13 2 Heute handelt es ſich darum, Ihnen zu emp⸗ fehlen, den Abſchluß des Vertrages mit dieſem oder einem andern Unternehmer zu machen. Weiter hat die Stadtverordnetenverſammlung zu⸗ nächſt nichts damit zu tun. Ich empfehle Ihnen den Antrag des Magiſtrats, mit dem Hennecke ab⸗ zuſchließen. Wir hatten aber in der Deputation ſeinerzeit noch etwas anderes beſchloſſen, wozu wir in dem Antrage des Magiſtrats nicht aufgefordert waren. Wir ſagten uns nämlich — wir wollten anſtändige Stallungen haben —: wie ſoll der Unternehmer dazu kommen, neue gute Stallungen zu bauen, wenn wir ihm nicht Erleichterungen ſchaffen, indem wir ihm ein gutes Gelände dazu zur Verfügung ſtellen? Deshalb hatte die Deputation einſtimmig geſagt: wir wollen einen Teil des Luckmannſchen Grundſtücks zur Verfügung ſtellen. Darauf ſollen die Stallungen gebaut werden, die eventuell die Stadt nachher zu einem gewiſſen Preiſe über⸗ nehmen kann. Das ſind aber Sachen, worin wir in der Deputation, wie ich mich habe belehren laſſen, etwas zu weit gegangen ſind. Der Herr Magiſtratsvertreter wird Ihnen ja wohl noch näher mitteilen, daß das augenblicklich noch nicht zur Sprache zu kommen hat. Die Stadtverordneten⸗ verſammlung ſoll hier nur ſagen: ſchließen wir mit dem Kontrakt oder mit dem? Nach den ausgeſchriebenen Bedingungen emp⸗ fehle ich Ihnen zunächſt die Annahme des Kon⸗ traktes mit dem Unternehmer Hennecke, der ſo und ſoviel günſtigere Bedingungen ſtellt als alle die andern. Ich bitte aber den Magiſtrat, in weitere Erwägungen darüber einzutreten, was für Be⸗ dingungen dieſem Unternehmer für den Bau des Stalles geſtellt werden können, damit wir auch ſicher ſind, daß anſtändige Stallungen hergerichtet werden. Sta dtrat Boll: Meine Herren, der Magiſtrat wollte zunächſt, wie der Herr Referent ſchon richtig hervorgehoben hat, nur wiſſen, wem Sie den Zuſchlag erteilen wollen. Dann werden wir die wei⸗ teren Fragen wegen der Stallungen und der Ab⸗ nahme der Stallungen uſw. in der Deputation noch näher prüfen, auch die Frage wegen der Über⸗ laſſung eines Grundſtücks zu einem mäßigen Preiſe, wie es die Deputation wünſcht. Darüber wollte der Magiſtrat noch eine beſondere Beſchlußfaſſung der Deputation herbeiführen. Er behält ſich vor, Ihnen eine dahingehende andere Vorlage noch zu machen. Stadtv. Wilt: Meine Herren, wenn man aus der Vorlage die Zahlen erſieht, die die einzelnen Unternehmer angegeben haben über die Höhe ihrer Forderungen, ſo muß man die Frage auf⸗ werfen: geht es wirklich bei dieſen Forderungen noch reell zu? Man muß lebhaft bedauern, daß man noch an dem Syſtem der Ausſchreibung feſt⸗ hält und nicht ſo weit gekommen iſt, die ganze Ge⸗ ſchichte in eigene Regie zu nehmen. Wr werden ja über die Frage der eigenen Regie heute abend nicht beſchließen können. Es handelt ſich ja nach der Vorlage des Magiſtrats für uns lediglich darum, wem wir den Zuſchlag erteilen wollen. Der Herr Referent hat ſchon empfohlen, daß wir dem Unter⸗ nehmer Hennecke den Zuſchlag erteilen. Meine Herren, ich gebe doch zu bedenken, ob wir damit richtig handeln. Der Unternehmer Hennecke for⸗ Sitzung vom 24. März 1909. dert für die Fuhrleiſtung 337 000 und einige hundert Mark, der Höchſtfordernde die Summe von 764 822 ℳ. Das iſt ein Unterſchied von 427 284 ℳi! Es iſt doch geradezu horrend, ein derartiges Angebot zu verzeichnen. Ich gebe zu, daß der Unternehmer, der die Höchſtforderung ab⸗ gegeben hat, weit übers Ziel gehauen haben mag; aber der mindeſtfordernde Unternehmer Hennecke wird ſich auch ſehr ſtark verrechnet haben, be⸗ ſonders, wenn man in Betracht zieht, daß der jetzige Unternehmer Fricke doch gewiß mit be⸗ ſtimmten Erfahrungen rechnen kann und ganz genau weiß, wie er zu kalkulieren hat, und der bei ſeiner Kalkulation ſich genau überlegt haben wird: du willſt nicht aus dem Geſchäft kommen, und willſt ein möglichſt niedriges Angebot machen; auf der andern Seite wird er ſich geſagt haben: du haſt in den ganzen Jahren, wo du mit Char⸗ lottenburg gearbeitet haſt, auch nicht den geringſten Verdienſt gehabt, — und ſo wird er einen Anſchlag gemacht haben, bei dem er einigermaßen zurecht kommt. Die Deputation iſt nun dazu gekommen, nicht einem der Unternehmer den Zuſchlag zu geben, die eine mittlere Forderung geſtellt hatten, ſondern ſie iſt nach dem Prinzip verfahren, dem billigſten Mann den Zuſchlag zu erteilen. Ich befürchte — und ich glaube, ich werde mit dem Herrn Kollegen Stein ſpäter wieder in dieſer Beziehung zuſammen⸗ kommen —: wir werden mit denſelben Schwierig⸗ keiten bei dem Unternehmer Hennecke zu rechnen haben wie bei dem Unternehmer Fricke. Herr Kollege Stein, Sie ſind auch einer von denen ge⸗ weſen, die ſich über die Fuhrleiſtungen des Fricke am meiſten entrüſtet haben. Sie wiſſen, mit welchen unangenehmen Begleiterſcheinungen wir zu rechnen gehabt haben. Mit denſelben werden wir auch bei dem neuen Unternehmer Hennecke zu rechnen haben. Ich halte ihn für abſolut nicht ſo tüchtig, wie Sie ihn geſchildert haben, und wie er in der Magiſtratsvorlage geſchildert worden iſt. Es wurde geſagt — und es ſteht ja wohl in der Ma⸗ giſtratsvorlage —, daß Hennecke die Fuhrleiſtungen der Stadt Berlin haben ſoll. Ich habe mich in Berlin erkundigt und erfahren, daß in Berlin die Fuhrleiſtungen in den verſchiedenen Bezirken an verſchiedene Unternehmer vergeben werden, und daß Hennecke nur einen verhältnismäßig kleinen Bezirk bearbeitet; ſein Marſtall ſoll nicht ſo groß ſein. Nun ſoll ſich der Mann bei uns in die Ver⸗ hältniſſe neu einarbeiten. Es wird wieder ſo kommen, wie ich ſchon ſagte: wir werden mit der⸗ ſelben Schweinerei zu rechnen haben, wie es bei Fricke der Fall geweſen iſt. (Heiterkeit und Zurufe.) — Der Herr Vorſteher hat mich nicht rettifiziert: ſen Ausdruck wird auch nicht zu unparlamentariſch ein. (Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Kaufmann: Der Ausdruck iſt nicht gerade geſchmackvoll gewählt; aber ich habe es nicht für notwendig gefunden, ihn zu rügen; denn ich habe ihn ſo verſtanden, wie Sie es meinen. Stadtv. Wilt (fortfahrend): Wenn wir dem Hennecke den Zuſchlag erteilen, ſo befürchte ich, daß er vor allen Dingen darauf bedacht ſein wird, nach allen Regeln der Kunſt zu ſparen und ſeinen Betrieb ſo billig wie möglich einzurichten, an allen