nicht hat, und ſtelle damit feſt, daß alles das, was ich hier bei Wilmersdorf als fehlend bezeichne, in Charlottenburg vorhanden iſt. Wilmersdorf entbehrt noch der Müllabfuhreinrichtung, des Fleiſch⸗ ſchauamtes, der Säuglingsfürſorgeſtellen, der Volts⸗ badeanſtalt, des Stadtpartes, der Baumſchulen, der Krankenhäuſer vor allen Dingen, der Wald⸗ erholungsſtätten, der Fürſorgeſtätten für Lungen⸗ kranke, des Arbeitsnachweiſes, der Generalvor⸗ mundſchaft, der Kunſtgewerbe⸗ und Handwerker⸗ ſchule, einer Rechtsaustunftsſtelle für Unbemittelte, der Kinderheilſtätten, der Unterkunftsräume für Obdachloſe, der Gasanſtalt und des Elektrizitäts⸗ werkes. Wenn ich die beiden letzten Punkte, die ich ja ehrlicherweiſe anführen muß, erwähne, ſo wird vielleicht Wilmersdorf aus ſolchen Einrich⸗ tungen einmal einen Gewinn ziehen. Aber wenn eine Stadt, die heute 80 000 Einwohner hat, dieſe abſolut notwendige Einrichtung trifft, dann wird ſie in den erſten Jahren zweifellos noch keine Uberſchüſſe daraus ziehen können. Ich folgere alſo: wenn Wilmersdorf das Manko in ſeinen Einrichtungen ehrlich wettmachen will, dann wird es nicht mehr lange mit dieſen 90 % wirtſchaften, es wird auch wieder mit anderen Städten gleichen Schritt halten müſſen. Meine Herren, ich will Sie mit Ziffern nicht ſehr beläſtigen. Der Herr Kämmerer hat Ihnen ja eine Statiſtit vorgelegt. Es ſind aber doch einige recht intereſſante Zahlen, die ich mir durch Vermittlung des ſtatiſtiſchen Amtes beſchafft habe, und mit dieſen Zahlen will ich Ihnen zweierlei zu beweiſen verſuchen, einmal, daß eine Differenz im Steuerſatz zwiſchen 100 % und unter 100 % — ich ſpreche vorläufig nur von dieſem Satz — nicht von weſentlichem Einfluß auf den Zuzug iſt und zu ſein braucht. Wir haben ja in Charlottenburg das ſelbſt durchgemacht. Wir hatten im Jahre 1895 einen Satz von 94 %, im Jahre 1896 einen Satz von 98 % und haben in den Jahren 1897 bis 1902 einen Zuſchlag zur Staatseinkommenſteuer von 97 % erhoben. Erſt im Jahre 1903 iſt es mit großer Mühe erkämpft worden, daß wir auf 100 % gekommen ſind, was damals als etwas furchtbar Bedenkliches hingeſtellt wurde. Es zeigt ſich nun folgendes intereſſante Ergebnis: in den Jahren, wo wir 97 % erhoben, hat ein Rückgang des Zu⸗ zuges ſtattgefunden, es hat alſo trotz unſerer 97 % der Zuzug nach Charlottenburg abgenommen. Im Jahre 1899 war der Zuzug prozentual noch 5,10; er ging im Jahre 1900 auf 3,90 zurück, ſtieg dann wieder 1901 auf 4,08 und fiel 1902, wo wir auch noch 97 % hatten, auf 3,05. Mit dem Jahre 1903 haben wir 100 % erhoben, und da ſehen Sie eine Steigerung des Zuzuges trotz der 100 %: wir ſind auf 4,05 %, 5,09 %, 6,86 %, 6,37 % geſtiegen und im Jahre 1907 wieder zurückgegangen auf 4,94 %, im laufenden Jahre, wo ein beſonders ſchlechter Zuzug geweſen iſt, auf 3,92 %. Das beweiſt aber, daß der Zuzug keinesfalls von der Steuerdifferenz abhängig iſt. Ich möchte Ihnen dann eine Zahlenreihe vorführen, die auch intereſſant iſt und die mich in dem Gefühl unterſtützt, daß die Bevölkerungsart und der Zuzug nach den Städten Schöneberg, Wilmersdorf und Charlottenvurg ganz verſchieden geartet ſind. Ich glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich annehme, daß Schöneberg weſentlich eine gewerbetreibende und hauptſächlich Mittelſtands⸗ Bauernſtand, den Sie auch in Wilmersdorf wieder⸗ finden; dort ſind ureingeſeſſene Bauern mit großem Einkommen. Wilmersdorf hat nach meiner Auf⸗ faſſung im weſentlichen einen Zuzug von Beamten und Penſionären. Eharlottenburg hat einen Zuzug aus allen Kreiſen, von den reichſten Leuten bis zu den Arbeitern und noch ärmeren Leuten. Die Ziffern, die dieſe meine Auffaſſung belegen ſollen, ſind höchſt intereſſant. Es ſind für das Jahr 1907 zuſammengeſtellt worden die Prozentzahlen der Zenſiten und des Anteils, den die veranlagten Perſonen an der Geſamtſumme haben. In Char⸗ lottenburg ſind zwiſchen 900 und 3000 ℳ 78,82 % veranlagt worden, die 11,03 % der Geſamtſteuern aufgebracht haben; es ſind veranlagt worden von 3000 bis 6000 ℳ 9,79 % mit 8,26 % Steuer⸗ aufkommen, von 6000 bis 9500 ℳ. 3,97 % mit 7,34 % Aufkommen, von 9500 bis 30 500 ℳ 5,6 % mit 23,51 % Steueraufkommen, von 30 500 bis 100 000 ℳ. 1,73 % mit 27,44 % Aufkommen, und über 100 000 ℳ haben wir 0,33 % der ſämt⸗ lichen Zenſiten mit einem Aufkommen von 22,42 %. Demgegenüber verhalten ſich die Ziffern in Schö⸗ neberg und Wilmersdorf wie folgt — ich wiederhole des beſſeren Vergleichs wegen die Zahlen für Char⸗ lottenburg —: in der erſten Kategorie haben wir 78,82 % in Charlottenburg, 76,80 %o in Schoncverg und 68,94 % in Wilmersdorf; in der nächſten Stufe 9,79, 13,32 und 13,72 %,; in der folgenden Stufe 3,97, 4,37 und 6,69 %; in der nächſten Stufe 1,73, 0,54 und 2,74 % — das ſind die eingeſeſſenen alten Beſitzer und einzelne Zugezogene — und in der Stufe über 100 000 ℳ.: 0,32 % in Charlotten⸗ burg, 0,006 in Schöneberg und 0,17 % in Wilmers⸗ dorf. — Aus dieſen Ziffern erſehen Sie, meine Herren, die Beſtätigung meiner Annahme, daß der Mittelſtand in Schöneberg weſentlich die Beſtandteile des Zuzuges bildet, und Sie können ebenfalls daraus entnehmen, daß ein beſonders großer Zuzug von kapitalkräftigen Perſonen ſtatt⸗ gefunden hat. Ich komme alſo nochmals zu dem Schluß: unſere Steuerverhältniſſe müſſen wir zur Abwehr ſo lange auf dem Satze von 100 % erhalten, als dieſe künſtlich niedrigen Sätze in zwei Nachbar⸗ gemeinden aufrecht erhalten werden. Wenn ich auch nicht ſo ſehr fürchte, daß ein Zuzug oder gar ein Umzug von hier dorthin in größerem Maße ſtattfinden könnte, muß man die Gelegenheit doch nicht provozieren. Die Differenz von 10 %, wird niemand dazu veranlaſſen. Ich wiederhole noch einmal: ich bin überzeugt, daß der in der Provinz reich gewordene Mann, der nach einer großen Stadt ziehen will — und dazu kann immer nur der Weſten Berlins in Frage kommen — ſich bei der Auswahl eines Wohnſitzes die geſamten Verhältniſſe der Gemeinde anſehen und ſich bei einem auch nur einigermaßen normal veranlagten Wohlfahrtsſinn diejenige Gemeinde herausſuchen wird, die alle dieſe Einrichtungen bereits getroffen hat. Denn er wird ſich ganz ſelbſtverſtändlich ſagen, daß mit der Steigerung ſolcher Einrichtungen auch eine höhere Beſteuerung in der Gemeinde eintritt; wohnt er dagegen in einer Stadt, die bereits ſolche Einrichtungen getroffen hat, ſo iſt er von Hauſe aus im Genuſſe aller dieſer Wohltaten. Ich komme zum Schluß. Ich ſtimme dem Herrn Kämmerer zu: wir werden uns einſchränten muſſen. Aber ich bedanere auch nicht im mindeſten bevölkerung hat, abgeſehen von dem ureingeſeſſenen alle diejenigen Ausgaben, die wir in raſchem