——— 77547.2 erhoben haben, nicht bloß uns, ſondern allen Mit⸗ bürgern ſoweit wie möglich zugängig gemacht werden. Wir hatten uns gedacht, wie geſagt, daß nicht bloß diejenigen Herren, welche im Saale an⸗ weſend waren, und die Gemeindebeamten, ſondern alle unbeſoldeten Beamten davon Kenntnis er⸗ halten, daß ſogar noch weiter darüber hinaus auch die Schulen hineingezogen werden. Der Redner ſelbſt iſt ja leider im Saale nicht anweſend. Wir haben keine Machtmittel, ihn zu zwingen. Ander⸗ ſeits meine ich, liegt doch aber die Sache ſo, daß er wohl auf Grund der von mir gegebenen Motive ſeine Konzeſſion dazu geben wird, daß die Rede an etwa 1500 Perſonen verſchickt wird. Ich bitte Sie, in dem Sinne zu beſchließen, daß die Reden — ich meine nicht bloß die Rede von Herrn Stadtrat Dr Jaſtrow, ſondern auch die des Herrn Oberbürgermeiſters — nach dem ſteno⸗ graphiſchen Bericht mit den Abänderungen der Herren Redner gedruckt und zur Verſendung ge⸗ bracht werden. Bürgermeiſter Matting: Ich möchte noch einmal die Erklärung abgeben, daß die Reden in einem ſo weiten Kreiſe werden verteilt werden, als wir es mit Zuſtimmung der beiden Feſtredner tun können. Mehr kann ich nicht in Ausſicht ſtellen. Stadtv. Freund: Meine Herren, ich habe mich nur zum Worte gemeldet, um namens meiner Freunde zu erklären, daß auch meine Freunde da⸗ mit einverſtanden ſind, wenn die bei der Erinnerungs⸗ feier gehaltenen Reden gedruckt werden; es ſcheint mir aber zu genügen, wenn die Verbreitung der Reden dann nur ſoweit geſchieht, wie es vom Magiſtrat vorgeſchlagen wird. Ich bitte Sie, dem Antrage in dieſem Sinne zuzuſtimmen. Stadtv. Holz: Meine Herren, ich weiß nicht, ob ich nach den Worten des Herrn Bürgermeiſters in der Lage bin, meinen Antrag in irgendeiner Weiſe zu modifizieren. Wenn ich den Herrn Bürger⸗ meiſter richtig verſtanden habe, ſo iſt er damit ein⸗ verſtanden, daß der Antrag, wie er geſtellt iſt, zur Annahme gelangt, daß bloß die Art und Weiſe der Ausführung in das Ermeſſen des Magiſtrats gelegt wird. Dagegen habe ich meinerſeits und haben auch meine Freunde, die den Antrag mit geſtellt haben, nichts einzuwenden. Ich bitte Sie alſo, den An⸗ trag, ſo, wie er geſtellt worden iſt, anzunehmen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung ſtimmt dem Antrage der Stadtv. Holz und Gen. zu.) Vorſteher Stellv. Dr. Hubatſch: Punkt 18 der Tagesordnung: Antrag der Stadtv. Vogel und Gen. betr. Poli⸗ klinik und Mitteilung des Magiſtrats hierzu. Druckſachen 68, 475. Der Antrag der Stadtv. Vogel und Gen. lautet: Die Stadtverordnetenverſammlung wolle be⸗ ſchließen: Der Magiſtrat wird erſucht, die Ein⸗ führung einer Poliklinik im neuen Kran⸗ kenhauſe ſo bald als möglich zu veran⸗ laſſen. Antragſteller Stadtv. Vogel I1: Meine Herren, es ſind die Krankenkaſſen zum Schutze für die Per⸗ ſonen eingeführt worden, die nicht immer die Mittel haben, gleich den Arzt zu bezahlen. Man iſt vielfach der Meinung, daß alle Unbemittelten verſichert ſind. Das iſt aber ein großer Irrtum. Es gibt viele unbemittelte und wenig bemittelte Perſonen, die nicht bei den Krankenkaſſen nach den Beſtimmungen verſichert zu ſein brauchen und die dann, wenn ſie oder einer ihrer Angehörigen er⸗ krankt, ſehr in Verlegenheit kommen. Den Armen⸗ arzt wollen viele nicht in Anſpruch nehmen, es bleibt ihnen oft nur übrig, nach Berlin in eine Poliklinik zu gehen und ſich dort behandeln zu laſſen. Das iſt doch ein Übelſtand und, ich möchte ſagen, auch nicht paſſend für eine Großſtadt wie Charlotten⸗ burg. Meine Fraktionsgenoſſen waren daher damit einverſtanden, daß ich, nachdem ich in die Kranken⸗ hausdeputation gewählt war, dort den Antrag auf Einführung einer ſtädtiſchen Poliklinik einbringe. Aber gleich in der erſten Sitzung, an der ich teil⸗ nahm, regte ſchon Herr Kollege Bollmann dieſe Frage an. Ich ſchloß mich ihm an. Es wurde ihm aber damals ſehr ſcharf von einigen Arzten, die den Gedanken ablehnten, entgegengetreten, und damit ſchien die Sache erledigt zu ſein. Es fand keine weitere Erörterung darüber ſtatt. Wir waren nun der Anſicht, daß wir die An⸗ gelegenheit nicht auf ſich beruhen laſſen können. Deshalb ſtellte ich mit Wiſſen meiner Fraktions⸗ genoſſen im Plenum den Antrag auf Errichtung einer ſtädtiſchen Poliklinik. Wir glaubten, im ſtäd⸗ tiſchen Krankenhauſe würde ſie am beſten abzu⸗ halten ſein. Vorher wurde jedoch in der Kranken⸗ hausdeputation eine Sitzung anberaumt. Der Antrag war am 8. Januar d. I. geſtellt, die Ver⸗ handlung ſollte am 29. ſtattfinden. Auf den dritten Februar war eine Sitzung der Krankenhaus⸗ deputation angeſetzt. Ich beantragte nun in der Plenarſitzung vom 29. Januar, man möchte doch mit der Beſprechung des Antrages warten, bis die Sitzung der Krankenhausdeputation ſtattgefunden hätte. Da iſt man nun wieder dem Antrage ſehr ſcharf entgegengetreten, ſämtliche Arzte waren da⸗ gegen, der Antrag wurde natürlich abgelehnt und ſtatt deſſen zum Ausdruck gebracht, es wäre kein Bedürfnis dafür vorhanden, außerdem ein Antrag des Herrn Kollegen Dr Röthig angenommen, bei den Polikliniken in Berlin anzufragen, wieviel Charlottenburger denn im Jahre 1907 bei ihnen behandelt worden wären. Es verging eine ganze Zeit, ehe man etwas erfuhr. Dann hieß es, es ſei bei 366 Polikliniken in Berlin angefragt worden, davon hätten 295 gar nicht geantwortet. Das war der größte Teil. 76 lehnten aus Mangel an Zeit die Beantwortung ab, 74, alſo etwa ein Fünftel, teilten mit, daß in ihren Kliniken im Jahre 1907 2638 Perſonen aus Charlottenburg behandelt wor⸗ den wären. Von 34 Berliner Augenkliniken be⸗ richteten nur 4, und dieſe teilten mit, daß ſie von 456 Charlottenburger Einwohnern im Jahre 1907 konſultiert worden ſeien. Von 61 Polikliniken für Frauenkrankheiten gaben 18 Auskunft, daß ſie von 688 Charlottenburgerinnen konſultiert worden ſeien. Dieſe Zahlen ſind ja unvollſtändig, aber ſie ſind doch ſo bedeutend, daß man nicht ſagen kann, die Charlottenburger brauchten keine Polikliniken. Wenn auch nur ein kleiner Teil der Polikliniken geant⸗ wortet hat, ſo ergibt ſich ſchon daraus, daß der Prozentſatz ganz bedeutend iſt.