. 581 Beſchluß könnte meinen, man ſollte ſogar das noch] Ausführungen des Herrn Stadtv. Zietſch zu bieten. weiter gefaßte Problem ſofort löſen, ſondern wir faßten den zweiten Beſchluß als eine bedeutende Erweiterung des erſten auf, aber ebenfalls als einen Beſchluß, der darauf abging, die Frage prinzipiell zu erörtern. Daß der Magiſtrat dieſe Auffaſſung hatte, kam auch in der Antwort an die Verſammlung zum Ausdruck, in der er ſogar den Vorſchlag machte, mit der Zuſammenſetzung der gemiſchten Deputation zu warten, bis die Arbeiten über Arbeitsloſenverſicherung ausreichend weit vor⸗ geſchritten wären — ein Anſinnen, das doch ganz unmöglich geweſen wäre, wenn wir hier nicht von der Vorausſetzung ausgegangen wären, daß die Stadtverordnetenverſammlung nichts anders als eine prinzipielle Erörterung beabſichtigt habe. Nun hat der Magiſtrat, da innerhalb der ge⸗ miſchten Deputation über ihre eigentliche Kom⸗ petenz eine andere Meinung auftauchte, ſich nicht etwa auf den Standpunkt geſtellt, er wolle bei ſeiner Meinung bleiben, weil ſie die richtige ſei. Dazu lag gar kein Anlaß vor. Denn der Magiſtrat hätte ja aus eigener Machtvollkommenheit einer gemiſchten Deputation — die Deputationen ſind alle Depu⸗ tationen! des Magiſtrats — dieſen Auftrag geben können. Wenn es nicht geſchehen iſt, ſo hatte dies einen andern Grund. Es beſteht im Magiſtrat ein Ausſchuß, der ſich mit der Frage zu beſchäftigen hat, was gegenwärtig geſchehen ſoll. Es würden die Arbeiten doch bedeutend verlangſamt worden ſein, wenn nun ein ſo viel weiterer Körper mit neuen Mitgliedern, die auch erſt in die Materie eingeführt werden ſollen, damit befaßt würde. Das war der weſentliche Grund, weswegen der Magiſtrat der gemiſchten Deputation dieſe Kompetenz nicht über⸗ tragen wollte, weil ja ein eigener Magiſtratsaus⸗ ſchuß ſchneller in der Sache vorwärts kommt. Das geht auch daraus hervor, daß der Magiſtrat gleich⸗ zeitig der gemiſchten Deputation mitgeteilt hat, er habe nicht etwa Bedenken dagegen, daß die prinzipielle Erörterung hier und da auch auf die Frage führe, was im Augenblick zu tun ſei, daß alſo die gemiſchte Deputation der Debatte ihren Lauf laſſe. Der Magiſtrat hatte nicht die Abſicht, die gemiſchte Deputation zu beſchränken, wie ja im weſentlichen Herr Stadtv. Zietſch — wenn auch nur gelegentlich — ſchon bemerkt hat. Nur war das nicht ganz richtig, wenn Herr Zietſch meinte, der Ma⸗ giſtrat ſei zu dieſer Meinung gekommen von ſeinem Standpunkt aus, daß er bereits alles getan habe, was zu tun ſei. Das geht auch aus der Begründung, die ich jetzt gegeben habe, hervor. Der Meinung iſt der Magiſtrat ganz und gar nicht, daß er alles getan habe, was in dieſer Sache zu tun ſei. Der Magiſtrat iſt ſich deſſen bewußt, daß es ſich um ein äußerſt ſchwieriges Problem handelt, bei dem jede Mithilfe willkommen iſt; jeder Gedanke iſt willkommen, der nur irgendetwas innerhalb des Rahmens unſerer Verwaltung zur Löſung dieſer Frage beitragen kann. Das war auch damit gemeint, daß der gemiſchten Deputation nicht etwa Schranken in ihrer Erörterung geſetzt werden ſollen; die Magiſtratsmitglieder ſind in der gemiſchten Depu⸗ tation, ſie werden hören, was von den Dingen, die dort vorgebracht werden, im Augenblick verwertbar ſei, und werden es ſehr dankbar annehmen, wenn unter den Ergebniſſen der gemiſchten Deputation ſich auch ſolche beſinden, die ſofort verwertbar ſind. Ich gehe nun zu der eigentlichen Beantwortung über — es war ja nötig, dieſe Ergänzung zu einigen — „Welche Maßnahmen gedenkt der Magiſtrat zu treffen, um der gegenwärtig herrſchenden Arbeits⸗ loſigkeit entgegenzuwirken?“ Dieſe Maßnahmen zerfallen, wie ich ſchon vorhin erwähnt habe, in zwei völlig verſchiedene Arten von Arbeiten, ſoweit Arbeiten in Betracht kommen. Die Notſtands⸗ arbeiten imengeren Sinne, deren Beſprechung bereits begonnen hat, ſind, wie Herr Zietſch ſchon geſagt hat, im weſentlichen die Arbeiten am Kompoſthaufen und die Straßenreinigung. Beides ſind Arbeiten, bei denen in allem Weſentlichen der geſamte Aufwand an Arbeitslohn als Mehr⸗ aufwand gilt. Es iſt natürlich nicht zu beſtreiten, daß bei dem Kompoſthaufen auch etwas Nützlichkeit von der Arbeit entſteht. Unternommen wird die Arbeit nicht wegen ihrer Nützlichkeit, ſondern unter⸗ nommen wird ſie, weil man den Arbeitsloſen Be⸗ ſchäftigung gewähren will. Natürlich, in irgend⸗ welchen Zeiten muß wohl auch einmal der Kompoſt⸗ haufen umgegraben werden. Bei der Straßen⸗ reinigung liegt es aber vollſtändig ſo. Herr Zietſch hat ſich ſelbſt verbeſſert. Er ſagte, Straßen, die nicht gereinigt werden, dürfte es in Charlottenburg nicht geben. Gibt es auch nicht! Er hat hinzugeſetzt: die nicht in vollem Umfange gereinigt werden. Nun, es iſt ganz klar, daß in einer Stadt, die un⸗ gleichmäßigen Verkehr hat, an der Peripherie eine ſeltenere Reinigung genügt als in der Mitte, und wenn man Arbeiter an der Peripherie beſchäftigt, um Straßen häufiger als ſonſt reinigen zu laſſen, ſo iſt das nicht eine Arbeit, die vorgenommen wird, weil die Stadt davon einen Nutzen hat, ſondern dieſe Arbeit wird ausgewählt, um die Arbeiter zu beſchäftigen und ihnen das Bewußtſein zu erſparen, eine Arbeit zu machen, der man etwa ihre Nutz⸗ loſigkeit direkt anſieht. Dieſes demütigende Be⸗ wußtſein wird den Arbeitern dabei erſpart. Aber es iſt durchaus feſtzuhalten, daß dieſe Arbeiten unter⸗ nommen werden nicht wegen der Wirkung auf die Arbeit, ſondern wegen der Wirkung auf die Arbeiter. Daraus geht auch hervor, daß keineswegs davon die Rede ſein kann, wie Herr Stadtv. Wilk geſagt hat, daß die Stadt hier einen unrechtmäßigen Vor⸗ teil genieße, weil die Arbeiter ſich in einer Notlage befinden. Denn die Stadt genießt überhaupt keinen Vorteil bei dieſen Arbeiten, alſo auch keinen unrecht⸗ mäßigen. Bei der Charakteriſierung dieſer Arbeiten hat Herr Stadtv. Wilk einige Worte, die ich gebraucht hatte — ich nehme an, bei der Verbindung der Debatte kann man auch bei der Beantwortung der Interpellation, um Wiederholungen zu vermeiden, gleich darauf eingehen — nicht richtig wieder⸗ gegeben. Ich habe keineswegs geſagt, daß die Arbeiter, was ihr Einkommen betrifft, mit dieſen Löhnen zufrieden ſeien. Darüber habe ich mich abſolut nicht ausgeſprochen, und es iſt doch ganz und gar nicht wahrſcheinlich, wenn ein Menſch weniger Einkommen hat, als er früher gehabt hat, daß er damit zufrieden ſein ſoll. Ich habe mich nur gegen die Außerung der Herrn Wilk gewandt, daß dieſe Arbeit für die Arbeiter keinen Wert habe. Gegen dieſe ſehr weitgehende Behauptung habe ich mich gewandt. Ich habe auch keineswegs geſagt, daß dieſe Löhne leidlich auskömmlich ſeien. Ich habe nur geſagt: Aufgabe von Notſtandsarbeiten iſt es nicht, den Arbeitern Erſatz für den vollen Lohn zu verſchaffen; die Notſtandsarbeiten ſind lediglich eine Notmaßregel und ein Notbehelf, ſie haben keinen