Sitzung vom 5. Mai 1909 Wir kommen jetzt zu Punkt 6 der Tagesordnung: Vorlage betr. Überweiſung eines Grundſtücks an das Elettrizitätswerk. Druckſache 125. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Von dem ſtädtiſchen Stätteplatz an der Straße 20 iſt die Parzelle Band 23 Nr. 1237 an das ſtädtiſche Elektrizitätswerk abzutreten. Der Kaufpreis von 227 304,18 ℳ iſt dem Stätte⸗ platz von dem Elektrizitätswerk aus Anleihe⸗ mitteln zu erſtatten.) Punkt 7 der Tagesordnung: Vorlage betr. Übernahme des Elettrizitätswerkes in ſtädtiſche Verwaltung. Druckſache 126. Stadtv. Otto: Meine Herren, ich möchte im Namen meiner Freunde nur die kurze Erklärung abgeben, daß wir der Vorlage des Magiſtrats zu⸗ ſtimmen. Wir halten dieſe Vorlage für eine über⸗ aus wichtige und bedeutſame und hätten es gern geſehen, wenn auch in einer etwas eingehenderen und umfaſſenderen Begründung der Wichtigkeit dieſes Gegenſtandes entſprochen worden wäre. Das hindert uns aber nicht, der Vorlage zuzu⸗ ſtimmen. Ich möchte bei dieſer Gelegenheit daran er⸗ innern, daß gerade die Liberale Fraktion ſchon vor ungefähr 10 Jahren, als die Gründung eines Elektrizitätswerkes für Charlottenburg in Frage kam — die Fraktion umfaßte damals nur eine geringe Zahl von Mitgliedern —, den Standpunkt vertrat, das Elektrizitätswerk in eigene Verwaltung zu nehmen; ſie vermochte jedoch gegen die Mehr⸗ heit der Stadtverordnetenverſammlung nicht durch⸗ zudringen. Es erfüllt meine Freunde deshalb mit um ſo größerer Freude, zu ſehen, daß der Stand⸗ punkt, den ſie damals vertreten haben, heute, wie ich hoffe, allgemein in dieſer Verſammlung als der richtige anerkannt wird. Wir haben uns aller⸗ dings bei der Beſprechung über dieſe Vorlage auch klar gemacht, daß wir in erſter Zeit etwas teurer wirtſchaften werden, als es eine Privat⸗ geſellſchaft zu tun vermag, vornehmlich der er⸗ höhten Aufwendungen für Arbeiter und Beamte und deren Verſorgung wegen. Wir ſind ebenfalls davon überzeugt, daß es ſich mit Rückſicht auf dieſen Umſtand als durchaus notwendig erweiſen wird, an den Tarifen im weſentlichen nichts zu ändern, obgleich wir meinen, daß gewiſſe Einzel⸗ heiten der Tarife — ich denke vor allem hier an die Entſchädigung für die Fahrſtühle — vielleicht einer Anderung unterworfen werden können. Wir hoffen aber, daß die Entwicklung des Elektrizitäts⸗ werkes, die bisher eine ſo überaus erfreuliche ge⸗ weſen iſt, unter der ſtädtiſchen Verwaltung min⸗ deſtens denſelben Gang nehmen, ſich vielleicht noch reicher geſtalten wird, und daß dann auch dieſes Unternehmen wie unſere ähnlichen Unter⸗ nehmungen: Gasanſtalt, Waſſerwerke und der⸗ gleichen, für die Zukunft zu einer recht reichlich fließenden Einnahmequelle für die Stadt werden wird. Wir werden dann auch Gelegenheit haben, einer Ermäßigung der Tarife ernſthaft näher zu treten, wozu wir vielleicht durch die Entwicklung der Elettrizitätserzeugung überhaupt ich denke 181 hier an die Überland⸗Zentralen, die uns ja in ab⸗ ſehbarer Zeit eine gewiſſe Konkurrenz machen werden — werden gezwungen werden. Ich faſſe mich dahin zuſammen, daß ich im Namen meiner Freunde erkläre, daß wir der Magiſtratsvorlage gern zuſtimmen. Auch ich kann namens meiner Freunde erklären, daß wir für dieſe Vor⸗ lage des Magiſtrats ſtimmen werden. Wir ſtimmen um ſo bereitwilliger dafür, weil dieſe Vorlage einer ſeit je erhobenen Forderung meiner Freunde ent⸗ gegenkommt. Über die Einzelheiten, von denen Herr Kollege Otto heute einige Andeutungen ge⸗ macht hat, werden wir zu ſprechen Gelegenheit haben, wenn die endgültige Vorlage des Magiſtrats der Stadtverordnetenverſammlung unterbreitet wird. Aber ich kann ſchon heute erklären, daß ich im großen und ganzen mit den Grundgedanken, die Herr Kollege Otto hier geäußert hat, ein⸗ verſtanden bin, und meine Freunde werden es wohl gleichfalls ſein. Stadtv. Zietſch: (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt einſtimmig nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: 1. Das an die Felten & Guilleaume⸗Lahmeyer⸗ werke A. G. in Frankfurt a. M. verpachtete Elektrizitätswerk wird zum 1. Auguſt 1910 in ſtädtiſche Verwaltung übernommen. Der Magiſtrat wird ermächtigt, rechtzeitig die erforderlichen Maßnahmen in die Wege zu leiten.) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Das Proto⸗ koll vollziehen heute die Herren Barnewitz, Wenig und Zander. Punkt § der Tagesordnung: Vorlage betr. Aufſtellung von öffentlichen Uhren. — Druckſache 127. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, Sie erinnern ſich, daß uns eine ähnliche Vorlage des Magiſtrats bereits vor längerer Zeit beſchäftigt hat. Die Stadtverordneten⸗ verſammlung hatte ſeinerzeit den Wunſch aus⸗ geſprochen, daß die Angelegenheit zunächſt von dem Magiſtrat noch einmal eingehend erörtert, daß ein Ausſchreiben gemacht und dann Sach⸗ verſtändige zur Begutachtung hinzugezogen werden möchten. Dieſem Wunſche der Stadtverordneten⸗ verſammlung iſt der Magiſtrat gefolgt. Er hat ſich an fünf Geſellſchaften mit einem Ausſchreiben gewandt und dieſe zu Anſchlägen aufgefordert. Die Anſchläge ſind dann zwei Sachverſtändigen, Profeſſor Wanach vom Geodätiſchen Inſtitut in Potsdam und Geheimem Poſtrat Profeſſor Br Strecker von der Reichspoſtverwaltung, über⸗ geben worden, die ein ſehr ausführliches Gutachten abgegeben haben. Die Gutachter ſind nun, was den Hauptpunkt der Vorlage betrifft, zunächſt zu dem Schluſſe ge⸗ langt, daß ſie eine Betriebsführung ſeitens der Geſellſchaften nicht für empfehlenswert halten, es vielmehr für richtiger erachten, wenn die Stadt dieſes Unternehmen in eigene Regie nimmt. Meine Herren, wir müſſen uns über die Tragweite der Sache klar werden. Es handelt ſich hier nicht um einen ſehr einfachen Zweig der Technik, den