht werden, daß wir das überaus teure Pumpen ſparen. Wie wir wiſſen, leiden die unterirdiſchen Bedürfnisanſtalten an dem Mangel, daß die Abwäſſer nicht direkt in die Kanaliſation geführt werden, ſondern erſt in ein Sammelbecken. Aber in dem Augenblick, wo man die Anſtalten mit einem Oberbau verbindet, iſt es vielleicht möglich, die Decke nicht mehr in die Erde zu legen, ſondern man kann ſie eine oder zwei Stufen über das Terrain legen; wir ſparen dann die Pumpen, und die Anſtalten koſten nur noch die Hälfte. Es iſt ſogar möglich, daß man ſpart, wenn man Pavillons errichtet, ohne daß ſie Miete bringen. Es können ja Wartehallen für die Straßenbahn werden. In dem Augenblick, wo man die Pumpen ſpart, — — (Zuruf: Dann brauchen keine unterirdiſchen An⸗ ſtalten gebaut zu werden!) — es bleibt ja eine unterirdiſche Anſtalt; das ſieht kein Menſch! Das Straßenbild wird nicht ver⸗ ſchlechtert, wenn ein Pavillon darüber gebaut wird; außerdem kann der Pavillon darüber ſo gebaut werden, daß er ein Schmuckſtück für die Straße iſt. Mindeſtens iſt die Sache wert, ſie zu prüfen. Wenn es ſich herausſtellt, daß ich mich geirrt habe, ſo tut mir das leid; aber das wäre nicht ſchlimm. Jedenfalls iſt eine Prüfung von dieſem Standpunkt aus zu empfehlen. Stadtv. Gredy: Ich werde auf den Antrag des Herrn Kollegen Wöllmer nicht zurückkommen, obwohl ich überzeugt bin, daß man bei gutem Willen eine ſchöne, brauchbare und genügend ventilierte Verkaufs⸗Anlage ſchaffen kann. Der Hauptgrund, weshalb ich wie verſchiedene andere Mitglieder den Antrag Wöllmer unter⸗ zeichnet haben, liegt darin, daß uns die äußere Ausgeſtaltung ſehr enttäuſcht hat, namentlich die⸗ jenige der Anſtalt in der Seſenheimer Straße. Ich glaube nicht, daß die Beſitzer der anliegenden Grund⸗