daraus zu erſehen. Der Herr Berichterſtatter hat heute ſelbſt auf Wiesbaden hingewieſen, das einen Mißerfolg mit der Wertzuwachsſteuer erlebt hat. Ich glaube, es gibt kaum eine Stadt, die mit größeren Erwartungen an die Wertzuwachsſteuer herangegangen iſt wie Wiesbaden, und es gibt kaum eine Stadt, die unter ſo lohnenden Verhält⸗ niſſen auch zugunſten einer Wertzuwachsſteuer ſich entwickelt wic gerade Wiesbaden. Ich meine alſo, daß auch der Ausſchuß, wenn er es für nötig gehalten hätte, manches Material hätte zutage fördern können. Nun ſagt Herr Kollege Spiegel: kein Nachteil für die Zukunft Charlottenburgs! Meine Herren, das iſt eine Behauptung, eine Theſe. Ob ſie der Wirklichkeit entſpricht, kann nur die Zukunft zeigen. Ob wir ein derartiges gefährliches Experiment unternehmen ſollen ohne Zwangslage, das möchte ich doch mit einem ſehr großen Fragezeichen be⸗ gleiten. Im übrigen iſt der Standpunkt des Herrn Kollegen Spiegel klar und bündig. Er iſt un⸗ bedingter Anhänger der Wertzuwachsſteuer und zieht daraus die Konſequenz. Dagegen möchte ich die andern Herren Redner, die aus dem Kreiſe meiner Freunde geſprochen haben, doch nur ſehr bedingt unter die Anhänger der Wertzuwachsſteuer rechnen. Vielleicht kann ich ein Wort meines Kollegen zur Linken (Stadtv. Dr Frentzel) anführen: er iſt der Meinung, daß jeder von dieſen bedingten Anhängern der Wert⸗ zuwachsſteuer eine Klaſſe für ſich repräſentiere. (Stadtv. Dr Frentzel: Sehr richtig!) — Wenig erfreuliche Ausſichten für die Arbeiten der gemeinſchaftlichen Deputation, wenn Sie in dieſe nicht unbedingte Anhänger der Wertzuwachsſteuer hineinbringen wollen! Ich möchte nur Herrn Kollegen Borchardt wenigſtens auf ein paar Ausführungen etwas er⸗ widern. Wenn er hier geſagt hat, der Wertzuwachs käme nur durch ſtädtiſche Einrichtungen zuſtande, ohne Aufwendungen des Beſitzers an Kapital und Arbeit, ſo ſteht das mit der wirtſchaftlichen Ent⸗ wicklung im Widerſpruch. Nur auf eins will ich hinweiſen. Wenn Herr Kollege Borchardt meint: allein durch behördliche Einrichtungen und nicht einmal durch Anwendung von Kapital des Beſitzers käme ein Wertzuwachs zuſtande — (Stadtv. Hirſch: Von eigenem Kapital!) — ſo überſieht er, daß doch z. B. ein Hausbeſitzer ſein Grundſtück ausbauen kann, daß dadurch allein ſchon ein Wertzuwachs entſteht. Oder nehmen Sie an: der betreffende Hausbeſitzer iſt ſelbſt Gewerbe⸗ treibender, er eröffnet in ſeinem Hauſe ein Laden⸗ geſchäft, geſtaltet dies außerordentlich gewinnbrin⸗ bringend — meinen Sie nicht, daß dadurch auch der Wert des Hauſes ſteigt? Ganz ſelbſtverſtändlich! Oder nehmen Sie weiter an, daß in dieſes Haus eine Apotheke hineingelegt wird, daß ein Poſtamt dort hineinkommt. Das ſind doch alles Wert⸗ zuwachsſteigerungen, auf die jedenfalls die ſtädtiſchen Einrichtungen keinen oder doch keinen alleinigen Ein⸗ fluß haben. (Stadtv. Zietſch: Das ſind doch nur Ausnahmen!) — Ja, meine Herren, Ausnahmen: dann wollen Sie jedenfalls alle dieſe Ausnahmen in der Wert⸗ zuwachsſteuerordnung feſtlegen. Im übrigen be⸗ gnüge ich mich zunächſt damit, daß Sie wenigſtens zugegeben haben: es ſind doch Ausnahmen möglich. (Stadtv. Vogel I: Das geben wir nicht zu!) — Einer Ihrer Kollegen hat es doch zugegeben. (Heiterkeit und Zurufe.) — Meine Herren, wir können uns ſchon nicht einigen. Bisher waren Sie (zu den Sozial⸗ demokraten) wenigſtens einig. Bitte, bleiben Sie doch jetzt wenigſtens einig, und werden Sie nicht auch noch über die Wertzuwachsſteuer uneinig! Wertzuwachs entſteht nur durch ſtädtiſche Ein⸗ richtungen, wird behauptet. Haben Sie niemals gehört, daß durch ſtädtiſche Einrichtungen auch ein Wertrückgang erfolgt? (Stadtv. Dr Borchardt: Sehr richtig!) Na alſo! Und das iſt ſogar häufig der Fall. Städtiſche Einrichtungen, die nach der einen Richtung zu einem Zuwachs führen, können nach der andern Richtung einen Rückgang zur Folge haben. Auf das Problem des Herrn Kollegen Borchardt hier einzugehen, daß bei ſinkenden Werten eine Ver⸗ gütung zu erfolgen hat, hat keinen Zweck. Eben⸗ ſowenig habe ich nötig, mich über die Gerechtigkeit dieſer Steuer auszulaſſen. Meine Herren, die Um⸗ ſatzſteuer iſt eine rohe Steuer, die Wertzuwachs⸗ ſteuer iſt eine rohe Steuer. Ich glaube, wir haben nicht nötig, über die Qualität der Gerechtigkeit der einen oder andern Steuer uns hier weiter zu unter⸗ halten. Ich kann die Wertzuwachsſteuer nur unter zwei Geſichtspunkten als überhaupt brauchbare Steuer betrachten: einmal als Steuerquelle für die Stadt und zweitens mit Rückſicht auf die Wohnungs⸗ frage. Es iſt außerordentlich intereſſant, daß dieſer zweite Geſichtspunkt neuerdings bei den Debatten über die Wertzuwachsſteuer vollſtändig verſchwindet, daß man kaum noch einer Erörterung der Wirkungen der Wertzuwachsſteuer in dieſer Beziehung begegnet. Es ergibt ſich ohne weiters, daß gerade die große Maſſe der Mieter, die da meinen, daß die Wertzu⸗ wachsſteuer für ſie einen nutzbringenden Erfolg haben werde, ſich irrt. Die Wirkung kann eher eine gegenteilige ſein. Als Steuerquelle halte ich die Umſatzſteuer als zweifellos ergibiger für die Stadt Charlottenburg feſt. Allerdings, Herr Kollege Dr Borchardt iſt der Meinung: die Umſatzſteuer bleibt, und dazu kommt die Wertzuwachsſteuer. Ob ſehr viele von meinen engeren Fraktionsfreunden bereit ſein werden, auf dieſen Boden zu treten, das iſt mir doch ſehr zweifel⸗ haft; die werden höchſt wahrſcheinlich für die Wert⸗ zuwachsſteuer nur unter der Bedingung zu haben ſein, daß dann die Umſatzſteuer verſchwindet. (Stadtv. Dr Hirſch: Na, na! Ein Drittel!) Dann, meine Herren, noch ein Wort über die Klärung im Ausſchuß. Der Herr Berichterſtatter hat vorhin ſchon durch einen Zwiſchenruf ſeinen Widerſpruch dagegen geltend gemacht, daß ich ihm in den Mund gelegt habe, der Ausſchuß habe zur Klärung beigetragen. Ich möchte darauf hin⸗ weiſen, daß er zum Schluß ſeiner Ausführungen mit einem gewiſſen Pathos feſtſtellte, es wäre durch die Ausſchußarbeit ein Schritt nach vorwärts getan auf feſtem Boden, es wäre eine geſicherte Grund⸗ lage für die Durchführung der Wertzuwachsſteuer angebahnt. Ich habe aus allen den Ausführungen im Ausſchuß — und verſchiedene Mitglieder des Ausſchuſſes haben geſprochen — noch nichts zu⸗ gunſten dieſer Annahme entdeckt. Nun, meine Herren, zu meinem Antrage! Nachdem Herr Kollege Dr Borchardt, unterſtützt von ſeinen Freunden, hier einen Antrag auf namentliche Abſtimmung geſtellt hat, habe ich nicht mehr nötig, den Übergang zur Tagerordnung zu beantragen, denn die Sache hat doch damit ſchon einen prinzipiellen Anſtrich bekommen. Freilich