170 Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch (unterbrechend: Herr Kollege Vogel, ich bitte doch zu bedenken, daß wir nur hier über eine Behälteranlage für den Koksverkauf zu beraten haben. Ich glaube nicht, daß das, was Sie jetzt vortragen, eng mit der Sache zuſammenhängt. Stadtv. Bogel I: Das iſt ebenfalls eine Förde⸗ rung des Koksverbrauches. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Ma⸗ giſtrats, wie folgt: a) Die Beſchaffung einer Behälteranlage für den Kleinkoksverkauf auf Gaswerk 11 wird genehmigt. b) Die auf 15 500 ℳ veranſchlagten Koſten werden aus Anleihemitteln bewilligt.) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Punkt § der Tagesordnung: Vorlage betr. Entſendung eines Vertreters zu der Informationsreiſe der Zentralſtelle für Volts⸗ wohlfahrt. — Druckſache 110. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Der Entſendung eines Vertreters zu der diesjährigen Informationsreiſe der Zentral⸗ ſtelle für Volkswohlfahrt wird mit der Maß⸗ gabe zugeſtimmt, daß die erforderlichen Mittel dem Dispoſitionsfonds zu entnehmen ſind.) Meine Herren, der Magiſtrat wünſcht, daß Punkt 9 der Tagesordnung, Vorlage betr. Uhren⸗ anlage im Turm der Gemeindedoppelſchule in der Sybelſtraße, heute abgeſetzt wird, weil Herr Stadt⸗ baurat Seeling heute nicht in der Lage iſt, ſie zu ver⸗ treten. Da die Sache nicht eilig iſt, kommt es ja nicht darauf an, daß wir heute ſchon darüber Beſchluß faſſen. Wenn kein Widerſpruch laut wird, nehme ich an, daß die Herren dem zuſtimmen, daß die Vorlage auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung geſetzt wird. — Es wird kein Widerſpruch laut; es iſt ſo beſchloſſen. Punkt 10 der Tagesordnung: Vorlage betr. Ortsſtatut über die Zahl der Ab⸗ geordneten. — Druckſache 112. (Die Beratung wird eröffnet.) Stadtv. Stein: Meine Herren, ich will bloß meiner Verwunderung über die nicht ſehr groß⸗ artig begründete Vorlage Ausdruck geben. Die Hauptſache iſt, daß hier ſo und ſo viel Städte an⸗ geführt werden, die ſich mit 72 Stadtverordneten begnügen. Aber, meine Herren, unter den Städten ſind eine ganze Menge, die nicht unſere Verfaſſun haben. (Sehr richtig!) Das ſind Städte vom Rhein, die eine Bürger⸗ meiſterverfaſſung haben, Städte aus Schleswig⸗ Holſtein, dann Frankfurt, die ganz andere Ver⸗ faſſungen haben als wir. Für uns kämen bloß in Betracht Magdeburg, Stettin, Rixdorf, Halle, Danzig und Erfurt. Sitzung vom. 21. April 1909 Wunderbarerweiſe vermiſſe ich in der Zuſammenſtellung die Stadt, die die Wiege der Städteordnung geweſen iſt: Königsberg. In dem Buche von Silbergleit habe ich gefunden, daß dort 117 Stadtverordnete ſind. Das wird wohl ein Irrtum ſein, es werden 120 ſein, drei werden wohl zur Zeit gefehlt haben. Wenn Königs⸗ berg mit dieſer Zahl von Stadtverordneten arbeiten kann, dann werden wir auch mit einer größeren Zahl als 72 arbeiten können. Ich weiß aus über I2jähriger Erfahrung im Wahlausſchuß, wie ſchwer es häufig wird, die Herren Kollegen heranzu⸗ bekommen, (ſehr richtig!) in die verſchiedenen Ausſchüſſe und Deputationen zu gehen. Das hat ſeinen Grund; denn die Herren haben meiſtens nebenbei auch noch eine andere Beſchäftigung, wir ſind ja nicht alle in der Lage, Rentiers zu ſein und einfach ſagen zu können: gut, wir gehen dahin —, ſondern wir haben mei⸗ ſtens noch etwas anderes zu tun. Ich finde es durch⸗ aus in der Ordnung, wenn, der Größe der Be⸗ völkerung entſprechend, auch die Zahl der Stadt⸗ verordneten vergrößert wird. Jetzt ein ſolches Statut zu errichten, wo wir doch hoffen können, daß die Städteordnung endlich von ſeiten des Staates allgemein für Preußen gleichmäßig ge⸗ macht und mit allen möglichen Verbeſſerungen verſehen werden wird, das halte ich nicht für an⸗ gemeſſen. Mʃeine Herren, wie ſchwer es iſt, die Stadt⸗ verordneten zu den einzelnen Arbeiten heran⸗ zubekommen, das geht ſchon daraus hervor, daß wir ſo viele Ehrenbeamte haben. Ich habe mir das Vergnügen gemacht, die Angaben aus dem Silber⸗ gleit herauszuziehen: die Stadt Charlottenburg hat 1500 Ehrenbeamte, Berlin hat nur 10 087, Breslau 2815, Danzig, auf das hier auch hinge⸗ wieſen iſt, 486, Königsberg 717, Magdeburg 571. Wir haben für unſere Bevölkerung eine unverhält⸗ nismäßig große Zahl von Bürgerdeputierten in allen Deputationen. Eigentlich iſt das doch nicht das Richtige. Wir danken den Herren, daß ſie ihre Kraft und ihre Zeit uns widmen, aber richtiger wäre es doch, wenn dieſe Deputationen nur durch Stadtverordnete beſetzt würden. Es wird heißen: was machen denn 6 Stadtverordnete mehr! Wes⸗ halb ſoll denn überhaupt abgeſchloſſen werden? Es kommen nachher doch auch noch 12 mehr hinzu. Was dann der Magiſtrat noch angeführt hat, mit einer großen Zahl ſei ſchwerer zu verhandeln — ja, meine Herren, gewiß, viel Köpfe, viel Sinn, aber da gibt es doch ein Mittel, das mein alter verſtorbener Freund, der Oberbürgermeiſter Böttcher in Magdeburg, eingeführt hatte: keiner darf über 10 Minuten reden, (Heiterkeit) nur der Referent. Das hat was für ſich, meine Herren, wenn einfach der Vorſteher ſagt: bitte, 10 Minuten ſind vorbei. Dann richtet ſich jeder darauf ein. In 10 Minuten kann völlig genug ge⸗ ſprochen ſein. Warum können wir das nicht ebenſo gut einführen? Dann würden wir nicht dieſe langen Sitzungen haben. Ferner brauchen die Deputationen auch nicht alle mit 15 Mitgliedern beſetzt zu werden. Ich weiß es aus der letzten Zeit: wir ſind aus einer Depu⸗ tation in den Ausſchuß hineingegangen; ich als Vorſitzender habe ſagen müſſen: meine Herren, ich muß jetzt eine Pauſe machen, wir müſſen,