Sitzung vom 17. März 1909. iſt, die ſchwer, vielleicht recht ſchwer zu ertragen ſein wird; aber deſſen bin ich ganz ſicher, daß in abſeh⸗ barer Zeit, nach meiner Meinung in einer Zeit, die nicht ſo ſehr fern liegt, der Wert, den wir ge⸗ ſchaffen haben, bei weitem diejenige Summe überſteigen wird, die wir hineinſtecken, und daß die Zinſen dieſes Wertes uns nicht nur Verzinſung und Amortiſation des Kapitals ermöglichen, ſondern auch noch Uberſchüſſe abwerfen werden. Meine Herren, es iſt weiter geſagt worden — und auch in dem Bericht des Magiſtrats findet es ſeinen Ausdruck —, daß die Trace inſofern un⸗ zweckmäßig wäre, als ſie an einigen Stellen mit bereits beſtehenden Unternehmen parallel läuft, und daß ſie nur Verkehrsdienſte leiſtet, die von an⸗ dern Unternehmungen bereits jetzt geleiſtet werden. Es wird daran erinnert, daß die Stadtbahn nach ihrer demnächſtigen Elektrilierung außerordentlich viel leiſtungsfähiger ſein wird. Gewiß, meine Herren, das ſind alles Gründe, die man als kluger und vorſichtiger Mann nicht in den Wind ſchlagen darſ, ſondern die man wohl berechnen und deren Gewicht man abwägen oll. Aber, meine Herren, man muß ſie doch im großen Ganzen des Bildes betrachten. Sie ſehen, viel Für, aber auch eine ganze Reihe Wider! Es wird Aufgabe des Ausſchuſſes ſein, alle dieſe Momente mit dem Gewichte zu meſſen, welches ihnen zukommt. Es wird die Aufgabe des Ausſchuſſes ſein, die beiden Wag⸗ ſchalen mit dem Gewichte zu belaſten, das ſich durch reifliche Prüfung ergibt, und dann nachzuſehen, wohin das Zünglein der Wage ſchlagen wird. Sollten wir aber dazu kommen, dem Magiſtrats⸗ projekt unſere Zuſtimmung zu geben, ſollten wir uns entſchließen, dieſen Bahnbau zu vollenden, ſo, meine Herren, hoffe ich, daß dieſer Beſchluß uns nicht gereuen und denen, die ihn gefaßt haben, Ehre und unſerer Stadt Heil und Segen bringen wird. (Lebhafter Beifall.) Stadtv. Zietſch: Im Prinzip ſind meine Freunde mit der Vorlage des Magiſtrats einver⸗ ſtanden. Wenn wir auch nicht aus den Bedenken heraus, aus denen der Magiſtrat zu dieſer Vor⸗ lage gekommen iſt, für dieſelbe eintreten, ſo ſind wir trotz alledem dafür. Uns leitet dabei die Er⸗ wägung, daß es nicht allein Konkurrenzbeſtrebungen gegen die Nachbargemeinden ſein dürften, welche die Stadt zu Bahnbauten uſw. veranlaſſen ſollten, ſondern unſerer Auffaſſung nach iſt die Stadt ohne weiteres verpflichtet — eine ihrer Hauptaufgaben liegt auf dem Gebiete der Bahnbauten für die Ausbildung des Verkehrsweſens und für die Er⸗ ſchließung derjenigen Gegenden, die dem Verkehr noch nicht erſchloſſen ſind, alle Kräfte einzuſetzen. Bei der Erfüllung dieſer Aufgaben der Stadt laſſen wir uns auch nicht von den Momenten leiten, von denen teilweiſe der Herr Referent geſprochen hat, als er das Für und Wider dieſes großen Pro⸗ jektes erörterte. Herr Kollege Frentzel hat u. a. darauf hingewieſen: wenn die Bahn auch wirklich koloſſale Ausgaben erfordern ſollte, wenn das Projekt mit dem Aufwande von 20 Millionen noch nicht durchzuführen ſein wird, ſo ſtände dieſer großen Ausgabe, die durch die „ewige Konzeſſion“ und die Obligationsſchuld eine geringere Verzinſung des Anlagetapitals in ſich ſchließt, ein großer Nutzen gegenüber, dadurch nämlich, daß wir Gewinne 81 durch die Wertſteigerung des Grund und Bodens haben werden. Der Herr Referent iſt etwas ſehr optimiſtiſcher Auffaſſung über die Steigerung des Grund und Bodens. Gewiß, dieſe Wertſteigerung tritt ohne weiteres ein. Nur darin gehen unſere An⸗ ſichten auseinander: wir meinen, daß wir von der Wertſteigerung des Grund und Bodens nichts haben, ſondern nur die Anlieger profitieren davon. (Zurufe bei den Liberalen: Iſt ja unſer!) — Teilweiſe nur. (Stadtv. Hirſch: Was haben wir denn 21) — Wir haben am Witzlebenpark Terrain, und da haben Sie leider ſchon in der Vorlage des Magiſtrats den uns ſehr wenig angenehm berührenden Hin⸗ weis finden können, daß eventuell von dieſem Terrain wieder verkauft werden ſoll, um aus dem Erlös die Tilgung des angelegten Bahnkapitals mit vollziehen zu können. Wenn man jetzt ſchon wieder von dem wenigen Terrain, das die Stadt im Beſitz hat, verkaufen will, proteſtieren wir ſchon heute dagegen. Aber, meine Herren, es ſteigt doch nicht nur der Wert des ſtädtiſchen Terrains am Witzlebenpark, ſondern die Straßenzüge, durch die die Bahn gehen ſoll, werden Wertſteigerungen aufzuweiſen haben. Davon hat die Stadt aber nichts. Dadurch werden die Anlieger in erſter Linie gewinnen. Und da durch die Vorlage nicht in genügender Weiſe zum Aus⸗ druck kommt, in welcher Weiſe die Anlieger zu den Koſten des Bahnbaues herangezogen werden können, werden wir für eine Ausſchußberatung ſein. Im Ausſchuß wird ſich ja herausſtellen, ob wir irgendwelche Mittel werden finden können, die Anlieger zu der Deckung der Koſten der Bahn mit heranzuziehen. In erſter Linie iſt dann auf die großen Terraingeſellſchaften, die durch den Bau dieſer Bahn am ſtärkſten profitieren werden, zu achten. Ferner würde im Ausſchuß darüber zu ſprechen ſein, in welcher Weiſe die Bahn betrieben werden ſoll. Die Magiſtratsvorlage deutet äußerſt ſchüchtern an, daß eventuell der eigene Regiebetrieb bei dieſer Bahn eingeführt werden ſoll. Meine Freunde ſtehen ohne weiteres auf dem Standpunkt, daß die Bahn von der Stadt in eigener Regie betrieben und unterhalten werden ſoll. Das würde aber in der Ausſchußberatung erörtert werden können. Wir werden ſehr gern bereit ſein, im Ausſchuß mit⸗ zuarbeiten. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Verſamm⸗ lung beſchließt die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 15 Mitgliedern und wählt zu Ausſchußmit⸗ gliedern die Stadtv. Bollmann, Dr Crüger, Ewald, Dr Frentzel, Freund, Holz, Kaufmann, Liſſauer, Meyer, Münch, Otto, Rackwitz, Schwarz, Vogel 1 und Zietſch.) Vorſteher Kaufmann: Meine Herren, bei der Wichtigkeit dieſer Vorlage, die die vitalſten Inter⸗ eſſen Charlottenburgs betrifft, werden Sie begreif⸗ lich finden, daß ich die Ausſchußſitzung in kürzeſter Zeit anſetze. Ich teile Ihnen mit, daß ich für Freitag ſchon auf 6 Uhr die Ausſchußſitzung an⸗ beraumen werde. Die Einladung wird Ihnen zu⸗ gehen. Ich gebe der Überzeugung Ausdruck, daß aus dieſer Beratung eine Übereinſtimmung des Magiſtrats und der Stadtverordneten darüber hervorgehen wird, daß die Stadtgemeinde ſich das