182 die Stadt in eigene Regie nimmt, ſondern um eine ſehr diffizile Sache. Wir müſſen uns darüber g klar werden, wenn wir es tun, daß wir von ſeiten des Publitums ſehr leicht Reklamationen aus⸗ geſetzt ſein werden, viel mehr, als bei dem Elektri⸗ zitätswerk, wo wir ja manchmal ſchon mit Klagen zu kämpfen haben, und daß unter Umſtänden die Stadt dafür haftbar gemacht werden wird, daß da und dort die Uhr nicht ſtimmt. Ich kann perſönlich nur ſagen, daß ich ſehr ſchwere Bedenken dagegen habe, den Weg zu beſchreiten, den der Magiſtrat vorſchlägt. Ich füge mich aber hier den Gut⸗ achtern und will einen Widerſpruch nicht erheben. Was die techniſche Seite der Angelegenheit betrifft, ſo haben die Gutachter die Frage, ob ſchleichender Uhrgang oder ſpringender, ſchleichen⸗ des oder ſpringendes Zeigerwert, dahin beantwortet, daß das ſpringende Zeigerwerk deswegen beſſer wäre, weil man in der Lage ſei, bei ſämtlichen Uhren die Genauigkeit auf eine Sekunde feſt⸗ zuſtellen, ſeine Taſchenuhr mit den öffentlichen Uhren auf eine Sekunde genau zu vergleichen. Das iſt an ſich vollkommen zuzugeben. Allerdings, glaube ich, haben die Gutachter etwas dabei über⸗ ſehen, daß nämlich bei den Befürwortern des ſchleichenden Zeigerwerkes natürlich Vorausſetzung war, daß ein Sekundenzeiger dabei wäre. Auch die Geſellſchaft, der jetzt die Angelegenheit über⸗ geben werden ſoll, beabſichtigt, Sekundenuhren außer den nur mit Minutenziffern ausgeſtatteten aufzuſtellen. Das hätten wohl die anderen Firmen auch getan. Allerdings weiß ich, daß da gewiſſe Schwierigkeiten obwalten. Meine Herren, es iſt aber eine ſehr eigentüm⸗ liche Sache dabei hervorgetreten. Es hat ſich nämlich herausgeſtellt, daß bei den ſpringenden Uhrwerken, alſo bei den Uhrwerken, die von Minute zu Minute ſpringen, Zweifel darüber be⸗ ſtehen, wann denn eigentlich der Zeiger ſpringt. Die Gutachter erklären in ihrem Gutachten, es wäre ſo, daß, wenn die Minute 11 erreicht iſt, die Uhr alſo auf 11 Minuten 0 Sekunden ſteht, dann der Zeiger auf die Minute 12 ſpringt. Hierzu iſt eine Randbemerkung in den Akten gemacht worden — von welcher Seite, weiß ich nicht —, daß das nicht zuträfe, ſondern daß die Uhren, die wir in den Straßen haben, z. B. bei Eiſenbahnen, im allgemeinen erſt auf 12 ſpringen, wenn 12 Minuten 0 Sekunden erreicht ſind. Nach meinem geſunden Menſchenverſtand habe ich das bisher immer an⸗ genommen. Wenn man darüber im Zweifel ſein ſoll, kann man ja überhaupt nicht ſeine Uhr auf die Sekunde richtig ſtellen, dann hat man gar keine Ahnung, welche Minute man bei den öffentlichen Uhren richtig bekommt. — Von einem Gutachter wird vorgeſchlagen, die Uhren, die wir aufſtellen, um nur maximale Fehler von ½ Minute zu haben, immer bei den halben Minuten ſpringen zu laſſen, das heißt bei 11 Minuten 30 Sekunden ſoll die Uhr auf Minute 11 oder auf 12 ſpringen. Meines Erachtens würde dadurch eine totale Verwirrung entſtehen, ſelbſt wenn man dem Vorſchlage des einen Gutachters folgend heraufſchreiben würde: Der Zeiger ſpringt immer von halber zu halber Minute, oder ähnlich. Ich möchte alſo an den Magiſtrat die dringende Bitte richten, die Uhren ſo einzuricht en, d aß ſie immer bei der wirklich er⸗ reichten vollen Minute ſpringen. Ich hoffe, daß auch die ſozialdemokratiſche Fraktion Sitzung vom 5. Mai 1909 trotz ihrer Befürwortung des Genügens der an⸗ efangenen 50 000 Seelen für eine Erhöhung der Zahl der Stadtverordneten 7 (Heiterkeit) 72¹ 5 mit mir der Anſicht ſein wird, daß nur bei der voll erreichten Minute der Sprung des Zeigers wün⸗ ſchenswert iſt. 7 Meine Herren, unter dieſen Umſtänden werden wir dem Vorſchlgae des Magiſtrats, die Anlage der Geſellſchaft Siemens K Halske zu übertragen, wohl folgen können. Eine Ausſchußberatung hat meines Erachtens kaum einen Zweck. Wenn man ſich über die Prinzipien einig iſt — und ich glaube, die Mehrheit dieſer Verſammlung wird wohl den Weg gehen wollen, den der Magiſtrat vorgeſchlagen hat —, wird es kaum einen Zweck haben, in einer Ausſchußberatung Näheres zu erörtern. Wir dürfen wohl ſicher ſein, daß wir in der Firma Siemens « Halske nach beiden Richtungen, ſowohl was die elektriſche Anlage wie die Einrichtung der Uhren betrifft, eine gute Firma vor uns haben. Ich empfehle Ihnen daher die Annahme der Vorlage. Stadtv. Becker: Gegen die Vorlage habe ich keine Einwendungen zu erheben. Ich kann nur mein Bedauern ausſprechen, daß Weſtend bei dieſer Gelegenheit einmal wieder unter den Tiſch gefallen iſt. Ich habe zwar eben auf dem Plane geſehen, daß da auf Weſtend zwei Kreiſe eingezeichnet ſind, die Anlage ſoll alſo ſpäter dahin verlängert werden. Ich möchte den Wunſch und die Hoffnung ausſprechen, daß das bald geſchieht und nicht zu lange hinausgeſchoben wird. Stadtv. Braune: Bezüglich des Punktes 5, der doch gleichzeitig mit Punkt § beraten werden ſoll — ſo iſt beſchloſſen worden —, möchte ich mit⸗ teilen, daß die Mehrheit der liberalen Fraktion Punkt 5 ablehnt. (Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Herr Kollege, ſprechen Sie zu Punkt § oder zu Punkt 5 2 (Stadtv. Braune: Zu Puntt 5.) — Punkt 5 ſoll erſt nachher beraten werden. Wir ſind jetzt bei Punkt 8s. 15 Stadtbaurat Bredtſchneider: Herrn Stadtv. Becker möchte ich mitteilen, daß mit unſerer Vorlage ja das ganze Werk nicht abgeſchloſſen werden ſoll. Hiermit beginnt vielmehr erſt das Werk, und es wird je nach dem Bedarf erweitert werden. Ich glaube ganz beſtimmt, daß Weſtend nicht allzulange wird zu warten brauchen, bis es eine öffentliche Uhr bekommt. (Stadtv. Becker: Danke ſchön!) Stadtv. Wilk: Meine Herren, ich hätte ge⸗ wünſcht, daß dieſe Sache noch einmal an einen Ausſchuß ginge. Hier in der Magiſtratsvorlage wird das Angebot der Firma Siemens & Halske empfohlen. Ich glaube aber, daß das Angebot der Geſellſchaft „Normalzeit“ nicht zu unterſchätzen iſt. Es bietet die Möglichkeit, daß man das Uhren⸗ netz ſpäter weſentlich erweitern kann, daß man den ſogenannten Anſchlußbetrieb ebenſo wie beim Elektrizitätswerk, den Waſſerwerken und den Gas⸗ anſtalten einführen kann. Hieraus ließe ſich jeden⸗ falls für die Stadt in ſpäteren Jahren eine weſent⸗