Sitzung vom 21. April 1909 Übertrag 4) Abſchn. XX Nr. 6 — Reparaturen an Gebäuden, Maſchinen, Appa⸗ raten, Betriebsgeräten und am Werkzeug der Waſſergasanlage umt „ 44. 2 3 000 „ insgeſamt um 11 800 ℳ Punkt 7 der Tagesordnung: Vorlage betr. Behälteranlage für Kleinkotsver⸗ kauf auf Gaswerk II. — Druckſache 109. Berichterſtatter Stadtv. Gredy: Meine Herren, die Verwaltung der ſtädtiſchen Gaswerke beab⸗ ſichtigt, den Kleinverkauf von Koks in einer beſſeren Weiſe zu regeln. Bis jetzt findet er in primitiver Weiſe im Hof ſtatt, indem die herangefahrenen Karren der kleinen Abnehmer mit der Schippe gefüllt werden. Das iſt ein umſtändliches, koſt⸗ ſpieliges und nicht ſehr reinliches Verfahren. Es iſt deshalb ein Entwurf gemacht worden, in dem vorgeſehen iſt, daß der ſpeziell für den Kleinverkauf beſtimmte Koks durch ein Bandwerk in 6 verſchiedene eiſerne Behälter geleitet wird. Es iſt die Möglich⸗ keit gegeben, den Koks aus dieſen Behältern in Quantitäten von einem halben Liter bis 3 Liter abzugeben. Die Vorrichtung iſt ſo getroffen, daß faſt alles automatiſch wirkt. Die Geſamtkoſten betragen 15 500 ℳ. Der Magiſtrat hat berechnet, daß die Verzinſung des Kapitals und die Amorti⸗ ſation gedeckt, die Löhne aber geringer werden; aber ſelbſt, wenn letzteres nicht der Fall wäre, würde ſich die Anlage doch empfehlen, weil durch ſie die Abgabe im kleinen geſteigert werden kann, der Platz für die Großabnehmer freier und die Kontrolle des Koksvermeſſens überſichtlicher wird. (Unruhe. Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch (unter⸗ brechend): Meine Herren, ich möchte bitten, die Privatgeſpräche, wenn ſie dringend notwendig ſind, mindeſtens in die Peripherie des Saales zu ver⸗ legen; es iſt ſonſt nicht möglich, den Redner zu verſtehen. Berichterſtatter Stadtv. Gredy (fortfahrend): Ich bitte Sie deshalb, meine Herren, die Vorlage anzunehmen. Stadtv. Vogel I1: Meine Herren, der Herr Vorredner hat bereits darauf hingewieſen, daß dieſe Vorlage den Zweck hat, den Abſatz des Kokſes an die kleinen Leute, an das Privatpublikum zu er⸗ leichtern und zu heben. Ich möchte mir erlauben, noch auf einige andere Punkte hinzuweiſen. Es iſt außerordentlich wünſchenswert, daß der Konſum des Kokſes ſeitens der Privatbevölkerung ſich ſteigert. Wir leiden zeitweiſe an einer Kalamität, die auch anderwärts vorhanden iſt, nämlich an der Rauch⸗ und Rußbeläſtigung. Ich wohne z. B. zwiſchen zwei Bäckereien, links von mir iſt eine und rechts um die Ecke in der Sophie⸗Charlotten⸗Straße eben⸗ falls eine. Kommt der Wind von der einen Seite, treibt er den Rauch nach meinem Hofe zu, kommt er von der andern Seite, ſo geſchieht das ebenfalls. Auf der gegenüberliegenden Seite iſt die Kaiſer⸗ brauerei. Wenn dort angeheizt wird, dann kommt noch ein ganz anderer Rauch und Ruß zu mir her⸗ 169 8 800 ℳ über; wir müſſen ſchleunigſt die Fenſter zumachen. Das rührt eben davon her, daß kein Koks dort ver⸗ braucht wird, ſondern daß mit Britetts geheizt wird, mit Kohlen, die den Rauch erzeugen. Der Koks erzeugt ſo gut wie gar keinen Rauch. Aus dem Grunde hat man auch in andern Orten den Ver⸗ brauch des Kokſes in Bäckereien und Brauereien möglichſt zu fördern geſucht, und zwar mit gutem Erfolge. 3. B. hat man ſich in Karlsruhe mit Recht gar nicht geſcheut, die Hilfe der Polizei dafür in Anſpruch zu nehmen; dieſe hat veranlaßt, daß in Karlsruhe die Schornſteine bei Kohlenfeuerung 30 m lang ſein müſſen, bei Koksfeuerung nicht, und das hat wiederum zur Folge, daß die Benutzung von Koks bevorzugt wird. Dadurch iſt die Rauch⸗ beläſtigung zum großen Teil verhindert. Auch hat man von ſeiten der Stadt die Bürger durch Be⸗ günſtigungen aufgefordert, möglichſt ſolche Ofen nur einzurichten, die zum Koksverbrauch geeignet ſind. Dadurch kommt es auch, daß für den Groß⸗ händler dort kein Kots übrig bleibt, es wird alles im tleinen abgeſetzt. Das iſt nicht bloß in Karlsruhe ſo, ſondern auch in andern badiſchen und württem⸗ bergiſchen Orten. Kein Kots braucht nach außer⸗ halb geſchickt oder an die Großhändler abgegeben zu werden. Ich glaube, eine ſolche Einrichtung würde für eine Stadt wie Charlottenburg, die doch einen angenehmen Aufenthalt bieten ſoll, ſehr weſentlich ſein, wenn alſo dadurch, daß die Ofen entſprechend eingerichtet würden, eine Förderung der Koksheizung ſowohl zu induſtriellen Zwecken wie auch zu Heizzwecken in den Wohnungen herbei⸗ geführt würde, wodurch dann auch hier die Rauch⸗ und Rußbeläſtigung vermieden würde. Ich möchte die Herren von der Gasdeputation bitten, nach dieſer Richtung hin Schritte zu tun, um die Kohlen⸗ heizung zu verdrängen. Stadtrat Caſſirer: Meine Herren, die An⸗ regung des Herrn Stadtv. Vogel, wonach darauf gedrungen werden ſoll, daß in unſerer Stadt möglichſt viel Koks verbrannt wird, wird gewiß von ſeiten der Verwaltung der ſtädtiſchen Gasan⸗ ſtalt ſehr freudig begrüßt werden. Daß aber die ſtädtiſche Gasanſtalt oder der Magiſtrat irgend⸗ welche Schritte tun könnte, um für Anordnungen bedacht zu ſein, daß eine derartige Heizung wo⸗ möglich offiziell eingeführt werden ſoll, das wird nicht gut angängig ſein. Nur die eine Erklärung möchte ich Ihnen hier geben, daß der Koksverbrauch im Laufe der letzten Jahre gerade in Charlottenburg weſentliche Fortſchritte gemacht hat. Während wir noch vor wenigen Jahren 50 bis 60% unſeres Kokſes nach außerhalb ſchicken mußten, verbleiben nach den letzten Verkäufen über 90% in der Stadt, werden alſo hier verbrannt. Sie ſehen, daß nach dieſer Richtung eigentlich ſchon den Wünſchen des Herrn Stadtv. Vogel entſprochen wird. Stadtv. Vogel I1: Ich wollte noch auf eins aufmerkſam machen. In ſüddeutſchen Städten hat man noch dadurch den Kohlenverbrauch ge⸗ fördert, daß man Abonnements eingeführt hat, wodurch ein mehr gleichmäßiger Verbrauch des Kokſes erzielt wird. Ich denke, ſo gut wie man in Karlsruhe hat durchſetzen können, daß die Bäcker gezwungen worden ſind, Koksheizung einzuführen, ſo gut wird es auch hier durchzuſetzen ſein (Glocke des Vorſtehers.)