—— 532 — übrig: eine Beſchränkung in den Ausgaben. Sie werden mir entgegenhalten: wo ſollen wir uns denn beſchränten, in welchen Ausgaben ſollen wir denn ſparen? Ich gebe Ihnen ohne weiteres zu, daß es ſchwierig iſt, immer die richtigen Punkte zu treffen. Vieles muß ſein, vieles iſt geſetzlich. Aber, meine Herren, vieles geht weit über den geſetzlichen Rahmen hinaus, und vieles kann jedenfalls be⸗ ſchränkt werden. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Ich bin der Meinung, daß gerade Sie in dieſem Hauſe uns werden dabei mithelfen müſſen und uns vielleicht nicht immer mit Reſolutionen allzu ſtürmiſch vordrängen ſollten! Keiner von uns, meine Herren, wird wollen, daß alles zurück⸗ geſtellt, daß nun mit einmal weiter nichts gemacht wird. Meine perſönliche Anſchauung — im Ma⸗ giſtrat ſind zahlreiche andere Anſchauungen ver⸗ treten — iſt die, daß das Marſchtempo, das wir ein⸗ geſchlagen haben, ein etwas zu hitziges iſt, daß dieſes Marſchtempo etwas verlangſamt werden kann, ohne daß der Ruf der Stadt Charlottenburg auch nur im geringſten geſchädigt wird, und daß wir vor allen Dingen bei den Bewilligungen uns hüten ſollen, neue Aufgaben wie Pilze aus der Erde wachſen zu laſſen, daß wir bei der Bewilligung aller neuen Aufgaben prüfen ſollen, ob wir ihnen auch die Einnahmen gegenüberſtellen können, zumal wenn die Ausgaben, wie es ſehr häufig bei derartigen Sachen der Fall iſt, ſehr ſtark progreſſiv wachſen. Ich glaube, wenn wir ein etwas langſameres Marſchtempo auf den verſchiedenſten Gebieten ein⸗ ſchlagen, dann wird uns das nichts ſchaden, und wir werden das Intereſſe und das Wohl unſerer Stadt damit am allerbeſten fördern. (Bravo!) Stadtv. Kaufmann: Wer den Etat auf⸗ merkſam durchgeſehen und die Rede des Herrn Kämmerers eben vernommen hat, wird im erſten Moment den Eindruck nicht von der Hand weiſen können, daß den Verhältniſſen gegenüber unter Umſtänden ſtumme Reſignation am Platze wäre. Dennoch kann und darf ich es mir nicht verſagen, auf einzelne Punkte einzugehen und insbeſondere den Urſachen unſeres ſchlechten Etats und den Mitteln zur Abhilfe nachzugehen. Ich möchte vorerſt meiner Freude darüber Ausdruck geben, daß wir für das Jahr 1908 noch einen ziemlich günſtigen Überſchuß in Ausſicht haben, und ich möchte mit dem Herrn Kämmerer an dem Gedanken feſthalten, daß wir an dem Aus⸗ gleichsfonds nicht im mindeſten rühren dürfen. Dieſer Ausgleichfonds iſt tatſächlich erſt dann in Anſpruch zu nehmen, wenn ein Defizit vorhanden iſt, und nicht im vorhinein, um etwa einem Defizit vorzubeugen. Iſt ein Defizit eingetreten, dann werden wir dieſes Ausgleichsfonds ſehr dringend bedürfen. Bei den trüben Ausſichten, wie ſie uns heute geſchildert worden ſind, iſt wohl anzunehmen, daß wir in den nächſten Jahren immer noch mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben werden. Mit Freude habe ich auch gehört, daß die Erſparniſſe aus der Verwaltung im Jahre 1908 immerhin noch ſo bedeutend waren, um dieſen Überſchuß zu er⸗ möglichen. Ich hoffe, daß trotz des beſchnittenen Etats ſich auch noch pro 1909 an der einen oder andern Stelle Erſparniſſe ergeben werden; denn wir ſind ja gewöhnt, daß manche Titel von Hauſe aus reichlich bemeſſen werden. Der Herr Kämmerer erwähnte ſchon, daß wir die Verkehrsverhältniſſe im Auge behalten müßten. Ja, meine Herren, darauf lege ich das Hauptge⸗ wicht. Ich werde mir ſpäter geſtatten, näher auf die Konkurrenz der Städte untereinander einzu⸗ gehen. Um dieſer Konkurrenz zu begegnen, wird es unſere Aufgabe ſein müſſen, unſere ſteuer⸗ kräftigſten Gegenden mit allem auszuſtatten, um mich eines vulgären Ausdruckes zu bedienen: ſie noch beſonders hoch zu päppeln, damit wir ja jeden Reiz bieten, um die ſteuerkräftigſten Elemente trotz unſerer 100 % hier zu feſſeln. Ich glaube nicht fehl zu gehen, daß wir erwarten dürfen, ſchon in nächſter Zeit weſentliche Verkehrsverbeſſerungen für dieſe Gebiete in Ausſicht ſtellen zu können. Ich verſage es mir, in dem jetzigen Stadium näher auf dieſe Sache einzugehen. Ich möchte aber auch ferner erwähnen, daß wir nicht nur die Verkehrsverhältniſſe regulieren müſſen. Ich komme da zu der Stelle der Rede des Herrn Kämmerers, wo die Hoffnung ausgeſprochen wurde, daß das nächſte Jahr uns aus dem Elettri⸗ zitätswerk vorausſichtlich große Überſchüſſe ergeben würde. Ich werde mich deſſen ſehr freuen und bin auch durchaus bereit, dieſe Uberſchüſſe in den Haus⸗ haltsetat zu übernehmen. Ich will aber heute ſchon darauf aufmerkſam machen, indem ich mir nähere Ausführungen für den Etatsausſchuß vorbehalte, daß wir bedacht darauf ſein müſſen, vor allen Dingen die Anlagekoſten für Licht und Kraft, ſei es Gas, ſei es elektriſches Licht, ſo zu normieren, daß ſie nur dieſelben Sätze koſten, wie ſie in den anderen Vorortgemeinden und Berlin ſelbſt erhoben werden. Die näheren Angaben darüber werde ich im Etats⸗ ausſchuß machen. Nach den mir zugegangenen Mitteilungen ſind wir in dieſer Beziehung teurer. Wenn wir erſt im eigenen Beſitz der Werke ſein werden, werden wir dort die nötigen Einſchränkun⸗ gen — ich bin überzeugt: in Übereinſtimmung mit dem Magiſtrat — ſchon ausführen können. Die Beamtenvermehrung wird, wie alles von uns, im Etatsausſchuß ernſtlich geprüft werden, und wir werden, wenn die Notwendigkeit nach⸗ gewieſen ſein wird, ſelbſtverſtändlich dem nicht im Wege ſtehen. Betreffs des Normaletats freue ich mich, daß die eine Million wieder eingeſtellt worden iſt. Wenn ich auch höre, daß der auf den Einzelnen ent⸗ fallende Prozentſatz von 12,26 auf 11,59 zurück⸗ gegangen iſt, ſo bin ich doch überzeugt, daß dieſe Summe reichen wird, um diejenige Erhöhung der Gehälter und den Ausgleich der Gehälter vorzu⸗ nehmen, der von den höchſten Gehältern abfallend bis zu den niedrigen ſteigend denjenigen Sätzen zum mindeſten entſpricht, die die Teuerungszulage in ſich ſchloß. Es wird alſo bei der zukünftigen Beratung des Normaletats hoffentlich an dem Prinzip feſtgehalten werden, daß ſteigend die Er⸗ höhung nach unten in die Erſcheinung zu treten hat. Ich bedauere die Andeutung, daß wir den Dispoſitionsfonds unter Umſtänden durch Nach⸗ bewilligung von 50 000 ℳ um dieſe Summe kürzen ſollen. Ich hoffe, daß wir im Etatsausſchuß nach Mitteln und Wegen ſuchen und ſolche auch finden werden, um den Dispoſitionsfonds möglichſt hoch auszuſtatten, zum mindeſten in ſeiner Höhe zu erhalten. Die Mitteilungen über Schulbedürfniſſe haben mich — ich kann nicht gerade ſagen: begeiſtert, aber einigermaßen befriedigt, da ich ſehe, daß wir für