Verſammlung ſehr oft ſchon über das ſehr Mißliche, das Nachbewilligungen an ſich haben, geſprochen worden. Ich weiß, und alle Kollegen wiſſen, daß wir um dieſen UÜbelſtand niemals herumkommen werden, daß die Natur der Dinge ſtärker iſt als das kalkulatoriſche Genie der Männer, welche den Etat aufſtellen, und daß ſich deswegen Nachbewilligungen reſp. Verſtärkungen von Etatstiteln auch niemals werden umgehen laſſen. Um ſo mehr muß aber doch dahin geſtrebt werden, daß die Zahl ſolcher Nach⸗ bewilligungen nach Möglichkeit verkleinert wird. Ich will hier nicht darauf eingehen, daß durch der⸗ artige Nachbewilligungen das Geldbewilligungs⸗ recht der Stadtverordnetenverſammlung in erheb⸗ lichem Maße eingeſchränkt wird. Ich möchte nur darauf hinweiſen, daß doch der Magiſtrat — was augenblicklich in dieſen Wochen geſchieht — wie auch die Stadtverordnetenverſammlung in ihrem Etats⸗ ausſchuß und im Plenum ein ganz bedeutendes Maß von Arbeit aufwendet, um den Etat feſtzu⸗ ſtellen und die Etatsſolls zu fixieren. Wird nun nachher dieſes Etatsſoll immer überſchritten und werden die einzelnen Summen geändert, ſo wird ein großer Teil dieſer Arbeit dadurch recht illuſoriſch gemacht, und man könnte ſagen: wozu ſoll der Etat in allen Einzelheiten erſt ausgearbeitet werden, wenn nachher im Laufe des Jahres Magiſtrat und Stadtverordnetenverſammlung doch immer wieder Anderungen an den einzelnen Sätzen vornehmen? Deswegen werden wir wohl alle darüber einig ſein, daß man derartige Nachforderungen nur dann ſtellen ſoll, wenn ſie wirklich unabweislich durch die Natur der Sache begründet ſind. Wenn ich nun hier zu dem vorliegenden Fall ſprechen ſoll, ſo möchte ich bemerken, daß mir für einige Poſitionen dieſer Beweis nicht erbracht er⸗ ſcheint. Das iſt der Fall für Puntt a und für Punkt c. In Puntt a, der ſich mit den Löhnen der Heizer und Arbeiter bei den Waſſerwerken be⸗ ſchäftigt, wird ausgeführt, daß man zur Zeit der Aufſtellung des Etats, alſo in den Monaten Februar und März, noch nicht gewußt habe, welche Löhne die Waſſerwerksarbeiter im April zu bekommen haben. Das will mir doch nicht ganz einleuchten, und ich möchte deswegen an den Herrn Dezernenten eine dahingehende Frage richten. Ebenſo glaube ich, daß man wohl bei Punkt c, der ja ein durch⸗ laufender Poſten iſt und inſofern den Etat nicht belaſtet, das wiſſen konnte, als man den Etat auf⸗ ſtellte, da doch bekannt ſein mußte, daß das Waſſer⸗ wertsgrundſtück in der Akazienallee 33/35 zu den Kanaliſationsbeiträgen herangezogen werden würde. Endlich möchte ich zu Punkt b nicht hinſichtlich der eben erwähnten Geſichtspunkte, ſondern bezüg⸗ lich eines andern Punktes etwas bemerken. Es heißt hier, daß man aus Erſparnisgründen, die gewiß durchaus zu billigen und zu loben ſind, zunächſt von einer vollſtändigen Reparatur des ſchadhaften Boll⸗ werks abgeſehen hätte, weil dieſe 25 000 ℳ hätte koſten ſollen, und daß man ſich mit einer Teil⸗ reparatur, deren Koſten ſich auf 3500 belaufen, begnügt hätte. Ich will hoffen, daß hier keine Sparſamkeit am unrechten Fleck angewandt worden iſt, und daß ſich die Geſamtſumme der fortlaufenden Poſten von derartigen notwendig werdenden Teil⸗ reparaturen nicht ſchließlich höher ſtellen werden, als die hier für die vollſtändige Reparatur an⸗ gegebenen 25 000 ℳ. Das geht aus den Mit⸗ teilungen nicht hervor. 11 mehr zur Beruhigung dieſe Frage an den Herrn Dezernenten. Aus demſelben Grunde möchte ich auf die Frage der Filter eingehen. Es heißt in der Begründung, daß bei der außerordentlich trockenen Witterung, die in dieſem Sommer geherrſcht hat, ſich die Filter als nicht genügend in ihren Dimenſionen erwieſen haben. Das iſt ſehr wohl glaublich; denn tatſächlich iſt der Sommer außerordentlich trocken geweſen. Auf der andern Seite iſt aber doch zu berückſichtigen, daß die Verhältniſſe, die jetzt als abnorm auf⸗ getreten ſind, durch Vergrößerung der Waſſer⸗ abnahme ſich durch die Natur der Sache bedingt als normal herausſtellen werden. Nun weiß ich ja zwar, daß wir für den Neubau von, ich glaube, 2 oder 3 Filtern bereits die nötige Summe bewilligt haben. Ich möchte aber doch an den Herrn De⸗ zernenten die Frage richten, ob es durch dieſen Neubau, wenn er rechtzeitig fertiggeſtellt wird, aus⸗ geſchloſſen iſt, daß unvorhergeſehene neue Packungen der Filter vorgeſehen werden müſſen. Ich möchte darauf hinweiſen, was ja bekannt iſt, daß neugepackte Filter im Anfang ſehr ſchlecht ihre Wirkſamkeit er⸗ füllen. Bekanntlich wirkt die Filtermaſſe, ſei es Kies, Koks oder Steine, zunächſt nicht, ſo lange, bis ſich aus einzelligen Lebeweſen, aus Pflanzen⸗ ſchleim uſw. eine gallertige Maſſe gebildet hat, die Konglomerate dieſer Filtermaſſe mit einander verbindet und an der filtrierenden Wirkung einen weſentlichen Anteil hat. Stadtrat Seydel: Meine Herren, ich kann mich mit den Grundſätzen, die Herr Stadtv. Dr Frentzel aufgeſtellt hat, in der Sache ſelbſtverſtändlich nur einverſtanden erklären, da es dieſelben ſind, die regelmäßig von uns befolgt werden. Wenn es in dieſem Falle nicht geſchehen iſt, ſo iſt das darauf zurückzuführen — wie das auch in der Vorlage zum Ausdruck gebracht worden iſt, — daß es ſich hier überall tatſächlich um Forderungen handelt, die zur Zeit der Aufſtellung des Etats noch nicht bekannt ſein konnten. Auf die Frage des Herrn Dr Frentzel zu Punkt a der Vorlage kann ich nur bemerten, daß wir im Laufe des Frühlings, und zwar, ſoweit ich mich erinnere, Ende März 1908, einen neuen Lohnplan für die Arbeiter der Waſſerwerke aufgeſtellt haben, die bis dahin nach den wenig einheitlichen Lohnſätzen unſerer Rechtsvorgängerin beſoldet und deren Löhne mit dem 1. April 1908 den Lohnſtalen der übrigen ſtädtiſchen Arbeiter angepaßt worden ſind. Dieſe Arbeiten fand ich vor, als ich das Dezernat über⸗ nahm; ſie ſind dann ſofort in Angriff genommen und ſo bald als möglich erledigt worden. Dennoch war es nicht möglich, die Einwirkung der neuen Lohnſtalen auf den Etat zur Zeit ſeiner Aufſtellung zu überſehen. Als der neue Lohnplan fertig war, hat ſich ergeben, daß faſt allgemein eine gewiſſe Erhöhung der Löhne eingetreten war. In der Deputation war man ſich damals darüber einig, daß wir erſt dann mit einer Vorlage an Sie heran⸗ treten ſollten, wenn wir die Wirkung der neuen Löhne und den etwa entſtehenden Fehlbetrag im Etat genau überſehen könnten. Hiernach handelt es ſich unzweifelhaft um eine Poſition, deren Höhe zur Zeit der Aufſtellung des Etats noch nicht über⸗ ſehen werden konnte; anderenfalls hätten wir die Anderung ſelbſtverſtändlich bei Aufſtellung des Etats Ich richte eigentlich auch berückſichtigt.