prinzipielle Geneigtheit geſtimmt? Nun, ich glaube, keine Indiskretion zu begehen, wenn ich Ihnen ſage, daß nicht nur einer der Herren, die für die gemiſchte Deputation geſtimmt haben, die prinzipielle Geneigtheit zur Wertzuwachsſteuer nicht zu erkennen geben wollte, ſondern daß es drei Herren waren. Die beiden Stimmen, die gegen die gemiſchte Deputation waren, waren deswegen dagegen, weil ſie darin eine Verſchleppung der geſamten Angelegenheit erblickten; aber natürlich ſtimmten dieſe Herren, welche Anhänger der Wert⸗ zuwachsſteuer ſind, für die prinzipielle Kundgebung zugunſten der Wertzuwachsſteuer. Sehr bezeichnend iſt es alſo, daß drei der Herren, die für die Einſetzung der gemiſchten Deputation ſind, doch von einer Wertzuwachsſteuer abſolut nichts wiſſen wollen. Genau ſo wie Herr Koltege Crüger hatten eben auch dieſe Herren die Meinung, die gemiſchte Deputation würde ſo gründlich beraten, daß eben nach vielen Jahren immer noch nichts davon zu hören wäre. Meine Herren, über die Wertzuwachsſteuer ſelbſt iſt ja — das haben auch die Vorredner betont — hier ſchon des öfteren bald länger, bald kürzer ge⸗ ſprochen worden, und ich kann daher wohl heute mich verhältnismäßig kurz faſſen. (Bravo! und Rufe: Na, na!) Aber ich möchte doch hervorheben, daß bei den Aus⸗ ſchußberatungen ſogar die Frage aufgeworfen wurde: was iſt denn überhaupt eine Wertzuwachs⸗ ſteuer? Auch der Herr Kollege Crüger ſagte ziem⸗ lich mit denſelben Worten, wie im Ausſchuß von einem Mitgliede ausgeführt wurde: unter der Wert⸗ zuwachsſteuer denkt ſich ja jeder etwas anderes, (hört, hört!) der eine dies, der andere das. Wenn alſo die Frage wirklich noch nicht klar ſein ſollte: was iſt denn über⸗ haupt eine Wertzuwachsſteuer —, dann, ſollte man meinen, wäre es eigentlich nicht ganz unangebracht, einmal ganz von Grund aus die Frage zu erörtern und darzulegen. Aber, meine Herren, ich will mich durchaus beſchränken und nehme an, daß trotz der geäußerten Bedenken, trotz der geäußerten Zweifel die Herren doch ſämtlich darüber unterrichtet ſind, was eine Wertzuwachsſteuer iſt, eine Wertzuwachs⸗ ſteuer auf dem Grund und Boden. — Ich habe nichts dagegen, wenn man, der Anregung des Herrn Kollegen Zander zur Hälfte folgend, immer nur von einer Wertzuwachsſteuer auf dem Grund und Boden ſpricht. Die Gebäude wollen wir lieber nicht mit hinzunehmen, darum handelt es ſich nicht. (Hört, hört! und Zuruf: Ganz neu!) — Darum handelt es ſich abſolut nicht! Ich kenne keinen Bau, kein Gebäude, das als Gebäude einen erweiterten Wertzuwachs erfährt. (Zuruf: Leipziger Straße!) — Ich kenne immer nur Gebäude, welche durch den Gebrauch abgenutzt werden, welche eine Wert⸗ verminderung erfahren. Alle Wertvermehrung, aller Wertzuwachs, den Gebäude erfahren, iſt ent⸗ weder durch unmittelbare Hineinſteckung von Kapital, durch Verbeſſerung der Gebäude, indem ich vielleicht ein neues Stockwerk aufführe oder irgendwelche ſchadhaften Stellen ausbeſſere, hervor⸗ gerufen oder, wo das nicht der Fall iſt, iſt dieſer Wert⸗ zuwachs einzig und allein dem Boden zu danken. (Sehr wahr! und Widerſpruch.) — Erſt wenn Sie mir Gebäude zeigen werden, die vollkommen unabhängig vom Grund und Boden ſind, dann werde ich vielleicht einmal ſolche Gebäude 511 kennen lernen, die auch ohne den Grund und Boden einen Wertzuwachs erfahren. (Heiterkeit.) Alſo, meine Herren, ich habe nichts dagegen, der Anregung des Herrn Kollegen Zander zuzuſtimmen, daß von einer Wertzuwachsſteuer auf den Grund und Boden geſprochen wird. Und dann nehme ich trotz der angeregten Bedenken an, daß kein einziger der Herren hier im Zweifel iſt, daß unter einer Wertzuwachsſteuer auf den Grund und Boden verſtanden wird eine Beſteuerung des Zuwachſes an Wert, den dieſer Grund und Boden erfährt ohne Aufwendung von irgendwelcher Arbeit oder irgendwelchen Kapitals des Beſitzers, lediglich durch die allgemeine Konjunktur, durch die all⸗ gemeine kulturelle Weiterentwicklung der Stadt. (Stadtv. Holz: Sehr richtig!) Daß ein ſolcher Wertzuwachs vorhanden iſt, das kann man nur beſtreiten, wenn man ſich abſolut blind ſtellen will gegenüber der tatſächlich vor⸗ handenen Entwicklung — d. h. daß ein ſolcher Wertzuwachs in Charlottenburg vorhanden iſt! Ich bin weit davon entfernt, zu behaupten, daß ein ſolcher Wertzuwachs immer und überall vorhanden iſt. Er iſt nicht da vorhanden, wo es keine Vorwärts⸗ entwicklung gibt, er iſt in ſtagnierenden, zurück⸗ gehenden Städten und Bezirken nicht vorhanden und iſt natürlich auch nicht für jedes einzelne Grund⸗ ſtück vorhanden. Nicht jedes einzelne Grundſtück nimmt immer teil an dieſer allgemeinen Vorwärts⸗ entwicklung. Die Entwicklung kann dahin führen, daß ein einzelnes Grundſtück durch ſeine beſondere Lage unter beſtimmten Umſtänden ſogar ent⸗ wertet wird. Aber, meine Herren, daß wir in einer Vorwärtsentwicklung leben, daß unſere Zeit eine Zeit des Fortſchrittes iſt, das werden Sie mir ja wohl zugeben; das iſt doch wohl eine Über⸗ zeugung, von der wir alle gemeinſam getragen ſind. Wir ſind ja auch alle gemeinſam bemüht, im Sinne der Fortentwicklung für Charlottenburg mitzuarbeiten. Wenn alſo ein ſolcher Wertzuwachs durch die allgemeine Entwicklung beſteht, dann iſt eine Beſteuerung dieſes Wertzuwachſes in irgend⸗ einer Form — wenn man das Wort gerecht auf eine Steuer überhaupt anwenden kann — wohl das Gerechteſte, was ſich überhaupt denken läßt. Und da möchte ich dem Herrn Kollegen Crüger nur ſagen: der Teil der unbedingten Anhänger der Wertzuwachsſteuer, zu dem ich gehöre, ſtellt dabei durchaus nicht in den Vordergrund und kann gar nicht in den Vordergrund ſtellen die Frage: was wird denn dieſe Steuer für die Stadt bringen? — Auch wenn die Steuer für die Stadt gar nichts bringen würde, auch dann würde eine Beſteuerung dieſes unverdienten Wertzuwachſes ſehr energiſch zu fordern ſein, ſchon aus dem Grunde, um einen Teil derjenigen Schäden hintanzuhalten, die ſich überall da zeigen, wo ein ſolcher Wertzuwachs in ungeſunder Weiſe gefördert wird. Der Herr Referent hat davon geſprochen, daß ein Teil der Anhänger der Wertzuwachsſteuer von einer ſolchen Beſteuerung eine Beſchränkung der Bauſpekulation fürchte. Der Herr Referent hat da von der Bauſpekulation im allgemeinen als etwas geſprochen, was man nicht unterbinden ſoll, was eher eine Förderung verdient. Der Herr Referent hat zu meinem Bedauern keinen Unterſchied zwiſchen Bauſpekulation und Bauſpekulation ge⸗ macht. Es gibt eine Spekulation, die ſich zwar Bauſpekulation nennt, aber gar keine Bauſpe⸗