Situng vom 21. April 1909 163 Stadtverordnetenverſammlung als ein unglück⸗ vor den Sommerferien erfolgt“, herausleſen zu ſeliger Zuſtand empfunden würde, ſondern in erſter Linie von den beteiligten Beamten und auch von den Arbeitern der Stadt. Die Vertröſtungen, die uns damals von dem Herrn Bürgermeiſter gemacht worden ſind, haben — ich möchte das in Gegenſatz zu den betreffenden Ausführungen des Herrn Kollegen Meyer ſtellen — meine Freunde und mich nur ſehr bedingungsweiſe befriedigt. Herr Kollege Meyer hat recht: Ich habe damals an⸗ erkannt, daß für die Sonderregelung der Gehalts⸗ bezüge der ſtädtiſchen Beamten, unbekümmert um die Regelung der ſtaatlichen Gehaltsverhältniſſe, große Schwierigkeiten auftauchen könnten, nament⸗ lich in bezug auf die Lehrerſchaft. Aber ich habe damals ſchon den Standpunkt vertreten — ich glaube, das muß auch aus dem Stenogramm er⸗ ſichtlich ſein —, daß wir nicht auf die Beſchlüſſe des Landtages warten können und warten ſollten. Ich habe große Bedenken dagegen geltend ge⸗ macht, weil wir damals noch nicht wußten, was wir auch heute noch nicht wiſſen können, wann eigent⸗ lich der Landtag die Geſetzesvorlage betr. die Ge⸗ haltsregulierung wird verabſchiedet haben. Selbſt die Mitglieder des Landtages, die wir in unſerer Mitte zu ſehen die Freude haben, werden darüber keine genügende Auskunft erteilen können, weil das nicht einzig und allein vom Willen des Landtages abhängt, ſondern, wenn Anderungen zu der Vorlage im Abgeordneten⸗ oder Herrenhaus vorgenommen werden, die Regierung wieder dazu Stellung nehmen muß. Alſo wir wiſſen noch nicht — darin gebe ich Herrn Kollegen Meyer Recht —, wann eigentlich das Geſetz betreffend die Gehaltsauf⸗ beſſerungen vom Landtage verabſchiedet werden und wann es in Kraft treten wird. Soll nun dieſes Proviſorium, das noch heute ebenſo wie zu ſeiner Einführung ein unglückſeliger Zuſtand iſt, auf unabſehbare Zeit weiter dauern? Man wird die Beunruhigung, die deswegen die Beamten⸗ und Arbeiterkreiſe der Stadt ergriffen hat, wohl verſtehen und begreifen können und muß infolgedeſſen — auch darin bin ich mit Herrn Kollegen Meyer vollſtändig einverſtanden — darauf ſehen, daß auf irgendeine Art und Weiſe eine Ab⸗ hilfe geſchaffen wird. Auch wir ſind dafür, daß, wenn eine definitive Regelung der Erhöhung der Lehrer⸗ gehälter ſich nicht vollziehen läßt, bevor allgemein normierende Beſtimmungen für die Lehrergehälter vom Staate getroffen ſind, dann der Zuſtand für die Lehrer bedauerlicherweiſe noch proviſoriſch bleiben muß; aber für die Arbeiterſchaft und ins⸗ beſondere für die andere Beamtenſchaft ſollte die Gehaltsfrage nun doch ſchnellſtens endgültig ge⸗ regelt werden. In dieſer Beziehung hängen wir nicht von der ſtaatlichen Regelung ab. Ich würde es auch nicht für ein großes Malheur halten, wenn ganz unbekümmert um die Beſchlüſſe des Land⸗ tages auch die Lehrergehälter reguliert würden. Müßte nachher eine Anderung eintreten, ſo träfe dieſe die Lehrer nur dann, wenn eine Herabſetzung der Sätze vorgenommen werden müßte. Ich möchte dem Wunſche des Herrn Kollegen Meyer jedenfalls dahin entgegenkommen, daß ich für meine Freunde erkläre, daß wir die Einſtimmigkeit, mit der dieſer Antrag angenommen werden ſoll, nicht zuſchanden machen werden: wir werden ſamt und ſonders für den Antrag ſtimmen. Wir glauben jedoch aus dem Wortlaut des Antrages: „die Reviſion des Normal⸗ etats ſo zu beſchleunigen, daß die Neuregelung noch können, daß ſchon mit dem 1. Juli die dauernd feſtgeſetzten erhöhten Bezüge für die Beamten ausgezahlt werden ſollen, 41. (ſehr richtig!) ſpäteſtens mit dem 1. Juli. Wir werden ſelbſtverſtändlich, wenn uns die Vorlage gemacht wird, auf Einzelheiten noch zu ſprechen kommen; darauf einzugehen iſt heute nicht die Gelegenheit. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren, die von dem Herrn Antragſteller gewünſchte Vorlage, betreffend Neuregelung der Gehälter der Lehrer und Beamten, wäre Ihnen ſchon vor⸗ gelegt worden, wenn nicht der Beſchluß der Herren⸗ hauskommiſſion gekommen wäre, der die Beſchlüſſe des Abgeordnetenhauſes geändert hat. Wir ſind uns im Schoße der Verwaltung über das klar ge⸗ worgen, was wir in Vorſchlag bringen wollen, wir haben mehrfach verhandelt unter Zuziehung der beiden Herren Stadtverordnetenvorſteher, die wir von vornherein von unſern Abſichten in Kenntnis ſetzen zu ſollen glaubten. Da kam nun der Beſchluß der Herrenhauskommiſſion, uns allen völlig unerwartet, meine Herren! (Hört! hört!) Ich ſelbſt, als Mitglied des Herrenhauſes, bin ganz überraſcht geweſen, daß eine ſo erhebliche Strö⸗ mung gegen die Beſchlüſſe des Abgeordnetenhauſes ſich geltend gemacht hat. Wir wiſſen nicht, wie am 28. April, heute über 8 Tage, wo das Herren⸗ haus über die Kommiſſionsbeſchlüſſe beraten wird, die Abſtimmung ausfallen wird. Es iſt nicht aus⸗ geſchloſſen, daß die Abgeordnetenhausvorlage ent⸗ gegen den Beſchlüſſen der Kommiſſion im Herren⸗ hauſe angenommen wird; denn die Königliche Staatsregierung hat ſich dem Abgeordnetenhauſe dafür ſtark gemacht, daß ſie für die Annahme der Beſchlüſſe des Abgeordnetenhauſes eintreten wird, und ſoweit ich aus Abgeordnetentreiſen gehört habe, beſteht im Abgeordnetenhauſe die feſte Ab⸗ ſicht, die Beſchlüſſe der Kommiſſion des Herren⸗ hauſes nicht anzunehmen. Ob gegenüber dieſer für die Beſchlüſſe der Herrenhauskommiſſion fatalen Situation doch nicht das Herrenhaus ſich endlich anders entſchließen wird, als es ſeine Kom⸗ miſſion ihm vorſchlägt, wird mindeſtens abzuwarten ſein. Alſo wir können heute noch nicht überſehen — nach acht Tagen ſehen wir weiter —, ob und wie die Dinge der Beſoldungsordnung für die Lehrer und Beamten ſich im preußiſchen Staate geſtalten werden, ob die Sache noch weiter hinausgeſchoben 10 doch in kurzer Zeit zum Geſetz erhoben werden wird. Nun meine, Herren, fragt es ſich, ob es not⸗ wendig und ob es zweckmäßig iſt, Ihrem Wunſche nachzukommen. Dieſe beiden Fragen würden zu prüfen ſein. Wir haben bisher bei unſerer Be⸗ ſoldungsordnung Neuregelungen immer einheitlich zum ſelben Zeitpunkt für die Beamten, die Lehrer und die Arbeiter vorgenommen, und ich bin der Anſicht, daß es ſich nicht empfiehlt, nach einem andern Prinzip die neuen Beſoldungen feſtzuſetzen. (Stadtv. Otto: Sehr richtig!) Das ganze Werk iſt wie ein Maſchenwerk, in dem eine Maſche mit der andern eng zuſammenhängt. Trennen wir eine Maſche, ſo reißt das ganze Werk. Ich bin der Anſicht, wir können etwas Erſprieß⸗ llches, etwas, was uns und die Intereſſenten be⸗ friedigt, nur erreichen, wenn wir, wie wir das