90 Sitzung vom 17. März 1909. anfertigen laſſen und über jede einzelne Klage mir tät, welche der Qualität des reinen Steinkohlen⸗ genau berichten laſſen, zu welchem Reſultat die Unterſuchung geführt hat. Da hat ſich heraus⸗ geſtellt, daß von 100 eingelaufenen Klagen 85 auf die von mir angeführten Übelſtände zurückzu⸗ führen waren. Aber dieſe Übelſtände laſſen ſich leicht beſeitigen; es liegt oft nur daran, daß die Rohre, die im Laufe der Jahre durch Anſammlung von Rückſtänden verengt werden, ausgepuſtet wer⸗ den; geſchieht das, dann haben die Konſumenten eine Reihe von Jahren Ruhe und keinen Anlaß zur Klage. Ferner liegt es häufig an den Gaskronen oder an den Glühſtrümpfen. Alle dieſe Urſachen bedürfen einer genauen Prüfung. In allen den⸗ jenigen Fällen, in denen die Klagen an die Gas⸗ anſtaltsverwaltungen gekommen ſind, ſind durch geringe Mühe dieſe Übelſtände beſeitigt worden. Wir haben auch verſucht, durch öffentliche Be⸗ lehrung auf dieſe Ubelſtände aufmerkſam zu machen. Das hat leider wenig Erfolg gehabt; aber überall, wo die Konſumenten ſich an uns gewandt haben, ſind wir in bereitwilligſter Weiſe eingeſchritten und haben die Übelſtände beſeitigt; ſo ähnlich wird es jedenfalls auch in den Fällen liegen, die von dem Vorredner vorgebracht ſind. Nun hat der Herr Vorredner hier auf einen Umſtand aufmerkſam gemacht, für den ich ja na⸗ türlich eine poſitive Erklärung nicht abgeben kann. Ich bin hier auf Vermutungen angewieſen, wie er ſelbſt. Es wird hier behauptet, daß in dieſem Jahre der Gaskonſum unter den gleichen Verhältniſſen, wenn ich richtig verſtanden habe, bei einzelnen Konſumenten größer geworden iſt als im Jahre vorher. Nun, meine Herren, wenn das Gegenteil behauptet wäre, ſo würde ich dafür vielleicht eine Erklärung gehabt haben, indem ich die Urſache auf zu ſtarke Druckverhältniſſe zurückführe. Aber, wenn Sie ſagen, daß das Gas ſchlecht brennt, dann ſind die Druckverhältniſſe nicht ausreichend, und bei geringeren Druckverhältniſſen müßte eigentlich der Gaskonſum und die Gasrechnung zurückgehen; bei ſehr ſtarkem Druck könnte es vielleicht paſſieren, daß der Gasverbrauch ſteigt. (Zuruf des Stadtv. Bartſch.) Hierüber eine Erklärung abzugeben, warum der einzelne Konſument mehr für das Gas in dieſem Jahre zu zahlen hat als im vergangenen Jahre, dazu bin ich tatſächlich nicht in der Lage, und dazu wird auch die Verwaltung wohl niemals in der Lage ſein. Es müßte denn ſein, daß ſie genau kontrollieren kann, wieviel Flammen der betreffende Haushalt in dieſem und im vergangenen Jahre ge⸗ brannt hat. Wenn nun weiter die ſchlechte Qualität des Gaſes auf die Verwendung von Waſſergas zurück⸗ geführt worden iſt, ſo möchte ich dem Herrn Vor⸗ redner die ganz beſtimmte Erklärung abgeben, daß dieſe ſeine Vermutung durchaus unzutreffend iſt, und daß es abſolut falſch iſt, anzunehmen, daß durch die Verwendung des Waſſergaſes mehr Luft in die Leitungen hineingedrückt wird und dadurch die Qualität des Gaſes verſchlechtert wird oder die Druckverhältniſſe verſchlechtert werden. Das iſt abſolut unrichtig; das Waſſergas wird, wie Sie wiſſen, nur in verhältnismäßig geringen Quanti⸗ täten hergeſtellt; wir produzieren höchſtens 15% Waſſergas. Wir geben aber dieſes Waſſergas nicht allein an die Konſumenten ab, ſondern vermiſchen es intenſiv mit dem Steinkohlengas, und dieſes intenſiv vermiſchte Steinkohlengas hat eine Quali⸗ gaſes entſpricht, nämlich 5000 Kalorien. Es liegt ſehr nahe, daß diejenigen Herren, welche ſich mit der Frage der Gaserzeugung nicht genau beſchäftigen, vermuten, daß durch den Um⸗ ſtand, daß ſeit einiger Zeit eine neue Art Gas er⸗ zeugt iſt, eine Verſchlechterung der Qualität her⸗ vorgebracht ſei; das iſt aber nicht der Fall. Ich möchte mir noch erlauben, darauf aufmerkſam zu machen, daß genau wie in Charlottenburg auch in Berlin und bei der engliſchen Gasanſtalt eine Ver⸗ miſchung des Steinkohlengaſes mit Waſſergas ſtattfindet. Stadtv. Wilk: Meine Herren, wir hatten die Abſicht, gelegentlich dieſer Etatsberatung eigentlich im beſonderen auf die Löhne der Gasanſtalts⸗ arbeiter zu ſprechen zu kommen. Wir ſchließen uns aber den Ausführungen des Herrn Vorſtehers an, daß wir mit derartigen Anträgen erſt bei Ge⸗ legenheit des Normalbeſoldungsetats kommen möchten. Ich möchte aber ausdrücklich an dieſer Stelle darauf hinweiſen, daß wir bei der Etats⸗ beratung im Ausſchuß hier Anträge eingebracht hatten, die ſich mit der Einführung von Wochen⸗ löhnen und der Verkürzung der Arbeitszeit be⸗ ſchäftigten. Dieſelben Anträge ſind unſererſeits aber auch im Ausſchuß mit derſelben Motivierung wie hier wieder zurückgezogen worden, daß wir ſie nämlich gelegentlich der Beratung des Normalbeſoldungs⸗ etats behandeln wollen; ich nehme an, daß die Herren — ich habe einen Teil der Anträge bereits ver⸗ breitet, und ich werde auch fernerhin dafür Sorge tragen, daß jedem einzelnen Stadtverordneten dieſe Anträge mit einer kurzen Begründung noch übermittelt werden — dann über unſere Anträge unterrichtet ſein werden. Ich habe im weiteren noch eine Anfrage an die Gasanſtaltsverwaltung, die ich ebenfalls nicht im Ausſchuß zur Sprache bringen konnte, weil ſie mir erſt heute abend mitgeteilt worden iſt. Sie be⸗ trifft zwei dort beſchäftigte Maurer. Ein paar Fabrikmaurer ſollen Galizier ſein. Es wäre außer⸗ ordentlich bedauerlich, wenn die Gasanſtaltsver⸗ waltung von Charlottenburg galiziſche Maurer, welche durch irgendwelche gewiſſenloſe Agenten mal hierher verſchleppt worden ſind, um Streik⸗ brecherdienſte zu leiſten, in einem ſtädtiſchen Betriebe beſchäftigte, während unſere Charlottenburger Maurer wochenlang auf den Straßen herumlungern müſſen. Weiß die ſtädtiſche Verwaltung keine Quellen, wo ſie Maurer findet, ſo bin ich gern bereit, ihr tüchtige Kräfte nachzuweiſen. Stadtv. Bartſch: Ich möchte noch ausdrück⸗ lich darauf aufmerkſam machen, daß ich vorhin be⸗ hauptet habe, daß die Flammen anfangs ſehr gut gebrannt haben, dann plötzlich ſchlechter brannten und vielleicht eine halbe Stunde nachher wieder faſt ebenſo gut wie vorher, und daß ſie auch am andern Abend, ohne daß an der Gasleitung etwas repariert oder gemacht worden war, ebenfalls gut brannten. Ich habe vorhin auch geſagt, daß das Dunkelbrennen meiſtenteils in der Nacht zwiſchen Sonnabend und Sonntag vorkommt — das iſt das außerordentlich Sonderbare bei der Sache. Außer⸗ dem möchte ich noch darauf aufmerkſam machen, daß allgemein bei den Konſumenten die Meinung vorherrſcht, daß durch die Exhauſtoren die atmo⸗ ſphäriſche Luft in das Röhrenſyſtem hineingedrückt