iſt Herr Lemm ausgeſchieden. Es wird dafür Herr Kollege Bollmann in Vorſchlag gebracht. Wenn ich keinen Widerſpruch höre, hat die Verſammlung ſo beſtimmt. Meine Herren, ſeit unſerer letzten Sitzung haben wir Kenntnis von dem furchtbaren Unglück bekommen, das ſich in der Nacht vom 13. zum 14. November auf der Zeche Radbod ereignet hat. Weit über die Grenzen unſeres Vaterlandes iſt allgemeine Teil⸗ nahme dieſem Unglücksfalle bezeigt worden. Ich bin überzeugt, mich mit der Verſammlung in voller Übereinſtimmung zu befinden, (die Verſammlung erhebt ſich) wenn ich von dieſer Stelle aus dem tiefen menſch⸗ lichen Mitgefühl für die Verunglückten und ihre Hinterbliebenen Ausdruck verleihe. Ich knüpfe daran die Hoffnung, daß es der allgemeinen Teil⸗ nahme gelingen wird, die Mittel aufzubringen, um die Hinterbliebenen für ihre Zukunft ſicherzu⸗ ſtellen. Ich knüpfe ferner daran die Hoffnung, daß die betreffenden Inſtanzen darauf Bedacht nehmen werden, die Schutzmaßregeln im Berg⸗ baubetriebe weiter auszubauen, um ähnlichen Unglücksfällen nach Möglichkeit vorzubeugen. Ich bitte um die Erlaubnis, meine Herren, ausnahmsweiſe den Punkt 12 der Tagesordnung jetzt ſchon zu behandeln: Antrag der Stadtv. Kaufmann und Gen. betr. Unterſtützung der Hinterbliebenen der auf Zeche Radbod Verunglückten ſowie Vorlage in gleicher Angelegenheit. — Druckſachen 449, 450. Unter dem friſchen Eindrucke des Unglücks haben am 17. November die Vorſitzenden aller Fraktionen in Gemeinſchaft mit mir beim Magiſtrat beantragt, für die Hinterbliebenen der Verunglückten den Betrag von 3 000 ℳ zu bewilligen. Der Magiſtrat beantragt in ſeiner Vorlage vom 24. v. M., dieſe 3 000 ℳ aus dem Dispoſitionsfonds zu ent⸗ nehmen. — Ich konſtatiere, wenn ich keinen Wider⸗ ſpruch höre, daß die Verſammlung der Magiſtrats⸗ vorlage zuſtimmt. (Rufe: Einſtimmig!) Widerſpruch iſt nicht erfolgt. — Ich kanſtatiere ferner, daß die Herren ſich zur Ehrung der verun⸗ glückten Bergleute und zum Ausdruck der Teil⸗ nahme für die Hinterbliebenen von den Sitzen erhoben haben. Ich danke Ihnen dafür, meine Herren. Auf Wunſch des Herrn Stadtv. Zander teile ich der Verſammlung mit, daß er von der Ver⸗ ſendung der von ihm angekündigten Broſchüre Abſtand genommen hat, nachdem dieſe Angelegen⸗ heit durch Ausſprache ihre Erledigung gefunden hat. Stadtv. Becker (zur Geſchäftsordnung): Es iſt uns eben von dem Herrn Vorſteher mitgeteilt worden, daß die Angelegenheit Zander durch Aus⸗ ſprache ihre Erledigung gefunden habe. Man kann ſich natürlich nur darüber freuen, wenn ein ſo ſchweres Vorkommnis, wie es dieſes geweſen iſt, durch eine Ausſprache ſeine Erledigung findet. Aber, meine Herren, es intereſſiert mich und es intereſſiert auch wohl die Offentlichkeit, zu erfahren, in welcher Weiſe dieſer Fall erledigt worden iſt. Es iſt dem Stadtv. Zander hier in öffentlicher Sitzung ein ſehr ſchwerer Vorwurf gemacht worden; es iſt ihm geſagt worden, er habe die Stadt bei einem Grundſtücksverkauf übers Ohr gehauen. 524 Ich möchte wiſſen, ob dieſer Vorwurf zurückge⸗ nommen worden iſt. Vorſteher Kaufmann: Dieſe Ausführungen waren wohl nicht zur Geſchäftsordnung, ſondern eine Anfrage betreffs der Ordnung dieſer Angelegen⸗ heit. Ich bin nicht befugt, Mitteilungen über dieſen Gegenſtand heute zu machen. Ich werde aber nicht ermangeln, in der nächſten Stadtverordneten⸗ ſitzung nähere Mitteilungen zu machen, wenn die beteiligten Herren, die ſich protokollariſch mit⸗ einander ausgeſprochen, mir aber die Verpflichtung auferlegt haben, das Protokoll ſetret zu behandeln. mich von der ihnen zugeſagten Diskretion entbunden haben werden. (Stadtv. Becker: Ich bitte ums Wort!) Die Angelegenheit iſt damit heute erledigt. Stadtv. Becker (zur Geſchäftsordnung): Es iſt mir mitgeteilt worden, daß der Stadtv. Hirſch den Vorwurf gegen den Stadtv. Zander zurückge⸗ nommen hat. Ich konſtatiere das hier vor der Offentlichkeit. Vorſteher Kaufmann: Nun bin ich allerdings genötigt, meine Herren, aus der Reſerve heraus⸗ zutreten. Die Mitteilung kann nur von einem der Beteiligten erfolgt ſein. Dieſer Beteiligte hat alſo die zugeſicherte Diskretion, die er ſelbſt gewünſcht hatte, nicht gehalten. (Lebhafte Rufe: Hört, hört!) Sie ſind nicht in der Lage, Herr Kollege Becker, etwas zu konſtatieren, was Ihnen nicht bekannt iſt, Ich habe das Protokoll zur Hand und kann kon⸗ ſtatieren — ich glaube, daß ich auch die Zuſtimmung der Verſammlung finden werde, wenn ich trotz der vereinbarten Diskretion nunmehr davon abgehe, das Protokoll vertraulich zu behandeln —: es iſt in dieſem Protokoll feſtgelegt worden, daß Herr Kollege Zander zugegeben hat, mit irrtümlichen Zahlen operiert zu haben, (hört, hört!) und Herr Kollege Hirſch hat ſeinerſeits die Außerung, ſoweit eine Beleidigung darin enthalten war, in formeller Beziehung zurückgenommen. Das iſt der Inhalt dieſes Protokolls. Die Angelegenheit iſt damit wohl erledigt. Stadtv. Zander (zur Geſchäftsordnung): Nach⸗ dem der Herr Vorſteher das Protokoll teilweiſe mitgeteilt hat, muß ich darum bitten, es jetzt ganz mitzuteilen, es wörtlich vorzuleſen. Der Herr Vorſteher hat etwas aus dem Protokoll heraus⸗ genommen, was den Tatſachen im Zuſammen⸗ hange nicht entſpricht. Vorſteher Kaufmann: Ich ſtehe nicht an, dieſes Protokoll nunmehr zur Verleſung zu bringen. Stadtv. Holz: Meine Herren, ich bin dem Herrn Vorſteher ſehr dankbar, daß er, wie ich glaube faſt wortgetreun ich bin ſelbſt daran beteiligt geweſen —, den weſentlichen Inhalt des Protokolls mitgeteilt hat, nachdem er dazu provo⸗ ziert worden war. Ich bin aber der Meinung, daß nach dem, was die beteiligten Herren, vor allen Dingen Herr Zander ſelbſt damals gewünſcht und feſtgelegt haben, der Herr Vorſteher heute nicht die Befugnis hat, falls nicht darüber abgeſtimmt wird, das Protokoll zur Verleſung zu bringen.