164 früher gemacht haben, einheitlich für alle drei Kategorien von Beſoldungsempfängern der Stadt vorgehen. Wenn wir zum Beiſpiel, wie Berlin es getan hat, die Lehrer auslaſſen, dann fürchte ich, daß entweder die Lehrer oder die Beamten den Kürzeren ziehen werden. (Stadtv. Otto: Sehr richtig!) Wir können die Lehrerbeſoldung heute unmöglich feſtſetzen. Wir können uns nicht der Gefahr aus⸗ ſetzen, daß wir mehr gewähren, als nachher geſetz⸗ lich geſtattet iſt. Bei den Lehrern müſſen wir meines Erachtens unbedingt warten, bis der Staat beſchloſſen hat, und bei den Beamten werden wir zweckmäßigerweiſe auch warten müſſen. Die Sache läßt ſich eben nicht gut trennen. Sie werden nun dagegen ſagen: Berlin hat es doch getan. einer ſchlimmeren Lage als wir. Wir ſind infolge unſerer Beſchlüſſe bezüglich der Teuerungszulagen imſtande, ſagen zu können: die Sache drängt bei uns nicht ſo wie in andern Orten. Wir zahlen eine reichliche Teuerungszulage, wir haben ſie gezahlt vom 1. April 1908 ab und zahlen ſie fortlaufend, und zwar zahlen wir 150 ℳ allen denjenigen Be⸗ ſoldungsempfängern, welche unter 2000 ℳ Ein⸗ kommen haben — das iſt ein Mehr gegen früher von 7 ½ bis 16 % —, wir zahlen allen denjenigen, welche 2000 bis 4000 ℳ Einkommen haben, 7 ½2 % ihres Gehaltes und denjenigen, welche 4000 bis 7500 ℳ Einkommen haben, eine Teuerungszulage von pauſchaliter 300 ℳ. Durch dieſe unſere Be⸗ ſchlüſſe ſind die Beſoldungsempfänger vor der Not der Zeit gedeckt, die Teuerungszulage reicht aus. Ich muß Ihnen auch ſagen, daß ich von einer Be⸗ unruhigung weder der Beamten⸗ noch Arbeiter⸗ treiſe irgend etwas gehört habe. Natürlich wünſchen die Herren, die in Frage kommen, eine Regelung, und das iſt ſelbſtverſtändlich auch unſer Wunſch. Aber daß die Regelung nicht heute erfolgt, das drückt ſie nicht, eine Not iſt bei unſerm Zuſtand nicht vorhanden. Berlin iſt nicht in dieſer günſtigen Lage. Berlin hat nur eine einmalige Teuerungszulage gewährt, nicht wie wir eine laufende. Wir befinden uns alſo in einer Situation, die für unſere Gehalts⸗ oder Beſoldungsempfänger ſehr viel günſtiger iſt als in Berlin und in den meiſten andern Städtenn. Noch ein Grund beſteht, meine Herren, der es mir nicht zweckmäßig erſcheinen läst, die Rege⸗ lung, deren Vornahme heute nach meiner Meinung nicht notwendig iſt, durchzuführen, bevor der Staat geſprochen hat. zur Verteilung zur Verfügnug, im Jahre 1908 eine Million, im Jahre 1909 eine Million Wir haben die Abſicht, mit dieſen beiden Millionen auszu⸗ kommen. Die Berechnungen, die wir angeſtellt haben, haben ergeben, daß das möglich iſt. Wir müſſen nun aber dieſe eine Million in drei Teile zerlegen, müſſen den Beamten, Lehrern und den Arbeitern Rechnung tragen, wir ſind alſo doch in ge⸗ wiſſer Beziehung beſchränkt. Allzuviel werden wir die eine Million nicht überſchreiten können, das laſſen unſere Finanzverhältniſſe nicht zu; unter der Million werden wir kaum bleiben können, die Dinge werden uns treiben. Aber doch wird eine gewiſſe Verteilung unter die drei Kategorien nötig ſein, und da wird natürlich derjenige, der zuletzt kommt, der Lehrer nämlich, am ſchlechteſten fahren, wenn die Entſcheidung über ihn noch aus⸗ geſetzt wird. Auch das iſt ein Grund, der mir dafür zu ſprechen ſcheint, daß es nicht zweckmäßig iſt, die Ja, meine Herren, Berlin iſt in Wir haben beſtimmte Summen Sitzung vom 21. April 1909 beiden Kategorien der Beamten und Arbeiter herauszunehmen, jetzt über ſie zu entſcheiden und die Entſcheidung über die Lehrer vorläufig in der Schwebe zu laſſen. Ich möchte glauben, daß der Magiſtrat ſich wohl auch auf den Standpunkt ſtellen wird, zu ſagen: wir wollen ruhig weiter abwarten wie bisher, da eine Not nicht vorhanden iſt. Sollte aber doch Ende April im Herrenhauſe das Geſetz nicht zuſtande kommen, dann werden wir wohl Ihrem Wunſche nachkommen können, dann haben wir ſelbſt den Wunſch, ſo raſch wie möglich mit unſerer Vorlage an Sie heranzutreten. Alſo eine definitive Antwort kann ich Ihnen heute nicht geben. Wir werden zunächſt die bevorſtehenden Verhandlungen im Herrenhauſe abwarten und dann eine neuer Entſchließung ſaſſen müſſen. Ich ſtelle es Ihnen anheim, zu beſchließen, wie Sie es unter der heutigen Situation für angemeſſen erachten. Stadtv. Bollmann: Ich möchte den Magiſtrat dringend bitten, ſeine Maßnahmen nicht von den endgültigen Beſchlüſſen des Herrenhauſes bzw. des Abgeordnetenhauſes abhängig zu machen. Ich bin der feſten Überzeugung, daß das Herrenhaus an den Beamtenbeſoldungsvorlagen nichts ändern wird, daß möglicherweiſe aber die Zurückverweiſung der Lehrerbeſoldungsvorlage an das Abgeordneten⸗ haus erfolgen dürfte. So optimiſtiſch wie Herr Kollege Meyer, der meinte, daß das Abgeordneten⸗ haus ſich noch vor den Sommerferien definitiv ent⸗ ſcheiden wird, bin ich nicht, ich fürchte, daß die Ver⸗ abſchiedung der Lehrerbeſoldungsvorlage ſich noch bis Weihnachten hinzögert. Daß unſere Angeſtellten aber ſo lange auf die dringend nötige Gehalts⸗ regelung warten ſollen, wollen wir unter allen Umſtänden zu verhindern ſuchen. Der Herr Ober⸗ bürgermeiſter ſagte, wenn ich ihn recht verſtanden habe, daß, wenn jetzt die alleinige Regelung der Gehälter der Beamten und der Arbeiter vor⸗ genommen würde, die Lehrer ſchlechter abſchneiden könnten, als wenn ſpäter eine gemeinſchaftliche Regelung erfolgte. Vor dieſer Eventualität werden wir natürlich die Lehrer ſchützen müſſen. Wenn übrigens der Magiſtrat als Grundlage für die Neuregelung die Berliner Be⸗ ſoldungsvorlage nimmt, ſo glaube ich, daß zweifellos unſere Beamten vollſtändig zu⸗ frieden ſind, denn der Berliner Magiſtrat will tat⸗ ſächlich in hervorragender Weiſe für die meiſten Kategorien ſorgen, wenn auch die Regelung für einzelne der unteren Beamtenſtellen nicht ganz befriedigend erſcheint. Der Herr Oberbürgermeiſter meinte auch, daß die Teuerungszulagen einſtweilen noch aus⸗ reichten. Ich bin nicht ſeiner Anſicht, da ich richtig über die Verhältniſſe unſerer Angeſtellten infor⸗ miert bin und weiß, daß ſich ein großer Teil in einer erheblichen Notlage befindet, und mit Schmerzen darauf gewartet wird, daßendlicheine definitive Gehalts⸗ regelung erfolgt. Im Intereſſe der Ver⸗ waltung liegt es doch auch, dieſe fortwährende Unruhe und Unſicherheit unter dem Perſonal endlich einmal beſeitigt zu ſehen. Verſprochene Gehaltsaufbeſſerungen, auf die man zu lange warten muß, machen ja auch keine Freude mehr. Eine Aufbeſſerung iſt es ja jetzt überhaupt nicht mehr, ſondern nur ein Ausgleich, und zwar ein verhältnismäßig ſchwacher Ausgleich gegenüber