———%i497 —— Bedingungen. Ein Riſiko würden wir alſo nicht übernehmen. Wir würden nur den Verſuch machen. Bei dieſen Anſtalten müſſen wir etwas ſparſamer wirtſchaften. Ich für meinen Teil möchte jedenfalls, wenn ich für eine unterirdiſche Bedürfnisanſtalt ſtimme, das immer nur aus dem Grunde tun, weil an der betreffenden Stelle kein Platz iſt, und ich würde z. B. gewünſcht haben, daß die Stadt Berlin in der Friedrichſtraße, in der Leipziger Straße und an manchen andern Stellen ſchon lange unter⸗ irdiſche Bedürfnisanſtalten errichtet hätte. Da tun ſie not, da iſt kein Platz über der Erde; wir haben aber Platz über der rEde und ſollen in der Opulenz nach dieſer Richtung hin nicht zu weit gehen. Stadtv. Zander: Trotz meiner Fürſorge für die ſtädtiſchen Finanzen, die man mir in ſo unlieber Weiſe heute angerechnet hat, muß ich mich in dieſer Beziehung doch auf den Standpunkt des Herrn Stadtbaurats Bredtſchneider ſtellen. Ich habe mit Freude empfunden, daß die oberirdiſchen Be⸗ dürfnisanſtalten verſchwinden, und beſonders an unſern Wilhelmsplatz gedacht. Wie ſchrecklich würde es ſein, wenn auf unſerm Wilhelmplatz an Stelle der oberirdiſchen Bedürfnisanſtalt Pavillons erbaut würden! Wie ſchön würde es ſein, wenn die ober⸗ irdiſche Bedürfnisanſtalt auf dem Wilhelmplatz verſchwände und eine unterirdiſche gebaut würde und der Wilhelmplatz endlich einmal ein ſchöner Platz werden würde. Ich kann mir denken, daß man vielleicht oben einen Pavillon baut und darin Ofener Bitterwaſſer, Marienbader Bitterwaſſer, Karlsbader Waſſer uſw. verkauft und auf dieſe Weiſe dem Stadtſäckel, dem ſo große Koſten auf⸗ gebürdet werden, unten wieder aufhilft. (Zuruf: Waſchanſtalt!) Stadtbaurat Bredtſchneider: Meine Herren, es wird hier wiederholt geſagt, es gäbe Städte, in denen über unterirdiſchen Bedürfnisanſtalten Pavillons errichtet ſind, die vermietet ſind. Ich kenne — es iſt wohl von den Herren überhört worden — ich kenne ſolche Bedürfnisanſtalten nicht, obgleich ich in der Schweiz doch ziemlich gut be⸗ kannt bin. Ich weiß, daß z. B. in Nizza eine ſolche Anſtalt exiſtiert, die oben Läden hat und oben pikfein eingerichtet iſt, die aber unten derartig ſchmutzig iſt, daß ein Deutſcher ſie nicht zu betreten wagt. Die Anſtalt in Genf iſt mir nicht bekannt; aber ſoweit ich die Anſtalten kenne, die Überbauten haben, in München, Straßburg, Hamburg, muß ich von dieſen konſtatieren, daß ſie nur Wartehallen für die Straßenbahn haben. 5 (Zuruf.) — In München auch! In München auf dem Karlsplatz iſt nach meiner Erinnerung neben der Wartehalle noch ein kleiner Zigarrenladen, auch wohl ein Blumenladen eingebaut; und, meine Herren, wenn Sie nach München kommen und ſich dort die unterirdiſche Bedürfnisanſtalt anſehen, ich glaube, Sie würden hier für Charlottenburg eine ähnliche Anſtalt nicht wünſchen. Jedenfalls ſind auch in Straßburg ſowohl als auch in Hamburg die Anſtalten unten finſter. Nun könnte man ja ſagen: man beleuchte die Anſtalten auch am Tage. Das würde ich ſchon mit Rückſicht auf die Koſten nicht empfehlen. Ich glaube außerdem, eine ſolche Anſtalt mit Tagesbeleuchtung macht einen viel beſſeren, netteren Eindruck. Es wurde geſagt, man hätte unterirdiſche Be⸗ dürfnisanſtalten nur aus dem Grunde bauen wollen, weil oben kein Platz iſt. Das trifft nur zum Teil zu; an der Charlottenburger Brücke würde ſich ſchwerlich für eine ſolche Anſtalt für Männer und Frauen ein Platz finden, am Knie desgleichen nicht, und in der Seſenheimer Straße würde auf der Mittelpromenade, die dort vorhanden iſt, der Platz für eine Anſtalt in der Größe, wie ſie unten errichtet worden iſt, gleichfalls nicht vorhanden ſein; es würde nur auf dem Sophie⸗Charlotte⸗Platz und auf dem Reichskanzlerplatz der Platz vorhanden ſein. Aber, meine Herren, ich glaube, Herr Stadtv. Zander hat Recht: die Anſtalt auf dem Wilhelmplatz lehrt es uns, wie ſchlecht derartige Überbauten über Bedürfnisanſtalten wirken, und wie ſie keineswegs geeignet ſind, den Platz zu verſchönen; man mag ſie noch ſo ſchön bauen, ſie müſſen doch immer einen Rieſenumfang haben und würden infolgedeſſen mehr oder weniger zur Verunzierung der Plätze beitragen. Ich möchte ferner noch bemerken: die An⸗ ordnung der Pumpen, die die unterirdiſchen Be⸗ dürfnisanſtalten hier und da notwendig machen, koſtet wohl nicht ſo ſehr viel. Herr Stadtv. Harniſch ſagte, die Hälfte würden dieſe Koſten betragen; das iſt auf teinen Fall zutreffend, die Koſten ſind nicht von hervorragender Bedeutung, weder die Baukoſten, noch die Betriebskoſten. Es iſt alles verhältnismäßig billig. Aber unſere Anſtalten werden ja nicht alle mit ſolchen Pumpen angelegt. 3. B. unſere Anſtalt in der Seſenheimer Straße hat keine Pumpenanlage; ſie hat nur ein Sicherheits⸗ becken. Auch die Anſtalt auf dem Reichskanzlerplatz wird keine Pumpenanlage erhalten. Es bleiben alſo nur die Anſtalten an der Charlottenburger Brücke, am Knie und auf dem Sophie⸗Charlotte⸗ Platz übrig, die eine Pumpenanlage erhalten müſſen. Nun hat Herr Stadtv. Dr Stadthagen geſagt: man ſolle , erſt bauen, wenn man ſie ver⸗ mieten kann.“ Dieſes Verfahren kann prattiſch nicht eingeſchlagen werden; wir müſſen erſt bauen und dann Mieter ſuchen. Stadtv. Zietſch: Herr Kollege Stadthagen hat gefragt, ob das Eintreten für die unterirdiſchen Be⸗ dürfnisanſtalten für uns eine Partei⸗oder Fraktions⸗ frage iſt. Das iſt natürlich nicht der Fall; wir treten für den Ausbau dieſer Bedürfnisanſtalten nicht aus Partei⸗, ſondern aus reinen Menſchlichkeitsrück⸗ ſichten ein. Ich kann aber nebenbei Herrn Kollegen Stadthagen ſagen — oder verraten, wenn er es noch nicht weiß —, daß die Bedürfnisanſtalt an der Charlottenburger Brücke tatſächlich etwas ſtark in Rot gehalten iſt. Das iſt aber natürlich nicht der Grund, weshalb wir für dieſe Bedürfnisanſtalt ſind. Aber ich würde es lebhaft bedauern, wenn Herr Kollege Stadthagen bei ſeiner betannten Rotſcheu in ſeines Herzens höchſter Angſt deswegen dieſe Anſtalt nicht aufſuchen wollte, weil es darin etwas rot ausſieht. (Heiterkeit.) (Die Beratung wird geſchloſſen.) Antragſteller Stadtv. Wöllmer (Schlußwort): Meine Herren, ich will das Thema nicht länger aus⸗ ſpinnen, um ſo weniger, da ich keinen Antrag ge⸗ ſtellt habe, hier einen Beſchluß zu faſſen über die