Sitzung vom 17. März 1909. wenn ich mich in ſeine Seele ich muß Geld haben; ziemlich gleichgültig. Ich begreife das ja, hineinverſetze. Er ſagt ſich: woher ich es bekomme, iſt Ich aber ſtehe auf dem Standpuntt, daß wir Steuern ſozial gerecht umlegen müſſen. Wenn der Herr Kämmerer die Wahl hat zwiſchen einer ſozial ge⸗ rechten Steuer, die 200 000 weniger einbringt, und einer ſozial ungerechten, die 200 000 bringt, dann wird er vom Standpunkte des Kämmerers aus die letztere vorziehen. Aber es iſt noch gar nicht geſagt, daß ich Ihnen nicht noch andere Vor⸗ ſchläge mache, um die 200 000 ℳ noch aufzubringen. Wir ſind mit der Beratung noch gar nicht zu Ende, wir ſind noch in der Beratung des Kapitels XV, und dieſes Kapitel XV enthält auch noch andere Steuern, z. B. die Einkommenſteuer. Wenn der Herr Kämmerer den Verſuch machen will, hat er die 200 000 ℳ mit einem Schlage. Im übrigen iſt es nicht meine Sache, dem Magiſtrat neue Steuern zu nennen; er ſoll uns ſelbſt mit neuen Steuervorſchlägen kommen. Wir als Stadtverord⸗ nete haben nur die Pflicht, dafür oder dagegen Stellung zu nehmen. Stadtv. Jolenberg: Meine Herren, wer den erſten Ausführungen des Herrn Kollegen Hirſch ge⸗ folgt iſt, dem kann ich nur den Rat geben, die paar Groſchen, die er ſich geſpart hat, auch wenn es mehr ſind als ein paar Groſchen, in einem Hauſe anzu⸗ legen. Er hat dann müheloſe Gewinne und ſteckt Jahr für Jahr ungeheure Summen ein und braucht dafür gar nichts zu tun. (Stadtv. Hirſch: Das habe ich nicht geſagt!) — Das hat Herr Kollege Hirſch geſagt, das war der Sinn ſeiner Ausführungen, wie ja auch der ſtenographiſche Bericht ergeben wird. Und wenn er dann Herrn Kollegen Liſſauer hört, ſo kann ich dem Betreffenden nur raten: kaufe ſchnell Terrains, denn du biſt ganz gewiß in ein paar Jahren Millionär. Das ſind lächerliche — ich weiß nicht, ob das parlamentariſch iſt — (Rufe: Nein!) — dann nehme ich das zurück; alſo es ſind keine lächerlichen, aber es ſind Übertreibungen. (Heiterkeit.) Sie ſind ja auch Hausbeſitzer, Herr Hirſch. (Stadtv. Hirſch: Macht mir aber keine Mühe!) — Nun, dann ſind Sie in der Poſition, in der die Mehrheit nicht iſt. Ich kann Ihnen ſagen, daß das Geſchäft des Hausbeſitzers kein müheloſes und beſonders einträgliches iſt, und ich möchte nicht die Steuerliſten durchſehen, um zu konſtatieren, welche Steuern hier von Hausbeſitzern gezahlt werden. Ich hatte Gelegenheit, die Steuern der Forenſen durchzuſehen, die hier Häuſer beſitzen; das kann ich wohl verraten — denn ich nenne keinen Namen —, daß in außerordentlich vielen Fällen von den Be⸗ treffenden überhaupt keine Einkommenſteuern bezahlt wurden, weil ſie keine Einnahmen hatten. Alſo, verehrter Herr Hirſch, mit Ihren glänzenden Bildern iſt es diesmal nichts. Und ebenſo iſt es auch nichts mit den glänzenden Bildern, die Herr Kollege Liſſauer malte. Herr Kollege Liſſauer ſagte: wer Terrains beſitzt, wird in ganz kurzer Zeit Millionär. Es mag ja einige ſolche geben; aber, meine Herren, es gibt ſehr viel mehr, die an ſolchem Beſitz zugrunde gegangen ſind. Leſen Sie ſich mal gefälligſt die Subhaſta⸗ tionen in der Voſſiſchen Zeitung durch, in Char⸗ lottenburg, Wilmersdorf und wo es auch ſei! 115 Glauben Sie, meine Herren, daß das Millionäre ſind, denen man ihre Grundſtücke verkauft? Ich glaube das nicht; das ſind meiſtens Leute, die ihre Zinſen nicht mehr bezahlen konnten, die ihren Ver⸗ pflichtungen nicht mehr nachkommen können, ſo daß ſich die Gläubiger eben an ihren Beſitz halten. Alſo mit den Deduktionen des Herrn Kollegen Liſſauer iſt es auch nichts. Das eine Geſchäft iſt nicht gut, und das andere Geſchäft iſt nicht gut — im allgemeinen. Ich beſtreite nicht, daß einzelne Leute Millionäre geworden ſind; aber da ſieht man immer nach den wenigen, die etwas erworben haben, und die vielen, die zugrunde gegangen ſind, ſieht man nicht. Ich kann mich alſo nicht damit einverſtanden erklären, daß die Beſitzer von unbebauten Grund⸗ ſtücken nun noch mehr zu den Laſten herangezogen werden, als es jetzt bereits geſchieht. Die Beſitzer von unbebauten Grundſtücken zahlen bereits die doppelten Laſten als die der bebauten, und ich bin der Meinung, daß man ein Unrecht tut, wenn man eine ganz kleine Gruppe von Intereſſenten mit der⸗ jenigen Steuer belegt, die doch eigentlich die All⸗ gemeinheit treffen ſollte, und die die Allgemeinheit zu tragen hat. Ich werde, meine Herren, für den Antrag des Ausſchuſſes ſtimmen. Ich werde dafür ſtimmen, daß 2,65 % bzw. 5,3%h erhoben werden. Ich ſtelle aber, falls der Antrag des Ausſchuſſes nicht durchgeht, den Eventualantrag gegenüber dem Antrage Hirſch, daß 2,6% für bebaute, 5,2%0 für unbebaute Grundſtücke erhoben werden, weil ich der Meinung bin, daß mit dieſer Erhebung, alſo mit der etwas geringeren Belaſtung der ohnehin ſchon ſchwer bedrängten Haus⸗ und Grundbeſitzer, dem Etat auch geholfen werden kann. Ich habe mir ausgerechnet, daß durch dieſe (% pro Mille dem Stadtſäckel 84 500 ℳ entgehen, und ich möchte nun, daß dieſe 84 500 ℳ zum Teil dadurch wieder ein⸗ gebracht werden, daß man die III. Klaſſe der Gewerbeſteuer genau ſo zu den Laſten heranzieht wie die 1. und II., d. h. alſo: von ihr 150% erhebt. Nach dem jetzigen Modus, der vom Etatsausſchuß beſchloſſen iſt, bleiben die Zenſiten bis zu 64 ℳ, alſo bis zu einem Einkommen von etwa 7000 ℳ frei. Meine Herren, das iſt nicht nötig, die können auch mit zu den Laſten unſerer Kommune beitragen. Auf dieſe Weiſe, wenn die III. Klaſſe mit 150% herangezogen wird, würden dem Stadtſäckel etwa 60 000 ℳ mehr zufließen, und es bleiben nur noch 24 500 ℳ, die noch zu decken wären. Ich denke mir das nun folgendermaßen: nach dem Antrage des Etatsausſchuſſes und nach der Mitteilung, die mir der Herr Kämmerer gemacht hat, werden dem Dispoſitionsfonds, wenn Sie dem Antrage des Etatsausſchuſſes zuſtimmen, 554 00 ℳ zu⸗ geführt; wenn Sie alſo die noch fehlenden 24 000 ℳ — die 500 ℳ wollen wir uns mal ſchenken — dem Dispoſitionsfonds weniger zuführen, dann haben Sie immer noch über eine Summe von 530 000 ℳ im Dispoſitionsfonds zu verfügen. Meine Herren, wir haben, wenn Sie meinem An⸗ trage folgen werden, damit den Haus⸗ und Grund⸗ beſitzern in Charlottenburg gezeigt, daß wir ſie nach Möglichkeit ſchonen wollen, daß wir nicht mehr von ihnen erheben wollen, als der Etat unbedingt erfordert. Ich glaube, Sie können meinem An⸗ trage Folge leiſten. (Ein Antrag des Stadtv. Jachmann auf Schluß der Beratung wird angenommen.)