— 592 — Es wird Widerſpruch laut. Wir ſetzen ſie alſo an den Schluß der Tagesordnung. Wir kommen zu Punkt 10 der Tagesordnung: Vorlage betr. Stadthaushaltsetat für das Rech⸗ nungsjahr 1909. — Druckſache 61. Stadtrat und Kämmerer Scholtz: Meine Herren, bevor ich mich meiner Aufgabe, Ihnen heute den Etat für das nächſte Jahr namens des Magiſtrats zu übergeben, entledige, geſtatten Sie mir, daß ich, wie in andern Jahren, Ihnen auch diesmal wieder eine kurze Überſicht über die wirt⸗ ſchaftlichen Ergebniſſe unſeres laufenden Etats⸗ jahres gebe. Ich hatte bereits im Spätherbſt vergangenen Jahres einmal Gelegenheit, mich zu dem Ergebnis des Etatsjahres 1908 hier in dieſem Saale zu äußern, und habe damals ungefähr ausgeführt, daß wir, wenn uns auch die allgemeinen mißlichen wirtſchaftlichen Verhältniſſe drücken, immer noch mit dem Abſchluſſe des laufenden Jahres werden zufrieden ſein können, und daß ein verhältnismäßig geringer, aber immerhin noch guter Abſchluß zu gewärtigen ſei. Ich bin in der günſtigen Situation, das, was ich Ihnen damals geſagt habe, aufrecht erhalten, ja, vielleicht um eine Spur erweitern zu können. Es iſt richtig, daß die wirtſchaftlichen Ver⸗ hältniſſe auch uns, ganz beſonders bei der Ein⸗ kommenſteuer, geſchädigt haben. Sie werden das auch bei den Erträgniſſen aus unſeren gewerblichen Inſtituten merken. Immerhin aber glaube ich damit rechnen zu können, daß der Jahresabſchluß ein ſolcher ſein wird, daß man zufrieden ſein kann. Was die einzelnen Erträge des Jahres betrifft, ſo deutete ich eben an, daß bei der Gemeindeein⸗ kommenſteuer ein weſentliches Minus zu erwarten ſein wird. Und das iſt tatſächlich der Fall. Wir werden ungefähr 430 000 ℳ weniger an Ge⸗ meindeeinkommenſteuer gegen das Etatsſoll haben. Dieſes Weniger wird allerdings zum Teil durch einen Betrag von 300 000 ℳ. ausgeglichen, der aus der Forenſenſteuer mehr auftommen wird, was ſeine Begründung darin findet, daß wir nach⸗ träglich verſchiedene größere Veranlagungen haben vornehmen können, insbeſondere eine ſehr große Veranlagung. Freilich ſind das Summen, die nicht dauernd wiederkehren, ſondern, wie geſagt, den Charakter der einmaligen Einnahmen tragen. Wir werden im weſentlichen Mehrerträge aus den Grundſteuern in dieſem Jahre haben. Wir rechnen ungefähr mit einem Betrage von 350 000ℳ. Bei der Umſatzſteuer, meine Herren, wird wahr⸗ ſcheinlich der Betrag nicht voll auftkommen. Die Umſätze ſind naturgemäß zurückgegangen. Während wir im Etatsjahre 1906, bis zum Ende Januar be⸗ rechnet, 275 bebaute Grundſtücke und 256 unbebaute Grundſtücke mit der Umſatzſteuer zur Einnahme ſtellen konnten, iſt die Zahl im Jahre 1907 auf 202 bei den unbebauten zurückgegangen; bei den bebauten ſtieg ſie auf 297 — wohl infolge zahl⸗ reicher Subhaſtationen. Im Jahre 1908 hält ſie ſich bei den unbebauten ungefähr gleich: es ſind 215 unbebaute Grundſtücke bisher zum Vertauf gekommen, und bei den bebauten Grundſtücken iſt die Zahl wiederum gefallen: es ſind 273 Grund⸗ ſtücke. Doch iſt der Ertrag nicht unweſentlich geringer als im Vorjahre. Wir haben bis jetzt in dieſem Jahre 1 190 000 ℳ einbekommen, im Vor⸗ jahre um dieſelbe Zeit 1 497.000 ℳ. — immerhin ein nicht ganz unbeträchtliches Weniger. Ebenſo wird bei der Gasanſtalt der Ertrag nicht ſo günſtig ſein wie in den Vorjahren. Wir hatten bei der Gasanſtalt in unſeren Voranſchlägen für das laufende Jahr mit einem Zugang von 100% bei dem Gasabſatz gerechnet. Dieſer Zugang iſt nicht erreicht worden; nach den allerneueſten und genaueſten Berechnungen werden wir auf einen Zugang von ungefähr 5½ bis 5¾% kommen; alſo werden wir beim Gasabſatz jedenfalls die Etatsſumme nicht erreichen. Aber, meine Herren, in der Gasanſtalt ſind bei den gewaltigen Summen, die da zur Verausgabung gelangen, an einer ganzen Reihe von Poſitionen Erſparniſſe gemacht worden, und wie die Verwaltung mir mitgeteilt hat, darf mit Sicherheit darauf gerechnet werden, daß der Reinertrag, der im Etat vorgeſehen iſt, dadurch wieder erreicht wird, daß Erſparniſſe ge⸗ macht worden ſind. Ebenſo, meine Herren, ſind bei andern Ver⸗ waltungen weſentliche Erſparniſſe gemacht worden. Sonſt würde man ja, wenn man das Exempel aus dem zieht, was ich bisher ausgeführt habe, nicht zu einem günſtigen Abſchluß kommen können; denn wie ich ſagte: die Steuern bringen es nicht, wie in andern Jahren, ſondern tatſächlich ſind es im weſentlichen die Erſparniſſe. So werden wir bei der Schuldenverwaltung ungefähr 200 000 weniger Ausgaben haben, bei der Schulverwaltung, beim Tiefbau und namentlich auch bei der allge⸗ meinen Verwaltung, bei den Beſoldungen eben⸗ falls weſentliche Summen erſparen, ſo daß man wohl damit rechnen kann, daß immerhin der Be⸗ trag von “ Millionen wenigſtens übrig bleiben wird. Die Summe kann ſich verſchieben; das kann leicht vorkommen, wenn die Gasanſtalt doch etwas ſchlechter abſchließen ſollte, daß die Summe nicht erreicht wird, oder wenn dieſe etwas beſſer abſchließen ſollte, daß der Überſchuß ſich erhöht. Meine Herren, was den Etat für 1909 betrifft, ſo bin ich leider nicht in der glücklichen Lage, Ihnen ein Gleiches ſagen zu können wie von dem Etatsjahre 1908. Der Etat für das Jahr 1909 balanziert im Ordinarium — ich laſſe alle andern Sonderetats und das Extraordinarium fort, weil ſie nicht ſo weſentlich ſind — mit einer Summe von 26 884 000 ℳ; das iſt ein Mehr gegen das vorige Jahr von 661 000 ℳ. Wenn Sie dieſe Summe mit dem Vorjahre vergleichen, ſo werden Sie ſehen, daß die Balanzeſumme bei weitem um den geringſten Betrag gegen die ſämtlichen Jahre ſeit dem Jahre 1900, alſo im Laufe von 10 Jahren, geſtiegen iſt. Selbſt im Jahre 1901 ſtieg unſer Etat um 827 000 ℳ. Die Summe von 661 000 bleibt mithin ſogar gegen dieſes Jahr noch weſent⸗ lich zurück. In Prozenten ausgedrückt iſt es das ſelbe Bild; in Prozenten ſteigt dieſe Balanzeſumme nur um 2,52. Aber das Bedenkliche iſt, daß ſich dieſes gleiche Bild nicht bei den fortdauernden Ausgaben und bei den einmaligen Ausgaben zeigt. Die fortdauernden Ausgaben ſteigen in dieſem Jahre gegen das Vorjahr um 1 178 000 ℳ — das ſind 4,82% —, dagegen fallen die einmaligen Ausgaben um 517 000 ℳ, das ſind Minus 29,20%. Aus dieſem Bilde ſehen Sie, daß der Etat ſchlecht iſt. Sie ſehen es noch mehr, wenn Sie ſich ver⸗ gegenwärtigen, wie er im Laufe der letzten 10 Jahre geſtiegen iſt. Im Laufe dieſer letzten 10 Jahre ſtieg der Etat um 149,70%, dagegen ſind die fort⸗