80 unſere Bahn große Vorteile hat. Zunächſt bringen wir von unſerem Charlottenburger äußerſten Weſten dieſer Bahn, die nach der Behrenſtraße führt, einen großen Teil des Verkehrs zu. Zweitens teilen wir auch die Koſten des Untergrundbahnhofes Nollen⸗ dorfplatz, welche ſonſt Schöneberg allein zufallen würden. Infolgedeſſen iſt es kein Wunder, daß eben dieſe Stadt ſich bereits mit uns in freund⸗ ſchaftlichſter Verbindung befindet. Mit Wilmersdorf iſt die Angelegenheit noch nicht ſo weit gediehen. Aber ich glaube auch, man kann die Hoffnung ausſprechen, daß dieſe Stadt⸗ gemeinde die Vorteile, die ihr durch die Bahn er⸗ wachſen werden, einſieht. Meine Herren, ich habe bereits vorhin darauf aufmerkſam gemacht, daß die Bahn an der Leibnizſtraße in den Kurfürſtendamm einmünden ſoll, und an dieſer Stelle iſt, wie Sie aus der Vorlage erſehen, ein Bahnhof projettiert. Dieſer Bahnhof würde in der unmittelbarſten Nähe eines der wertvollſten Plätze Wilmersdorfs gelegen ſein, nämlich des Olivaer Platzes, der jetzt bebaut iſt, dem aber der Zuzug von Mietern an⸗ ſcheinend noch fehlt. Dieſer Olivaer Platz und ſeine Umgebung würden ſich aber unter der Wirkung dieſer Bahn wahrſcheinlich ſehr ſchnell zu einem Verkehrszentrum erſten Ranges für Wilmersdorf ausgeſtalten, und von dieſem Platz aus führt nach dem Fehrbelliner Platz, an welchem das neue Rathaus Wilmersdorfs zu ſtehen kommt, und wel⸗ cher als ein zweites Verkehrszentrum dieſer Stadt gedacht worden iſt, die Bahn auf einem ſehr kurzem Wege direkt durch das allerwertvollſte Gelände, das Wilmersdorf hat, und hier von dem Fehrbelliner Platz nachher weiter bis zum Raſtatter Platz und nach Dahlem hinaus, deckt ſich alſo voll⸗ kommen mit dem, was Wilmersdorf bisher pro⸗ jektiert hat, und legt ihm keinerlei Opfer oder Beſchränkungen in dieſer Beziehung auf. Ich glaube, daß der Plan zwiſchen den drei Gemeinden alle entgegenſtehenden Intereſſen — oder auch nicht entgegenſtehenden Intereſſen — organiſch und planmäßig ſo abwägt, daß jeder der drei Komparenten mit dem Ergebnis wohl zufrieden ſein kann, und ich möchte faſt die Hoffnung aus⸗ ſprechen, daß dieſe hier neu geplante Linie den Anfang bilden wird für den auch von den Vorort⸗ gemeinden gewünſchten Verkehrszweckverband zur Herſtellung von Untergrundbahnen, indem ſich an dieſe nach meiner Meinung ſehr zweckmäßig und richtig gegliederte Trace organiſch und planmäßig die neuen Linien anfügen werden, welche die ein⸗ zelnen Vororte noch zu bauen beabſichtigen und bauen werden. Nun, meine Herren, das ſind alles Vorteile — und trotzdem werden eine ganze Reihe von Ihnen, welche durchaus geneigt ſind, dieſen Vor⸗ teilen die volle Würdigung zuteil werden zu laſſen, ſich zunächſt an den hohen Koſten des Unternehmens ſtoßen! Und man kann Ihnen in dieſer Beziehung nicht ganz unrecht geben. Aber ich möchte Sie doch darauf aufmerkſam machen und in der Magiſtrats⸗ vorlage iſt das auch nach meiner Meinung ſehr wirtſam betont „ daß die Koſten recht hoch ſind, ja, ich möchte auch nicht einmal darauf ſchwören, daß es bei dieſen 20 Millionen bleiben wird, und ich möchte diejenigen Herren, welche das Projekt aufſtellen, noch nicht vor die Frage ſtellen, ob ſie für dieſe 20 Millionen auch wirklich die Bahn durch⸗ führen und auf eigene Kappe übernehmen wollen. Sitzung vom 17. März 1909. Aber, meine Herren, dieſen hohen Koſten gegenüber ſtehen doch auch ſehr bedeutende und beträchtliche Wertſteigerungen, die uns zugute kommen. Es iſt doch unzweifelhaft, daß unſere neuen Gelände durch die Durchführung dieſer Bahn enorm und ziemlich ſchnell an Wert gewinnen werden, und die Millionen, die auf dieſe Weiſe frei werden, die wir genießen können, können wir uns doch ruhig hier auf das Bahnprojekt abſchreiben. Ich möchte Sie nun daran erinnern, daß wir ja auch genau ſo vorgehen können, wie es Wilmersdorf getan hat, das die Adjazenten der neu zu erſchließen⸗ den Gelände, namentlich des Südgeländes beim Bahnhof Schmargendorf, ziemlich ſtark zu den Koſten der Bahn heranzuziehen beabſichtigt. Ich will Sie daran erinnern, daß eine einzige Terrain⸗ geſellſchaft mehr als eine Million Mark zu den Koſten der Bahn zuſteuert, daß größere Beiträge von einzelnen Intereſſenten in Ausſicht genommen ſind, und daß faſt die Hälfte der geſamten Koſten⸗ ſumme durch dieſe Beiträge gedeckt werden ſoll. Auch wir können, ohne irgendwie ungerecht zu ſein, das gleiche Verfahren gegen die übrigen Adjazenten einſchlagen und dadurch die Koſtenſumme ſehr ſtark verbilligen. Aber auch dies zugegeben, wird man immer noch denen nicht unrecht geben können, die ſagen: trotzdem und alledem wird immer noch ein ſtarkes Stück Geld übrigbleiben, das wir in die Bahn hineinbauen, und wir wiſſen nicht genau, was für einen Wert wir dafür eigentlich erhalten. Da, meine Herren, möchte ich Sie doch daran erinnern, wie andere Verkehrsunternehmungen in dieſer Beziehung denken. Ich möchte Sie hier an die Große Berliner Straßenbahn erinnern und an die Opfer, die ſie bereit iſt zu bringen, wenn ſie dieſe erſehnte neunzigjährige Konzeſſion erhält. Wir haben uns in dieſem Saale ſehr eingehend darüber unterhalten. Sie will mehr als 100 Milli⸗ onen, mehr als den Betrag ihres Aktienkapitals, aufwenden für eine Verkehrsveränderung, von der ſie ſich einen direkten Mehrertrag eigentlich nicht verſprechen kann, ſondern nur als Entgelt für die verlängerte Konzeſſion, die es ihr möglich macht, auch eine derartig große Summe zu verzinſen und zu amortiſieren. Darf ich Sie weiter erinnern an die elektriſche Untergrundbahn, die ihr ganzes Unternehmen lediglich aufgebaut hatte auf ihre lange neuundneunzigjährige Konzeſſion zu einer Zeit, als man Erfahrungen über die Untergrund⸗ und Schnellbahnen überhaupt noch nicht beſaß, zu einer Zeit, als Leute, die die Verhältniſſe ſehr wohl kannten, noch ſehr zweifelnd dieſem Projekte gegenüberſtanden. Der Verlauf der Dinge hat dieſe Zweifler widerlegt, und es iſt ohne weiteres klar, daß das Geld, welches in dieſes Unternehmen hinein⸗ geſteckt worden iſt, einen Wert geſchaffen hat, der für diejenigen, welche es riskiert haben, ohne wei⸗ teres einen Vorteil ergibt. Darf ich Sie weiter daran erinnern, daß unſere Bahn vor jenen Bahnen den Vorzug hat, daß ſie eigentlich nur mit einem Obligationskapital, nicht mit einem Aktienkapital, das eventuell höher zu verzinſen wäre, arbeitet. Und darf ich Sie weiter daran erinnern, daß dieſe unſere Konzeſſion nahezu unbeſchränkt iſt, und daß es ganz ſicher iſt, daß ſie ſich ſpäter in einer gewiſſen Zeit zu einem ganz bedeutenden Wert auswachſen muß! Mögen diejenigen recht haben, die ſagen, daß für die erſten Betriebsjahre unſere Finanzverhält⸗ niſſe, unſer Etat vor eine Belaſtungsprobe geſtellt