134 Weiter iſt in der Magiſtratsvorlage berechnet, daß der Reſt des früher Luckmannſchen Grundſtückes noch einen Wert von ungefähr 137 000 ℳ hat. Wenn wir nun das weglaſſen, was nicht unbedingt zu den Stallungen gehört, alſo die Wohnungen und ſonſtigen Nebenräume, ſo können wir etwa 120 000 ℳ auf die Stallungen rechnen, und wenn wir weiter rechnen, daß das Grundſtück rund 140 000 ℳ koſtet, ſo macht die ganze Geſchichte rund ¾ Million. Mit 4% verzinſt, entſtehen dann dadurch 10 000 ℳ jährliche Unkoſten. Wenn der Herr Hennecke in ſeinem zweiten Angebot — jetzt komme ich darauf, daß wir nicht ein Angebot, ſondern zwei bekommen haben, eins mit Stallungen und eins ohne Stallungen — wenn er in dieſem Angebot mit Stallungen jährlich 11 000 von ſeinem Preiſe abſetzt, ſo bin ich der Meinung, daß wir damit auskommen werden. Der Unternehmer hat ja natürlich nur be⸗ grenztes Kapital und wird einen großen Teil ſeines Kapitals in das neue Unternehmen hineinſtecken. Er hat es deswegen als wünſchenswert bezeichnet, daß ihn die Stadt etwas unterſtützt, dadurch viel⸗ leicht, daß ſie ihm einen Teil der Baukoſten hergibt, natürlich unter entſprechender Sicherheitsſtellung für die Stadt. Die Deputation hat zu der Sache folgendermaßen Stellung genommen: der Unter⸗ nehmer ſollte die Stallungen auf ſtädtiſchem Ge⸗ lände bauen, der Magiſtrat wollte mit dem Unter⸗ nehmer in Verbindung treten und eventuell nach gegebener Zeit bei Ablauf des Vertrages, nach drei oder ſechs Jahren, wenn der Unternehmer die Sache nicht wiederbekommt, die Stallungen über⸗ nehmen. Weiter, meine Herren, glaube ich darauf auf⸗ merkſam machen zu müſſen, daß es auch für den Fall, daß Stallungen nicht gebaut werden, doch vielleicht zweifelhaft geweſen wäre, welchem An⸗ gebot man zuzuſtimmen hätte. Ich möchte nicht unerwähnt laſſen, daß ein anderer Anbieter, Herr Gehl, nach ſeinem letzten Angebot — er hat 5% Ermäßigung angeboten — nicht ſehr viel teurer geweſen iſt als Herr Hennecke, und es würde für manchen der Herren Kollegen doch fraglich ſein, ob er für den Charlottenburger Gehl oder für den Berliner Hennecke ſtimmen würde, wenn die Zweifel anerkannt werden, die Herr Kollege Wilk geäußert hat, wenn alſo befürchtet wird, daß der neue Unternehmer es mit uns vielleicht ſo machen könnte wie der alte. Meine Herren, worin liegt denn der Haupt⸗ grund, daß wir eine derartig ſchlechte Beſpannung vor unſeren Wagen haben? Der Hauptgrund liegt darin, daß hier miſerable Stallungen gebaut worden ſind. Wenn der Unternehmer auf drei Jahre einen Kontrakt eingehen ſoll, ſo iſt es doch ganz ausgeſchloſſen, daß er für dieſe drei Jahre ſich koſtſpielige Stallungen erbaut. In dieſer Beziehung muß der Magiſtrat, wenn er wünſcht, daß die Sache klappen ſoll, dem Unternehmer unbedingt ent⸗ gegenkommen. Darum, glaube ich, iſt es auch not⸗ wendig, meine Herren, daß wir der Vorlage heute noch nicht zuſtimmen, ſondern ſie an einen Aus⸗ ſchuß gehen laſſen, um ſie dort noch einmal gründlich durchzuberaten. Jedenfalls wäre es meines Er⸗ achtens wünſchenswert geweſen, wenn der Ma⸗ giſtrat mit einem Worte wenigſtens darauf auf⸗ merkſam gemacht hätte, daß der von der Deputation einſtimmig gefaßte Beſchluß anerkannt wird, und daß Sitzung vom 24. März 1909. zu der Angelegenheit des Stallbaues ſpäter Stellung genommen werden ſollte. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: MeineHerren der Magiſtrat hat über die ihm von der Deputation vorgelegte Angelegenheit nur inſoweit beſchloſſen, als ſie klargelegt war. Klar lag das Angebot: die übrigen Sachen, die von der Deputation vor⸗ geſchlagen waren, waren nicht ſo weit geklärt, daß ſie reif zur Beſchlußfaſſung waren. Namentlich galt dies in bezug auf die Errichtung von Stallungen auf einem beſtimmten Grundſtücke. Hier war man z. B. noch nicht mit der zuſtändigen Deputation in Verbindung getreten über die Frage, ob das Grund⸗ ſtück überhaupt zu dem Zwecke frei iſt. Infolgedeſſen war der Magiſtrat gar nicht in der Lage, über dieſen Teil der Deputationsvorſchläge, die noch nicht be⸗ ſchlußreif waren, zu beſchließen. Wenn die Depu⸗ tation nach der angegebenen Richtung noch weitere Vorſchläge machen will, ſo iſt es ihr unbenommen, das zu tun. Es wird dann in eine neue Prüfung der Sache eingetreten werden. Der Magiſtrat hat Ihnen lediglich die Entſcheidung über das Angebot, das ſchlüſſig und klar war, vorgelegt, und ich bitte Sie, in Übereinſtimmung mit dem Vorſchlage der Depu⸗ tation demgemäß zu beſchließen. Stadtv. Gebert: Meine Herren, wer die Stadt Charlottenburg liebt hat, der ſtimmt dieſer Ma⸗ giſtratsvorlage nicht zu. (Heiterkeit und Zurufe: Na, na!) — Ja, Herr Kollege Otto, ich bin nun einmal ſo; Sie werden gleich hören, warum ich dieſen Stand⸗ punkt einnehme. — Daß Herr Hennecke Ihnen ein derartig billiges Angebot hat machen können, iſt er⸗ klärlich, wenn Sie erfahren, welche Löhne er zahlt. Er zahlt für ſeine Kutſcher einen Lohn von 3 ℳ bei Tag⸗ und 3,50 ℳ bei Nachtarbeit. Vergleichen Sie damit die Lohnzahlungen der Firma Gehl und der Firma Fricke, ſo werden Sie einen gewaltigen Unterſchied finden. Herr Kollege Stein iſt damals in einer haarſcharfen Weiſe gegen die Art der Ab⸗ fuhr durch die Firma Fricke zu Felde gezogen. Er hat die „Jungens“, wie man ſich ausgedrückt hat, geſchildert, die auf den Wagen ſaßen, hat ſich über das ſchlechte Pferdematerial beklagt. Wenn Ihnen jetzt Herr Hennecke herrliche Pferde gezeigt hat, einen großartigen Wagenpark, ſchön eingerichtete Stallungen, dann glaube ich wohl, daß man Liebe und Luſt bekommt, dem Angebot zuzuſtimmen. Aber Sie dürfen das eine nicht vergeſſen, daß nach⸗ her, wenn Herr Hennecke ſich erſt eingeniſtet hat, die Verhältniſſe gewaltig anders werden müſſen. Es iſt ein Ding der Unmöglichkeit, mit einem ſolchen Satze, wie er ihn angeboten hat, auszukommen. Fragen Sie einen x⸗beliebigen Fachmann, den Sie treffen, er wird Ihnen ſagen, daß Herr Hennecke gar nicht damit auskommen kann. Und dann tritt das ein, was wir erlebt haben. Leſen Sie ſich die Debatten einmal durch, die wir anläßlich der Vergebung der Arbeiten an Herrn Fricke gehabt haben! Da wurde auch geſagt: die Einrichtungen ſind großartig, das Pferdematerial iſt gut uſw., es ſteht nichts ent⸗ gegen, dem Fricke den Zuſchlag zu erteilen. Und nach ein paar Jahren haben wir mit Fricke ſo unglückliche Erfahrungen machen müſſen. Dem wollen wir doch vorbeugen. Der beſte Weg, aus dieſer Kalamität herauszukommen, wäre, wie ſchon mein Kollege Wilt angeführt hat, die eigene Regie. Wer weiß, ob wir nicht nach zwei, drei Jahren