den Magiſtrat zu erſuchen, gegen die von den Verbündeten Regierungen vorgeſchla⸗ gene Anderung der Fernſprechgebühren als gegen eine einſeitige Belaſtung der ſtädtiſchen, insbeſondere der gewerblichen Bevölkerung an zuſtändiger Stelle entſchiedenen Wider⸗ ſpruch zu erheben. Antragſteller Stadtv. Meyer Meine Herren, die Stadtverordnetenverſammlung hat am 12. Fe⸗ bruar v. I. auf den Antrag der Herren Stadtver⸗ ordneten Liſſauer und Genoſſen beſchloſſen, den Magiſtrat zu erſuchen, gegen die Erhöhung. der Fernſprechgebühren Stellung zu nehmen, die da⸗ mals durch eine Denkſchrift des Herrn Staats⸗ ſekretärs des Reichspoſtamts vorgeſchlagen war. Der Magiſtrat hat laut der uns unter dem 31. Ja⸗ nuar 1909 gewordenen Mitteilung dieſem Erſuchen Folge geleiſtet, aber, wie der unterdeſſen dem Reichstag von den Verbündeten Regierungen vor⸗ gelegte Entwurf einer Fernſprechgebührenordnung zeigt, ohne Erfolg. Der Entwurf ſchließt ſich im weſentlichen an die Vorſchläge an, welche in der Denkſchrift gemacht worden ſind, nur mit dem Unterſchiede, daß die Geſprächsgebühren, die ur⸗ ſprünglich mit 4 bis 5 „, in Ausſicht genommen waren, nunmehr einheitlich auf 4 „, feſtgeſetzt werden ſollen. In der Begründung des Entwurfs iſt unter anderem ausgeführt, daß danach 66% der bisherigen Teilnehmer eine Ermäßigung und nur 34% eine Mehrbelaſtung erfahren werden. An⸗ geſichts deſſen ſcheint es meinen Freunden und mir nötig, daß unſer Widerſpruch jetzt an den zuſtändigen Stellen wiederholt wird, damit nicht etwa ange⸗ nommen wird, daß wir durch die Anderung gegen⸗ über den Vorſchlägen der Denkſchrift und durch die Begründung nunmehr andern Sinnes geworden und mit dem Entwurf einverſtanden ſind. Meine Herren, wenn auch nur 34% der Teil⸗ nehmer eine Mehrbelaſtung erfahren, ſo ſind die Mehrbelaſteten doch gerade im weſentlichen die großſtädtiſchen Telephonintereſſenten. Infolge der nach der Zahl der an das Netz angeſchloſſenen Teil⸗ nehmer geſtaffelten Grundgebühr würden nämlich in Groß⸗Berlin alle, die mehr als 6 bis 7 Telephon⸗ geſpräche am Tage haben, von einer Verteuerung betroffen. An ihr werden ganz beſonders die⸗ 76 jenigen teil haben, die im Handel und Gewerbe ſtehen; für ſie iſt der Nachteil ganz unverkennbar. Wir haben ſchon früher betont, daß wir uns nicht dagegen richten, daß der erhöhten Leiſtung der Poſtverwaltung auch eine erhöhte Leiſtung der Teilnehmer entſpricht; aber wogegen wir uns wenden, das iſt, daß eine Unterſcheidung gemacht wird, der nicht die Zahl der Ferngeſpräche, die der einzelne hat, ſondern die Zahl der Anſchlüſſe des betreffenden Ortes zugrunde gelegt iſt. Hierdurch hat die gegenwärtige Vorlage eine Tendenz gegen die Städte mit entwickeltem Verkehr. Die Staffe⸗ lung der Grundgebühr ſoll je nach der Zahl der Teilnehmer, die an das betreffende Netz angeſchloſſen ſind, 50 bis 90 ℳ zurzeit betragen, und wenn ſich die Zahl der Teilnehmer in Groß⸗Berlin weiter ſo vermehrt wie bisher, würde die Grundgebühr hier ſchon in 2 bis 3 Jahren 100 ℳ betragen. Wir können nicht anerkennen, daß eine derartige Staffelung der Grundgebühr gerecht iſt. Vielmehr iſt es außerordentlich ungerecht und inkonſequent, eine erhöhte Grundgebühr gerade da zu fordern, wo ſich infolge der großen Zahl der Teilnehmer die Fernſprechverbindungen beſonders rentieren. So würde dieſe Vorlage, wenn ſie Geſetz würde, ganz abgeſehen von allen techniſchen Mängeln, die ſich aus dem vorgeſchlagenen Syſtem der Be⸗ zahlung jedes einzelnen Geſprächs ergeben würden, wiederum eine Ungerechtigkeit gegenüber der groß⸗ ſtädtiſchen Bevölkerung, namentlich gegenüber den Gewerbetreibenden in den Städten, bedeuten, und aus dieſem Grunde bitten wir Sie, den Magiſtrat zu erſuchen, den ſachgemäßen Widerſpruch, den er ſeinerzeit gegen die Denkſchrift erhoben hat, nunmehr gegenüber dem dem Reichstage vor⸗ gelegten Entwurfe zu wiederholen. (Bravo!) (Die Verſammlung beſchließt einſtimmig nach dem Antrage der Stadtv. Meyer und Gen.) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Die Tages⸗ ordnung der öffentlichen Sitzung iſt erledigt. Ich ſchließe die öffentliche Sitzung. (Schluß der Sitzung 9 Uhr 35 Minuten.) Druck von Adolf Gertz, G. m. b. P./ Charlottenburg.