Sitzung vom 17. März 1909. wortung, die ich dieſer Frage geben möchte, zu finden, für die Antwort, die nach meiner Meinung nur in einem klaren und unumwundenen Ja beſtehen kann. In dieſer Beziehung haben wir bereits Stellung genommen, und ich glaube, auch die ſchlechte Lage, in der wir uns gegenüber der Straßenbahn und ihren Konzeſſionsgelüſten befinden, wird wohl allen denjenigen die Augen geöffnet haben, die es bisher noch nicht wußten, welch ein ungeheurer Wert in dem Beſitz unſerer Straßen, in der freien Verfügung unſerer Verkehrswege gelegen iſt. Eine andere Frage, die nach meiner Meinung ſich auch ganz ſelbſtverſtändlich erledigt, iſt die: ſollen wir, wenn wir ein ſolches Verkehrsunter⸗ nehmen ſchaffen, eine Untergrundbahn bauen? Meine Herren, bei den Diſtanzen, die wir zu durch⸗ meſſen haben, kann nach meiner Meinung gar nichts anderes als eine Schnellbahn in Frage kommen, und eine Schnellbahn kann, wie die Verhältniſſe heute liegen, nur eine Untergrundbahn ſein. Über dieſe beiden Fragen dürfte wohl eine allgemeine Übereinſtimmung herrſchen. Und nun zu dem Projekt ſelbſt! In den erſten Zeilen der Magiſtratsvorlage iſt eigentlich die Geſchichte dieſes Planes mehr oder weniger an⸗ gedeutet. Es haben zwar ſchon früher in unſerer Bürgerſchaft, auch in der Kreiſen der Stadtverord⸗ neten und des Magiſtrats Erwägungen dahingehend ſich abgeſpielt, ob man nicht dem Kurfürſtendamm, namentlich ſeinem weſtlichen Ende, noch irgend⸗ welche beſſeren Verkehrsverbindungen zuführen könnte. Es ſind auch weiter Erwägungen darüber angeſtellt, namentlich in Stadtverordnetenkreiſen und auch in der Tiefbaudeputation, wie man unſer neues Gelände, den alten Exzerzierplatz — ein Reſiduum des Bismarckſtraßen⸗Unternehmens — ſchneller der Bebauung zuführen und dadurch uns ſelbſt ſchneller die in dieſem Gelände inveſtierten Werte für unſere Kaſſen flüſſig machen könnte. Aber der endgültige Plan, den Sie hier vor ſich finden, iſt im weſentlichen ausgereift und zu einer Art Kriſtalliſation gekommen bei Gelegenheit der Verhandlungen, die unſer Magiſtrat führen mußte, weil unſere Nachbargemeinden Wilmersdorf und Schöneberg an uns herantraten, um ihre Verkehrs⸗ wege, die ſie projektieren und planen, an die be⸗ ſtehende Untergrundbahn anzuſchließen. Aus dieſen Erwägungen heraus iſt der jetzige Plan gebo⸗ ren, und ich glaube, daß er die drei Forderungen, von denen ich eben geſprochen habe, in vollem Maße berückſichtigt und zu einer ſehr glücklichen Löſung bringt. Es wird zunächſt dem Kurfürſtendamm eine ausgezeichnete Verkehrsverbindung garantiert, es wird ferner unſerem neuen Gelände die Möglichkeit des Aufſchließens in weit ausgedehntem Maße gewährleiſtet, und endlich wird auch den benach⸗ barten Gemeinden Schöneberg und Wilmersdorf der Platz an der Sonne des Verkehrs gewährt, den ſie zu beanſpruchen haben — und das alles, ohne unſere Charlottenburger Intereſſen in irgend⸗ einer Weiſe zu benachteiligen. Meine Herren, an der Hand dieſer Karte möchte ich Ihnen ganz kurz das, was Sie aus der Vorlage kennen, die Trace der neuen Bahn, ſkizzieren, um Ihnen das Geſagte noch etwas 79 dem Bahnhof Charlottenburg wegführen, in die Mommſenſtraße einbiegen, ſie verlaſſend, in die Gieſebrechtſtraße übergehen, um ſo auf den Kur⸗ fürſtendamm zu münden, in der Gegend der Leib⸗ nizſtraße. Da, wo dieſe Bahn zuerſt das Wilmers⸗ dorfer Gebiet berührt, iſt die Einmündung der Wilmersdorfer Bahn gedacht. Von hier würden nun dieſe beiden kombinierten Bahnen weiter laufen bis zum Auguſte⸗Viktoria⸗Platz und um⸗ biegen in die Tauenzienſtraße und hier, von beiden Seiten die ſchon beſtehende Strecke der Untergrund⸗ bahn umfaſſend, über den Wittenbergplatz hinweg geführt werden zu einem unterirdiſchen Bahnhof am Nollendorfplatz, an welchem die Charlotten⸗ burger Bahn endet. Freilich nicht endet als Verkehrsunternehmen; denn von hier aus ergibt ſich erſt die Möglichkeit der Weiterführung dadurch, daß in den unterirdiſchen Bahnhof Nollendorfplatz hinein die Schöneberger Bahn einmündet, die ihrerſeits wieder ihre Fortſetzung durch die Motz⸗ und Genthiner Straße nach dem Ufer findet, dann an dem Ufer entlang bis etwa gegenüber der Viktoriaſtraße läuft, hier den Kanal unterquert und unter dem Tiergarten hindurchführt, um etwa in der Gegend des Goethedenkmals in der Höhe der Behrenſtraße den Tiergarten wieder zu ver⸗ laſſen, dann unter den Häuſern der Königgrätzer Straße hindurchgeführt wird bis zur Behrenſtraße, um endlich an der Behren⸗ und Friedrichſtraßen⸗ Ecke, alſo im Herzen von Berlin, zu münden. Mit dieſem Plan geht noch Hand in Hand eine andere Veränderung der jetzt beſtehenden Unter⸗ grundbahn, die im weſentlichen bezweckt, die Miß⸗ ſtände zu vermeiden, welche das Beſtehen des Gleisdreiecks hervorgerufen hat. Es ſollen nämlich ſchon von dem Bahnhof Wittenbergplatz ab die⸗ jenigen Züge, welche nach dem Oſten, alſo nach Rixdorf, fahren, auf andere Weiſe geführt werden, ſo daß ſie über die Kurfürſtenſtraße gehen, dann über die Dennewitzſtraße hinweg, die Gleiſe der Potsdamer Bahn kreuzen und etwa an der Möckern⸗ brücke in eine neue Strecke an der Luckauer Straße einmünden, wo eine neue Station errichtet werden ſoll, von wo die Züge, die das Gleisdreieck über⸗ wunden haben, nach Oſten weitergeführt werden. Sie werden wohl zugeben müſſen, daß dieſe Trace die drei Wünſche, von denen ich vorhin ſprach, vollauf gewährleiſtet. Sie werden auch zugeben müſſen, daß ſich eine beſſere Kombination und eine beſſere Fazilität zur Zuſammenlegung der. ver⸗ ſchiedenen Linien kaum anders finden läßt. Es iſt deshalb wohl ganz zweifellos, daß in dieſer Be⸗ ziehung das Projekt des Magiſtrats außerordentlich glücklich iſt, und daß wir ihm nur folgen können. Es ergibt ſich nun die Möglichkeit für unſere Char⸗ lottenburger Bürger, ſowohl auf der einen Seite nach Berlin Friedrichſtraße⸗Behrenſtraße, auf der andern Seite über die Stammbahn bis an den Spittelmarkt zu gelangen, und ferner ebenſo auf direktem Wege vom Wittenbergplatz aus, wo ein Umſteigebahnhof errichtet würde, den Oſten auf kürzeſtem Wege zu erreichen. Ich muß nun mit wenigen Worten noch auf das Verhältnis zu den Nachbargemeinden ein⸗ gehen. Meine Herren, die Stadt Schöneberg hat ſich deutlicher beweiſen zu können. Die Bahn ſoll in mit dem vorliegenden Plan in bisher unverbind⸗ der Neuen Kantſtraße anfangen, unter der Neuen lichen Verſprechungen einverſtanden erklärt. Dieſer Kantſtraße hindurgehen bis an die Kaiſer⸗Friedrich⸗ Straße, dann dem Lauf dieſer Straße folgen, unter Umſtand iſt ohne weiteres erklärlich, wenn man berückſichtigt, daß die Stadt Schöneberg durch dieſe