Sitzung vom 17. März 1909. Durch dieſe Abſtimmung iſt die Abſtimmung über den Antrag Jolenberg hinfällig geworden, da der weiter gehende Antrag des Etatsausſchuſſes angenommen iſt. Meine Herren, das ſind die weſentlichſten Punkte. Weitere Ausführungen ſind wohl zum Kapitel XV von keiner Seite gemacht worden. Ich laſſe nunmehr — unter der Annahme, daß weitere Abänderungsanträge nicht mehr geſtellt werden — über den geſamten Antrag des Etats⸗ ausſchuſſes, wie er Ihnen unter den Ziffern a bis g vom Herrn Berichterſtatter vorgetragen iſt, in einer Geſamtabſtimmung abſtimmen. (Die Verſammlung beſchließt mit großer Mehr⸗ heit nach den vom Berichterſtatter vorgetragenen Anträgen des Etatsausſchuſſes zu a bis g. KapitelX&V — Gemeindeſteuern — wird hierauf in Einnahme und Ausgabe nach dem Voranſchlage des Magiſtrats mit den auf Seite 90 der Vorlagen für die Stadt⸗ verordnetenverſammlung vom Etatsausſchuß be⸗ antragten Anderungen feſtgeſtellt.) Die Petitionen der Haus⸗ und Grundbeſitzer⸗ vereine von 1894 und 1895 erktlären wir durch dieſe 117 turze Zeit Geduld zu haben; es ſind einige Punkte noch zu erledigen; dann ſparen wir die morgige Sitzung. (Bravo!) Sie ſind einverſtanden. Punkt 3 der Tagesordnung: Vorlage betr. unterſtützung der durch Hochwaſſer in der Altmartt Geſchädigten und Antrag der Stadtverordneten Schwarz und Gen. in gleicher Angelegenheit. Druckſachen 68, 69. Antragſteller Stadtv. Schwarz: Meine Herren, geſtatten Sie, daß ich Ihnen ein ganz kurzes Bild der Sache gebe. Was Sie auf der Karte hier weiß gezeichnet ſehen, iſt im weſentlichen das Über⸗ ſchwemmungsgebiet; dieſe braunen Stellen ſind erhöhte Plateaus. Die Elbe iſt an dieſer Stelle hier hier durchgebrochen, um Seehauſen herum⸗ gegangen und dann wieder dort in das Elbebett zurückgeſtrömt. Dies vorausgeſchickt, möchte ich folgendes hin⸗ zufügen. Es iſt in einer Zeitung behauptet worden, daß der Schaden nicht groß ſei. Ich habe mich an Abſtimmung für erledigt. — Ich höre keinen Wider⸗ zuſtändiger Stelle heute informiert, an der Stelle, ſpruch; dann ſind die Herren auch damit einver⸗ ſtanden. 1 Wir kämen nun noch zum Extraordinarium des Hauptetats. Berichterſtatter Stadtv. Meyer: Der Etats⸗ ausſchuß hat folgende Anderungen beſchloſſen: Ausgabe. Kapitel II — Einſtweilige K a p anſammlung Abſchn. 1 — Zur zinsbaren Anlegung uſw. — erhöht auf 150 915 ℳ. Kapitel IX. Abſchn. 1 — Ausbau der Ladeſtraßen uſw. er⸗ mäßigt auf 74 690 ℳ. Abſchn. 4 — Vorſchuß zur Deckung der Ausgaben für die Verbreiterung der Bismarckſtraße — erhöht auf 2 683 700 . Abſchn. 9 — Ausbau der Waſſerwerke — erhöht auf 1 296 295 . Einnahme. Kapitel II— Einſtweilige Kapital⸗ anſammlung — Als Abſchn. 2 iſt neu einzuſtellen: Zur weiteren Anſammlung am 1. April 1909 dom Ordin. Kapitel XII Abſchn. 2 Nr. I hier⸗ her zu übertragen 50 000 ℳ. Abſchnitte 2 und 3 werden Abſchnitte 3 und 4. Kapitel IX. Abſchn. 1 — Vom Anleihebeſtande abzuheben — erhöht auf 6 021 685 ℳ. Mit dieſen Abänderungen beantrage ich die Annahme des Extraordinariums. (Die Beratung wird geſchloſſen. Das Extra⸗ ordinarium des Hauptetats wird in Einnahme und Ausgabe nach dem Voranſchlage des Magiſtrats mit den vom Berichterſtatter vorgetragenen Ande⸗ rungen feſtgeſtellt.) it al⸗ Vorſteher Kaufmann: Damit hätten wir den Etat bendet. Ich bitte Sie, die genau über die Vorgänge durch Augenſchein unterrichtet iſt, und kann Ihnen folgendes mitteilen. Das ganze überſchwemmte Gebiet hat ein Areal von 110 000 Morgen. Es iſt bisher dadurch frucht⸗ bar geweſen, daß hier tiefer, ſteriler Sand aus alten Zeiten her mit Schlick in Höhe von 40 bis 120 m überdeckt war. Durch den Durchbruch der Elbe ſind da, wo die Elbe das erſtemal den Damm durchbrochen hat, und ferner bei der Trotzenburg, gleich Löcher von 16 m Tiefe geriſſen worden. Der Strom hat ſich dann ausgebreitet, und während erſt durch ſein Ausfurchen der Ackerboden verloren gegangen iſt, iſt der übriggeblieben Teil desſelben verſandet worden, und die Sandſ chicht wird, wie folgt, geſchätzt: bei Wittenberge befindet ſich von einem früheren Stromdurchbruch her über dem Schlick eine Schicht von 2m Sand, bei dem Durchbruch des Jahres 1771 wurden 66 em Sand auf den Schlick geworfen, und diesmal wird die Sandver⸗ ſchüttung auf 40 em geſchätzt. Das heißt: ein Bauer, der mit 4 Pferden arbeitet, würde bei unabläſſiger Arbeit wenigſtens 2 Jahre brauchen, um den Sand von ſeinem Acker abzufahren. Darauf, daß dieſer Sand je wieder abgefahren wird, iſt keineswegs zu rechnen. Es laſſen ſich nur noch Wieſen aus dieſem Boden gewinnen. (Ruf des Stadtv. Dr Stadthagen: Schluß!) — Sie ſagen: Schluß, meine Herren, ich halte es für notwendig, Ihnen ganz kurz dieſe Sachen an⸗ zuführen; denn das Elend iſt ſehr groß in dieſem Gebiet; das Trinkwaſſer mußte durch die Pioniere auf Boten herangebracht werden; die Brunnen ſind ſamt und ſonders verdorben, ſie müſſen wieder erbohrt werden. Die ſämtlichen Vorräte, Rüben und Kartoffeln ſind zugrunde gegangen, das Futter fürs Vieh iſt zugrunde gegangen, das Vieh ſelbſt iſt zum Teil zugrunde gegangen, zum Teil unbrauchbar geworden — da iſt alles verloren ge⸗ gangen, es fehlt den Leuten das Notwendigſte zum Leben. Es werden ſchätzungsweiſe 15 Millionen Mark notwendig ſein, um den Schaden auszu⸗ beſſern. Trotz der vielen Sammelſtellen ſind bis jetzt erſt 200 000 ℳ eingegangen. meine Herren, jetzt noch (Stadtv. Zietſch: Der preußiſche Staat!)