535 man ebenfalls nicht im Zweifel geweſen, daß] Das iſt nicht nur ſehr umſtändlich, ſondern auch ſo wohl die Fortſetzung des Heilſtättenverfahrens — wir haben ja die Abſicht, eine eigene Heilſtätte zu gründen — ſo wie auch die Ausbildung des Fürſorgeweſens, dem wir auch dauernd und aus⸗ dauernd unſere Aufmerkſamkeit zuwenden, ge⸗ eignet iſt, auf dem Gebiete der Bekämpfung der Tuberkuloſe das Weſentliche zu tun. Die andern Teile des Berichtes des Herrn Stadtrats Samter beſchäftigen ſich mit Auseinanderſetzungen über Eindrücke, die er ſelbſt empfangen hat, die ich Ihnen aber nicht weiter auseinanderſetzen möchte, weil ſie ſo weit zurückliegen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Verſammlung nimmt Kenntnis.) Vorſteher Kaufmann: Punkt 14 der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. Speiſung bedürftiger Schulkinder. — Druckſache 542. Stadtv. Bogel I1: Meine Herren, die aus⸗ führlichen Mitteilungen des Magiſtrats, namentlich die Ergebniſſe der Umfrage durch die Lehrer über die Ernährung der Schulkinder haben gezeigt, daß es notwendig iſt, hier energiſch einzugreifen. Ich glaube, auch in dieſer Verſammlung wird niemand ſein, der nicht die bisher getanen Schritte und die jetzt vorgeſchlagenen billigt. Im einzelnen möchte ich bemerken, daß das Frühſtück in ſehr einfacher Weiſe verabfolgt werden kann, indem das von dem Vaterländiſchen Frauen⸗ verein gelieferte Frühſtück, beſtehend in einem Viertel⸗ liter warmer Milch und einer Schrippe, von den Schuldienern der einzelnen Schulen verabfolgt wird. Mit dem Mittageſſen iſt es anders; das wird von dem Verein Jugendheim geliefert, und zwar in der Schule Peſtalozziſtraße 40. Dieſe Räume werden vorher bis 12 Uhr als Schulräume benutzt; dann müſſen ſchnell die Schulbänke zuſammengerückt und die dadurch gebildeten Tiſche gedeckt werden, und die Schulkinder werden dann abteilungsweiſe in den Räumen, die ſehr eng ſind, geſpeiſt. Es iſt nun der vorzüglichen Leitung der Speiſung zu verdanken, daß alles ſchön in Ordnung und Ruhe zugeht. Die Kinder, die bis 12 Uhr Schule haben, kommen zuerſt heran, und nachher die, die bis 1 Uhr Schule haben. 4 bis 5 Abteilungen werden hinter⸗ einander abgeſpeiſt. Es muß ſchnell gehen; denn um 4 Uhr ſollen die Räume bereits wieder zu andern Zwecken benutzt werden, dann müſſen die Tafeln wieder abgerückt ſein uſw., alles wieder in die frühere Ordnung gebracht ſein. Die Küche iſt auch ſehr eng. Zuerſt ging es ja wohl, wo noch wenige zu ſpeiſen waren; aber wenn jetzt über 400 Kinder geſpeiſt werden müſſen, werden mehr Kochkeſſel aufgeſtellt werden müſſen — für einen wird ja heut wieder eine Bewilligung verlangt —, leider nur ſolche, die mit Gas geheizt werden. Das hat einen großen Übelſtand. Die Speiſen können nicht konſiſtent bereitet werden, ſondern nur ſuppenartig, ſonſt brennen ſie bei der Gasheizung an. Dampfheizung läßt ſich da oben 3 und 4 Treppen hoch gar nicht anbringen; ſie würde auch bedeutend mehr koſten. Dann ſind gar keine Nebenräume da. Jeden Tag müſſen die Waren — 13entner Kartoffeln z. B. — die vier engen Treppen hinaufgeſchafft werden. teuer, weil der Verein nie im ganzen die Waren einkaufen kann. Deshalb iſt es dringend nötig, daß dem Verein Jugendheim andere Räume zur Verfügung geſtellt werden. Es ſind ja in der Goetheſtraße 24 in der Stadtverordnetenſitzung vom 4. Dezember vorigen Jahres auf dem dortigen Schulgrundſtück die Vorderräume zur Errichtung eines Gebäudes zur Verfügung geſtellt; aber die Schulaufſichts⸗ behörde hat Widerſpruch erhoben, weil dadurch dem hinterliegenden Schulgebäude das Licht weg⸗ genommen würde. Infolgedeſſen iſt dies Projekt nicht ausführbar. Es iſt dringend wünſchenswert, daß der Magiſtrat irgendein anderes paſſenderes Grundſtück, möglichſt nahe dem Zentrum der Stadt, findet, wo der Verein Jugendheim in der an⸗ gegebenen Weiſe weiter tätig ſein kann. Die Kinder, die dort hinkommen — ich bin zwei Tage einmal da geweſen —, ſind zum Teil in entſetzlich elendem abgemagerten Zuſtande; darum iſt eine beſſere Nahrung für ſie nötig als an und für ſich ſchon in normalem Zuſtande für Kinder, und es iſt meiner Meinung nach ſehr zu wünſchen, daß ſtatt wie gegenwärtig zweimal die Woche ein Stückchen Fleiſch zugegeben wird, das mindeſtens dreimal geſchieht. Wenn ſo ein elendes Kind kommt und einen Teller Reisſuppe mit ein paar Pflaumen darin kriegt — und das kommt alle Woche vor —, ſo kann es nicht vorwärts kommen. Deshalb möchte ich bitten, daß dieſe kleine Mehr⸗ ausgabe nicht geſcheut werde, und wenigſtens dreimal die Woche ein Stückchen Fleiſch zugegeben wird. Dann wird es nötig ſein, daß mehr Abgabe⸗ ſtellen für die Speiſung eingerichtet werden. Jetzt können nur noch auf dem ſtädtiſchen Grundſtück am Lützow 3 die Kinder, hauptſächlich die aus dem Norden, denen es nach dem Lützow näher iſt, eſſen; aber die andern Kinder, von Weſtend und von der Halbinſel, haben einen ſehr weiten Weg, und es iſt dringend zu wünſchen, daß bei den dortigen Schulen auch Speiſeeinrichtungen getroffen werden. Meine Herren, der Magiſtrat von Charlotten⸗ burg hat nicht den vom Magiſtrat von Berlin ein⸗ geſchlagenen Weg befolgt, dieſe Angelegenheit der Armendeputation zu überweiſen. Es iſt anzuerkennen, daß er da ein mehr ſoziales Gewiſſen gezeigt hat, und die Stadtverordneten⸗Verſammlung wird damit einverſtanden ſein. Aber es iſt zu wünſchen, daß auch die andern Bedürfniſſe noch möglichſt bald befriedigt werden können. Zunächſt, daß durch Zugabe von etwas mehr Fleiſch, in der Woche dreimal ſtatt zweimal, die Nahrung verbeſſert wrd. dann daß mehr Speiſeſtellen an den Schulen errichtet werden — um den Friedrichs⸗Karl⸗Platz herum z. B. und auf der Halbinſel —, und daß bald ein neues Grundſtück für den Verein Jugendheim geſchaffen wird, denn länger als dieſen Winter wird er die Sache dort nicht weiter führen können, wenn er ſich auch die größte Mühe gibt. Stadtv. Wöllmer: Meine Herren, Herr Kollege Vogel hat ſeiner Befriedigung über dieſe Vorlage Ausdruck gegeben. Ich ſchließe mich ſeinen Ausführungen in dieſer Beziehung voll⸗ ſtändig an. Die Vorlage bedeutet etwas Neues für die Stadtverwaltung, indem wir bisher nur immer Zuſchüſſe gegeben haben an Wohlfahrts⸗ vereine, die dieſe Schulſpeiſung ohne unſere