Sitzung vom 17. März 1900. Herrn Kollegen Zietſch gegenüber möchte ich bemerken, daß er eine Außerung getan hat, die als Verdächtigung aufgefaßt werden kann, indem er ſagte, daß gerade der Umſtand, daß ich für das Lehrlingsheim eingetreten ſei, es unwahrſcheinlich erſcheinen laſſe, daß dasſelbe in objektivem Sinne geleitet werde. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Herr Kollege Zietſch, ich habe dafür nur ein Lachen. (Stadtv. Hirſch: So, und ich darf nicht lachen! — — Heiterkeit.) Berichterſtatter Stadtv. Bollmann (Schluß⸗ wort): Ich möchte noch hervorheben, daß gerade das Kapitel XIV den Etatsausſchuß verhältnis⸗ mäßig lange Zeit in Anſpruch genommen hat, und daß eine gründliche Ausſprache herbeigeführt wurde, ſpeziell über die Provinzallandtagsaffäre. Auch möchte ich nochmals beſonders betonen, daß gerade unſere Vertreter in der energiſchſten Weiſe die Grundſtücksankäufe bekämpft haben, auch unſer Mitglied, das im Provinzialausſchuß ſitzt, unſer verehrter Herr Oberbürgermeiſter, hat dieſe An⸗ käufe mit aller Energie rechtzeitig zu verhindern verſucht. Meine Herren, bezüglich des Lehrlingsheims wundere ich mich ſehr, daß die Herren von der ſozial⸗ demokratiſchen Fraktion die Streichung der ganzen Poſition beantragen. Gerade die Mehrheit der Fraktionsgenoſſen des Herrn Kollegen Zietſch im Etatsausſchuß hat die Unterſtützung des Lehrlings⸗ heims warm befürwortet. (Stadtv. Zietſch: Mehrheit?!) —Mit Ausnahme eines der ſozialdemokratiſchen Mit⸗ glieder, das die Summe etwas ermäßigen wollte; ich glaube, um 1000 ℳ; eine Anſicht, die ich per⸗ ſönlich damals mit noch einigen Kollegen voll⸗ kommen teilte. Ich bitte, meine Herren, den Etat mit den vor⸗ getragenen Anderungen anzunehmen und den vom Etatsausſchuß vorgeſchlagenen Reſolutionen zu⸗ ſtimmen zu wollen. Vorſteher Kaufmann: Wir kommen zur Ab⸗ ſtimmung. Herr Kollege Zietſch hat beantragt, in Abſchnitt 5 Nr. 36 die vom Etatsausſchuß bean⸗ tragten 2500 ℳ für das Lehrlingsheim zu ſtreichen. (Der Antrag auf Streichung der Nr. 36 des Abſchnitts 5 wird abgelehnt.) Herr Kollege Zietſch hat weiter beantragt, die Poſition Nr. 66 in Abſchnitt 6 in zwei Teile zu teilen und die eine Hälfte von 200 ℳ für den Char⸗ lottenburger Schwimmverein von 188“ und die andere Hälfte von 200 ℳ für den Arbeiterſchwimm⸗ verein einzuſtellen. Ich werde zunächſt über die unveränderte Poſition abſtimmen laſſen; denn der Betrag von 400 ℳ iſt ja der weiter gehende. (Die Verſammlung beſchließt die unveränderte Annahme der Poſition nach dem Voranſchlage des Magiſtrats.) Bei dieſer Gelegenheit konſtatiere ich — das wird für Herrn Stadtv. Zietſch von Intereſſe ſein —, daß von dem Arbeiterſchwimmverein überhaupt kein Antrag geſtellt war, ſo daß es ihm immer noch offen bleibt, einen Antrag zu ſtellen. 105 Dann lag dem Etatsausſchuß noch ein Antrag des Magiſtrats vor, die Poſition Nr. 35 in Ab⸗ ſchnitt 5 zu ändern in zwei Poſitionen a und b. Der Ausſchuß hat den Antrag abgelehnt und bringt dies nur zur Kenntnis der Verſammlung. In unſerer Abſtimmung beſchäftigen wir uns alſo nur mit der Poſition, wie ſie im Etat ſteht: dem Verein Säuglingsheim (E. V.) 6 600 ℳ zu bewilligen. Der Magiſtrat hat erklärt, uns eine weitere Vorlage machen zu wollen. Jetzt werde ich über das geſamte Kapitel ab⸗ ſtimmen laſſen. Stadtv. Zietſch (zur Geſchäftsordnung) Ich hatte noch die Streichung weiterer Poſitionen beantragt. Vorſteher Kaufmann: Dann bitte ich, mir den Antrag ſchriftlich zu überreichen. (Der Antrag wird überreicht.) Ich werde dann über die Poſitionen einzeln abſtimmen laſſen, die Herr Kollege Zietſch zu ſtreichen beantragt. Ich will generell bemerken, daß alle dieſe Poſitionen vom Etatsausſchuß ge⸗ nehmigt ſind, und daß Herr Kollege Zietſch die Streichung beantragt. (Die Verſammlung bewilligt, entgegen dem Antrage des Stadtv. Zietſch, nach dem Voran⸗ ſchlage des Magiſtrats in getrennten Abſtimmungen die Poſitionen Abſchnitt 6 Nrn. 3, 15, 27, 28, 49, ferner die bisherigen Nrn. 56, 57, 58, 60, 63, 65, 71 und 73. — Kapitel XIV, verſchiedene Einnahmen und Ausgaben, wird in Einnahme und Ausgabe nach dem Voranſchlage des Magiſtrats mit den vom Berichterſtatter vorgetragenen Anderungen feſtgeſtellt. Die Verſammlung überweiſt die Petition des Vereins für Kinderausflüge nach dem Antrage des Etatsausſchuſſes dem Magiſtrat als Material.) Wir kommen nun zur Abſtimmung über die vom Etatsausſchuß vorgeſchlagenen Reſolutionen, zunächſt zu der Reſolution: Der Magiſtrat wird erſucht, mit allem Nach⸗ druck für eine ausreichende Vermehrung der polizeilichen Sicherheitsmannſchaften in Char⸗ lottenburg bei der Königlichen Staatsregie⸗ rung vorſtellig zu werden. (Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) Zu der Reſolution zu Abſchnitt 3 beantragt Herr Kollege Zietſch, ſtatt „tiefſtes Bedauern“ „energiſchen Proteſt“ zu ſagen. (Stadtv. Zietſch: Ich habe keinen Antrag geſtellt!) Die Reſolution lautet: das tiefſte Bedauern über den trotz des energiſchen Widerſpruchs der Vertreter von Charlottenburg erfolgten Ankauf der Grund⸗ ſtücke in der Königin-Auguſta⸗, Viktoria⸗ und Matthäitirchſtraße durch den Provinziallandtag auszuſprechen. Es wird dadurch eine durch⸗ aus ungerechtfertigte Belaſtung auch der Charlottenburger Steuerzahler herbeigeführt. (Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) (Rufe: Einſtimmig!) Das iſt einſtimmig beſchloſſen.