78 Seite Wilk 90, 91, 100 Wöllmer 41. %. 85 Zietſch 81, 82, 8, 87, 06, 95, 90, 97, 102, 104, 105, 119. Beginn der Sitzung 6 Uhr 20 Minuten. Vorſteher Kaufmann: Ich eröffne die Sitzung. Als Vertreter des Magiſtrats ſowohl für die heutige als für dic möglicherweiſe morgen noch ſtattfindende Sitzung ſind abgeordnet die Herren Stadtbaurat Bredtſchneider, Stadträte Stendel, Meyer, Dr Jaſtrow, Seydel, Stadtſyndikus Dr Maier, Kämmerer Scholtz und zu Nr. 2 der Tagesordnung die betr. Verwaltungs⸗ und techniſchen Dezernenten. Als Beiſitzer walten die Herren Stein und Ruß. Herr Stadtv. Ruß für die Rednerliſte. Entſchuldigt ſind die Herren Dunck, Dzia⸗ loszynski, Dr Frank, Gebert, Harniſch, Jacobi, Dr Landsberger, Liebe, Lingner, Dr Röthig, Scholz, Sellin. Die Vorſchläge des Wahlausſchuſſes zu Nr. 14 bis 17 der Tagesordnung liegen nebſt den Akten aus und gelten als genehmigt, wenn bis zum Schluiſe der öffentlichen Sitzung Widerſpruch nicht erhoben wird. Es werden 2 legt. Wir treten in die Tagesordnung ein. (Unruhe.) Ich bitte die Herren um Auſmerkſamkeit! Einbürgerungsgeſuche ausge⸗ Punkt 1 der Tagesordnung: Vorlage betr. Bau einer Untergrund bahn zwiſchen Nollendorfplatz und Ringbahn an der Nenen Kantſtraße. — Druckſache 67. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Frentzel: Meine Herren, mit der heutigen Vorlage legt uns der Magiſtrat ein Projekt vor, das wahrſcheinlich bei allen denjenigen Herren, welche nicht etwa aus der Tiefbaudeputation mit dem Plan des Magiſtrats bereits vertraut waren, eine gewiſſe große Über⸗ raſchung gebracht haben wird; ja ich kann mir auch denken, daß dieſe Überraſchung, dieſes Erſtaunen ſich bei einigen Herren bis zu einer gewiſſen Be⸗ ſtürzung verdichtet haben wird, in dem Moment, wo ſie ſahen, vor welche gewaltigen Ausgaben unſere Stadt durch dieſes Projekt des Magiſtrats geſtellt werden ſoll. Schon der Hinweis auf die geforderte Koſten⸗ ſumme von 20 Millionen Mark genügt wohl, um ſolchen Empfindungen eine gewiſſe Berechtigung zuzuſprechen — ein Koſtenaufwand von 20 Millionen zu einer Zeit, wo unſere Finanzverhältniſſe nicht gerade die glänzendſten ſind. Und in der Tat hat ſich unſere Stadt bisher an ein Projekt, an ein Unternehmen von einer derartig großen Aus⸗ dehnung, von derartig großer Tragweite noch nicht herangetraut. Ich darf zum Vergleich hier vielleicht anführen, daß das Buchkapital unſerer Gasanſtalt im Verlauf der vielen Dezennien, die ſie exiſtiert, erſt auf 14 Millionen angewachſen iſt; ich darf vielleicht erwähnen, daß das Elektrizitätswerk nur mit 11 Millionen Mark zu Buche ſteht, und endlich ſei angeführt, daß das Bismarckſtraßen⸗Unterneh⸗ men, welches vielleicht mit unſerm Plan am erſten zu vergleichen wäre, nur mit 12 Millionen anfäng⸗ lich dotiert war. Sitzung vom 17. März 1909. Nun, meine Herren, bei dieſem letzten Unter⸗ nehmen ſtanden aber auf der Kreditſeite zwar ſchwankende, aber bis zu einem gewiſſen Grade immerhin bewertbare Bodenwerte zu Buche, während hier, wo wir es mit einem Verkehrs⸗ unternehmen zu tun haben, in welches zwar eine große Menge von Geld hineingeſteckt werden ſoll, welches doch aber, wenn es auch gegenüber andern Verkehrsunternehmungen in einer gewiſſermaßen privilegierten und geſchützten Lage iſt, alle die Chancen und Mißchancen eines größeren kauf⸗ männiſchen Unternehmens ohne weiteres teilt und teilen muß. Meine Herren, auch diejenigen von Ihnen, welche dieſem Plane des Magiſtrats durch⸗ aus freundlich gegenüberſtehen, welche wie ich dem Plan eine günſtige Zukunft prophezeihen, werden ſich doch der Berechtigung aller dieſer Erwägungen nicht verſchließen können, Erwägungen, welche dahin führen, daß wir, ehe wir uns definitiv ent⸗ ſcheiden, doch reiflich und ſehr ernſtlich noch weiter prüfen zu haben werden. Dieſe Prüfung des Planes kann hier im Plenum, glaube ich, zweck⸗ mäßigerweiſe nicht vorgenommen werden; es wird ſich alſo wohl die Notwendigkeit ergeben, einen Ausſchuß, den ich auf 15 Mitglieder bemeſſen möchte, zu beantragen und in dieſem Ausſchuß die weitere Prüfung des Projektes vorzunehmen. Läge auch dies nicht vor, ſo würde ſchon ganz von ſelbſt die Notwendigkeit eines Ausſchuſſes ſich durch die Überlegung ergeben, daß das Material, welches uns der Magiſtrat unterbreitet hat, doch bei weitem noch nicht ausreicht, um einen ſo ſchwer⸗ wiegenden und ernſten Entſchluß zu faſſen, wie wir es in dieſer Stunde tun wollen. Ich darf wohl daran erinnern, daß weder in der Vorlage des Magiſtrats noch auch in den Akten ſich auch nur ein Verſuch einer Rentabilitätsberechnung findet. Ich weiß wohl, bin mir darüber vollkommen klar, daß eine derartige Rentabilitätsberechnung auf⸗ zuſtellen ein äußerſt ſchwieriges Ding iſt, und daß, ſelbſt wenn ſie gelingt, das Reſultat äußerſt zweifel⸗ haft bleiben wird. Aber vielleicht wird es trotzdem möglich ſein, an der Hand von Zahlen, die andere Verkehrsunternehmen uns beibringen werden, das hierüber waltende Dunkel vielleicht ein wenig auf⸗ zuklären und es dadurch denjenigen Mitgliedern, die heute in ihrer Stellungnahme noch ſchwankend ſind, zu ermöglichen, ihren Spruch nach der einen oder nach der andern Seite zu fällen. Ich erinnere weiter daran, daß wir von 94n Tarif weder in der Magiſtratsvorlage noch in den Akten etwas finden und trotzdem iſt die Kenntnis der Tarife für die Beurteilung der Leiſtungsfähig⸗ keit eines Verkehrsunternehmens abſolut notwendig, die Kenntnis der Tarife, die ein ſolches Unter⸗ nehmen gewähren kann, ohne ſelbſt Not zu leiden. Meine Herren, dies und eine ganze Reihe von anderen kleineren Dingen ſind die Fragen, die den Ausſchuß noch eingehend beſchäft gen werden, während wir über zwei meiner Meinung nach ſehr wichtige prinzipielle Fragen uns, glaube ich, auch hier im Plenum werden leicht verſtändigen können Die erſte Frage iſt die: ſollen wir überhaupt prinzipiell an derartige große, im großen Stil geplante und durchgeführte Verkehrsunternehmen herantreten? Ich glaube, nach alledem, was bei der Beratung über den Verkehrsverband in dieſem Saale geſprochen und verhandelt worden iſt, erübrigt es ſich, eine Begründung für die Beant⸗