Sitzung vom 21. April 1909 gefallen läßt und bisher faſt widerſpruchslas ge⸗ fallen laſſen hat. (Glocke des Vorſtehers.) Borſteher⸗ Stellv. Dr. Hubatſch: Herr Kollege, Sie dürfen das Wort „unwürdige Be⸗ handlung“ gegenüber der Staatsregierung nicht gebrauchen. (Bravo!) Stadtv. Zietſch (fortfahrend): Ich wünſchte, daß der Herr, der „Bravo“! gerufen hat, etwas mehr gegen die Gehaltsvorlage der Preußiſchen Staats⸗ regierung im Intereſſe der Lehrerſchaft Stellung nähme, dann würden wir ihm „Bravo“! zurufen. Wir verlegen uns alſo durchaus nicht darauf, die Beamten aus parteitaktiſchen Gründen pouſſieren zu wollen. Das liegt uns ganz fern. Wenn die Lehrer einiger geweſen wären, wenn die Scheidungs⸗ politik, die die Regierung gegen ſie getrieben hat, bei den Lehrern nicht ſolchen Erfolg gehabt hätte, wenn die Landlehrerſchaft und die Stadtlehrer⸗ ſchaft einig geweſen wären von Anfang an und auch heute noch einig wären, dann würde eine ganz andere Stellung der Lehrerſchaft gegenüber der Beſoldungsvorlage der Regierung erfolgt ſein. Warum ſind denn die Lehrer nicht ſo anſpruchsvoll, wie ſie es ſein könnten und ſein müßten, namentlich nach dem Vorgehen der Pfarrer, der proteſtan⸗ tiſchen und der katholiſchen Geiſtlichen? Die ver⸗ ſtehen es, ihre Forderungen anders durchzudrücken. Wir wollen die Lehrer nicht in unſere Bewegung hineinziehen und ſie eventuell zu einem Streik ver⸗ anlaſſen. Wir verlangen das von andern Beamten ebenfalls nicht, trotzdem wir — ich geſtehe es ganz offen — es nicht ungern ſehen würden, wenn ein Teil der preußiſchen Beamtenſchaft, nämlich die Pfarrer und die Geiſtlichen, einmal dauernd ſtreikten. (Heiterkeit.) Stadtv. Schwarz: Meine Herren, ich habe „Bravo“ gerufen. Ich bin nämlich gar nicht der Meinung des Herrn Kollegen Zietſch, daß es nach der ganzen Stellung der Regierung möglich iſt, von „würdig“ oder „unwürdig“ zu ſprechen. Wir haben von dem Herrn Oberbürgermeiſter gehört — das ging auch durch die Zeitungen —, daß der Finanzminiſter ſelbſt ſich ſür die Beſchlüſſe des Ab⸗ geordnetenhauſes ſtark gemacht hat. Das iſt der beſte Beweis dafür, daß die Regierung den guten Willen hat, den Beamten zu helfen. Das aber iſt der Anerkennung wert und ſteht genau im Gegenſatz zu den Ausführungen des Herrn Kollegen Zietſch. Es wäre direkt unverſtändlich, wenn die Beamten für dieſen von dem Finanzminiſter bekundeten guten Willen nicht dankbar wären. Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Ich möchte die Herren Redner bitten, ſich mehr an die Sache zu halten. Wir haben nur zu beraten über den An⸗ trag: Der Magiſtrat wird erſucht, die Reviſion des Normaletats ſo zu beſchleunigen uſw. Es handelt ſich weſentlich um eine interne Sache der ſtädtiſchen Verwaltung. Stadtv. Bollmann: Meine Herren, ich will nur noch darauf hinweiſen, daß, ebenſo wie Herrn Kollegen Otto Klagen von Staatsbeamten und aus Berufskreiſen zugegangen ſind, ich ſolche viel⸗ fach von Kommunalbeamten erhalten 167 habe, die eine ganz gewaltige Not⸗ lage kennzeichnen. Ich meine aber auch, daß Berlin, wenn es ſelbſtändig hier vorgeht, doch jedenfalls mit den maßgebenden Kreiſen Fühlung genommen hat und auf Grund ſorgfältiger Er⸗ wägungen dazu gekommen ſein wird, einſtweilen die Lehrer auszuſchalten. Ferner möchte ich wieder darauf aufmerkſam machen, daß Schöneberg bereits vor 2 Jahren in eine Reviſion des Normaletats eingetreten iſt. Verſchiedene Beamtenkategorien — ich kann wohl ſagen, die meiſten — ſind dort viel beſſer geſtellt als unſere Beamten. Trotzdem be⸗ abſichtigt Schöneberg, wie ich aus ſicherer Quelle erfahren habe, möglichſt auch noch zum 1. Juli d. I. ſchon wieder eine neue Reviſion vorzunehmen. Es wäre doch ſehr bedauerlich, wenn Charlotten⸗ burg zum zweiten Male nachhinkte. Ich bitte Sie dringend, meine Herren, den Antrag, der Ihnen vorliegt, anzunehmen. Stadtv. Zietſch: Auf die Ausführungen des Herrn Kollegen Schwarz möchte ich nur bemerken: Er wird doch jedenfalls die Gehaltsverbeſſerungen der Vorlage der Preußiſchen Regierung ſo weit kennen, um daraus erſehen zu haben, daß, wenn die Vorlage der Preußiſchen Regierung in der vor⸗ gelegten oder auch in der jetzt vom Abgeordneten⸗ hauſe beſchloſſenen Form angenommen wird, die ſtädtiſchen Lehrer, namentlich in größeren Ge⸗ meinden in der Umgegend von Berlin, ſich in ihren Gehaltsbezügen bedeutend verſchlechtern würden. Das hat Herr Bürgermeiſter Matting auch hier zum Ausdruck gebracht. Wenn Herr Kollege Schwarz glaubt, daß da f ür die Lehrer der Preußiſchen Regierung noch dankbar ſein müßten, ſo iſt das ſeine Sache. Ich kann mich dieſer Logik nicht an⸗ ſchließen. (Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) (Die Beratung wird geſchloſſen.) Antragſteller Stadtv. Meyer (Schlußwort): Meine Herren, wie ich zu meiner Befriedigung feſtſtellen darf, haben alle Herren, die zu dem An⸗ trage ſelbſt geſprochen haben, die gleiche Auf⸗ faſſung hier vertreten. Ich kann mich daher damit begnügen, dieſe Auffaſſung kurz dahin zuſammen⸗ zufaſſen, daß noch vor den Sommerferien die Reviſion des Normaletats für alle Angeſtellten der Stadt, für Beamte, Lehrer und Arbeiter, nach Möglichteit durchgeführt werden ſoll, und zwar, wie Herr Kollege Zietſch richtig geäußert hat, derart, daß bereits am 1. Juli die Zahlung des erhöhten Gehalts erfolgen kann; nur wenn es aus durchgreifenden Gründen nicht möglich iſt, infolge der bis dahin nicht geſchehenen Verab⸗ ſchiedung der Geſetze im Landtage, die Lehrer mit zu berückſichtigen, würden wir gewillt ſein, zunächſt geſondert die Reviſion hinſichtlich der Beamten und Arbeiter vor dem genannten Zeitpunkte vor⸗ zunehmen. Wir gehen davon aus, daß in dieſem Falle die Lehrer nicht darunter leiden werden, daß ſie infolge der Geſetzgebung, infolge von Um⸗ ſtänden, die außerhalb unſerer Machtſphäre liegen, getrennt zu behandeln ſind. Wir würden dafür ſorgen, daß ſie nicht darunter leiden, wie wir auch andererſeits verhüten müßten, daß die Beamten und Arbeiter darunter zu leiden hätten, daß die Lehrerbeſoldung nicht ebenſo raſch wie die ihrige verabſchiedet werden könnte. In dieſem Sinne