176 tommen ſelbſtverſtändlich ſehr oft zwiſchen zwei Pflichten und müßten eigentlich, wie man ſagt, auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen, was man ja nicht tun kann. Das wird ein⸗ treten, wenn wir 150 Mitglieder ſind, ebenſo wie es jetzt eintritt, wo wir 72 ſind. Außerdem möchte ich darauf aufmerkſam machen, daß eine ſehr große Verſammlung natürlich mehr zur Bildung einzelner Fraktionen und Parteiungen neigt und daß ſich dadurch ſchon ergibt, ſo und ſo viel Mal im Namen der Fraktionsfreunde zu ſprechen, ſo daß das Mittel, welches Herr Kollege Stein anwenden möchte, um die Verſammlungsdauer zu verkürzen, dann auch nicht verfangen würde. Im übrigen, glaube ich, wird er für dieſen Maulkorbparagraphen mit 10 Minuten in unſerm Kreiſe kaum Gegenliebe finden. Ich möchte noch bemerken, daß auch die⸗ jenigen meiner Freunde, die am wärmſten der Vor⸗ lage gegenüberſtehen, ſich die Begründung des Ma⸗ giſtrats hinſichtlich der örtlichen Schwierigkeiten in keiner Weiſe zu eigen machen können. Dieſe Schwierigkeiten müßten unter allen Umſtänden gelöſt werden, und ich habe auch das Vertrauen zu unſerer Bauverwaltung, daß ſie dieſe am leichteſten löſen kann, wobei ich allerdings nicht dem Vor⸗ ſchlage meines Freundes Flatau folgen möchte, dahingehend, daß nicht für alle Mitglieder ſtändige Sitze vorzuſehen ſind. Ich weiſe darauf hin, daß die Zuſtände im engliſchen Parlament zu unwürdigen Verhältniſſen geführt haben, wo es notwendig wird, daß die engliſchen Geſetzgeber, die Leute, die ſo hoch von ſich denken und ſo hoch daſtehen, ich möchte ſagen, ſtundenlang vor der Sitzung ſich einfinden müſſen, um überhaupt einen Sitzplatz zu bekommen. Das wird wohl auf alle Fälle vermieden werden können. Wir werden uns ja im Ausſchuſſe noch eingehend über die Sache unterhalten. Ich lege auch Gewicht darauf, daß uns im Ausſchuß etwas mit⸗ geteilt wird über die Neueinteilung der Wahlbezirke, wenngleich ich Herrn Kollegen Zietſch zugebe, daß eine direkte Beziehung zwiſchen der Neueinteilung der Wahlbezirke, die unter allen Umſtänden er⸗ folgen muß, und der Vermehrung der Stadt⸗ verordneten nicht beſteht. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt mit großer Mehrheit nach dem Antrage des Stadtv. Dr Flatau die Überweiſung der Vorlage an einen Ausſchuß von 15 Mitgliedern und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadt⸗ verordneten Bollmann, Dr Borchardt, Dr Flatau, Dr Frentzel, Hirſch, Kaufmann, Dr Landsberger, Meyer, Mosgau, Otto, Dr Rothholz, Dr Stadthagen, Stein, Zander und Zietſch.) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Punkt 11 der Tagesordnung: Vorlage betr. Berlegung eines Waſſerdructrohrs. 3 — Druckſache 113. Berichterſtatter Stadtv. Kern: Meine Herren, vom Werke Jungfernheide führt zurzeit nur ein einziges Druckrohr nach der Stadt. Bei einem Bruch des Rohres, welches über den Nonnendamm führt, würde die Waſſerverſorgung ſchwer durch⸗ führbar ſein, weil dann die Waſſerverſorgung nur auf das kleine Werk am Teufelsſee angewieſen wäre, welches das erforderliche Quantum Waſſer nicht in Konflikt herbeiſchaffen kann. Sitzung vom 21. April 1909 Bei größerem Konſum, wie in den Monaten Juni bis Auguſt, würde dann der Druck nicht ausreichen, um die Bewohner der oberen Stockwerke in den höher gelegenen Gegenden überhaupt noch mit Waſſer zu verſorgen. Dem Gutachten der Sachverſtändigen nach, dem ſich die Deputation angeſchloſſen hat, ſoll das Druckrohr der Reſerve für das Rohr am Nonnendamm dienen und ſoll vorläufig bis zum Spandauer Berg verlegt werden, um den allernotwendigſten An⸗ forderungen zu genügen. Später ſoll die Weiter⸗ ſührung bis zu dem Sophie⸗Charlotte⸗Platz er⸗ folgen, und es iſt beabſichtigt, bei ſpäterer Bebauung der Gegend am Kurfürſtendamm die dortige Gegend beſſer mit Waſſer zu verſorgen. Die Höhe des Objekts und die etwa mögliche Hinausziehung eines Teiles der Ausführung laſſen es einem Teile der Deputationsmitglieder ratſam erſcheinen, die ganze Angelegenheit einem Aus⸗ ſchuſſe von 11 Mitgliedern zu überweiſen, und ich bitte gleichzeitig, die Vorlage unter Nr. 114, welche mit der Vorlage Nr. 113 eng verwandt iſt, nämlich die Vorlage betr. Erweiterungsbauten auf dem Waſſerwert Junfernheide, gleichzeitig in dieſe Kommiſſion zu verweiſen. Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Herr Kollege, dieſe Vorlage ſteht noch nicht zur Verhandlung, wir haben es hier nur mit der Vorlage Punkt 11 der Tagesordnung zu tun. — Sie beantragen alſo einen Ausſchuß? (Berichterſtatter Stadtv. Kern: Einen Ausſchuß von 11 Mitgliedern!) (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Be⸗ richterſtatters die Uberweiſung der Vorlage an einen Ausſchuß von 11 Mitgliedern und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtverordneten Braune Brode, Dunck, Freund, Gredy, Kern, Klau, Klick, Mottek, Protze und Wilk.) Punkt 12 der Tagesordnung: Vorlage betr. Erweiterungsbauten auf dem Waſſerwert Jungfernheide. Druckſache 114. Berichterſtatter Stadtv. Klick: Meine Herren, wie Sie aus der Vorlage und ihrer Begründung erſehen, iſt infolge der Vermehrung der Haus⸗ anſchlüſſe und des damit verbundenen Mehr⸗ bedarfs an Waſſer die Erbauung einer neuen Vor⸗ pumpe notwendig geworden. Es haben ſich ſchon im vergangenen Jahre Unzuträglichkeiten ergeben, weil zeitweiſe ſämtliche drei vorhandenen Pumpen im Betrieb waren, während zuzeiten des eigentlich ſtarken Betriebes eine Pumpe in Reſerve gehalten werden ſoll. Die neue Pumpe ſoll in der Stunde ca. 1400 chm Waſſer auf die Enteiſenungsanlage fördern, während die bisherigen drei Vorpumpen nur je 600 ohm förderten. Zur Aufſtellung der neuen Vorpumpe iſt der Bau eines neuen Ma⸗ ſchinenraumes erforderlich, der auf dem Platze des jetzigen Abortgebäudes errichtet werden ſoll. Infolgedeſſen muß auch ein neues Abortgebäude gebaut werden. Ferner ſoll zum Schutze der Sammelbrunnen, und um ein beſſeres Einſteigen in die Brunnen zu ermöglichen, ein Brunnen⸗ häuschen gebaut werden. Die Geſamtkoſten der