1 88 den Fehrbelliner Platz hinausgeht, iſt es ganz gleichgültig, ob die Bahn links oder ob ſie rechts herausgeführt wird; da iſt Wilmersdorf in ſeinen Plänen ganz ungehindert. Und was ſteht dem gegenüber in der Zukunft der Entwicklung Charlottenburgs? Sie kennen und wiſſen das ja alle: das iſt eben die Wert⸗ ſteigerung unſeres eigenen Stadtgeländes, das doch auch eine Sache erſten Ranges für unſere Bürger, für unſere Steuerzahler iſt, und die Möglichkeit, ein ganz großes neues Viertel für etwa 40 000, 50 000 Menſchen zu ſchaffen. Wenn man ſich das ruhig und objektiv überlegt, ſo kann man kaum zweifelhaft ſein, durch welche Bahn das Intereſſe Groß⸗Berlins beſſer gefördert wird. Deshalb glaube ich auch, wir können der Entwicklung der Dinge ganz ruhig entgegenſehen. Daß unſere Delegierten des Magiſtrats in dieſen Verhandlungen nicht ſchlecht abſchneiden werden, davon wird jeder überzeugt ſein, der Gelegenheit gehabt hat, die gründliche Durcharbeitung unſerer Pläne kennen zu lernen, wie wir ſie in der Tiefbau⸗ deputation kennen zu lernen Gelegenheit hatten. Ich glaube auch, daß die Stimmung der Ver⸗ ſammlung ſich gegen die damalige Lage, als wir zuerſt über das Projekt berieten, in keiner Weiſe geändert hat. Unſere Geſchäftsordnung gibt uns nicht die Möglichkeit, hier heute — auch nicht durch eine Reſolution — das zum Ausdruck zu bringen; aber ich glaube, ich verſtehe Sie, meine Herren, recht, wenn ich hier auch einmal aus⸗ ſpreche, daß die Stadtverordnetenverſammlung und die Bürgerſchaft Charlottenburgs hier ganz und gar hinter dem Magiſtrat ſtehen und daß ſie ihm aus vollſtem Herzen und aus vollſter Überzeugung einen glücklichen Fortgang in den Beratungen über dieſe Verkehrsfrage wünſchen (Lebhafter Beifall.) Hubatſch: Das Vorſteher ⸗Stellv. Dr. ir verlaſſen dieſen Wort iſt nicht weiter verlangt. W Gegenſtand. Es ſind für den Ausſchuß von 15 Mitgliedern zu Punkt 5 der Tagesordnung in Vorſchlag gebracht worden die Herren Bartſch, Bollmann, Braune, Brode, Dunck, Freund, Klau, Mottek, Otto, Dr Roth⸗ holz, Schmidt, Dr Stadthagen, Wilk, Zander, Zietſch. Wird Widerſpruch gegen den Vorſchlag nicht laut, ſen die Herren gewählt.— Ich ſtelle das hiermit eſt. Punkt 10 der Tagesordnung: Vorlage betr. unterirdiſche Abort⸗ und Bedürfnis⸗ anſtalten. — Druckſache 129. St adtv. Holz: Meine Herren, die Vorlage verlangt von uns die Aufhebung eines Beſchluſſes der Stadtverordnetenverſammlung vom 23. Mai 1906 betr. die vier unterirdiſchen Abort⸗ und Be⸗ dürfnisanſtalten. Wir hatten damals auf Grund ſorgfältiger Prüfung und Überlegung, zum großen Teil wohl aus äſthetiſchen Gründen beſchloſſen, im Zuge der Bismarckſtraße an den vier in der Vorlage angegebenen Stellen unterirdiſche Abort⸗ und Bedürfnisanſtalten zu errichten. Die Vorlage ſchien damals ſorgfältig begründet zu ſein, und auf Grund eingehender Erwägungen auch in dieſer Verſammlung entſchloſſen ſich die ſtädtiſchen Kör⸗ perſchaften, dem Vorſchlage zuzuſtimmen. i werden ſollen. Wie war Sitzung vom 5. Mai 1909 Bei Prüfung dieſer Vorlage habe ich zunächſt den Wunſch nicht unterdrücken können, daß gerade dafür ein Berichterſtatter ernannt worden wäre. Die Vorlage nimmt wiederholt auf eine Anzahl von Aktenſtücken, Zeichnungen, Mappen und Re⸗ viſionskoſtenanſchlägen Bezug und gibt uns darin Aufgaben, die der einzelne Stadtverordnete ohne Kenntnis der Akten zu bewältigen gar nicht in der Lage iſt. Meine Herren, wenn Sie die Vorlage prüfen und das Mißverhältnis zwiſchen dem dama⸗ ligen Koſtenanſchlag und der Überſchreitung erkennen, ſo werden Sie mit mir den Wunſch ausſprechen, daß ein Aktenſtudium dringend erforderlich iſt. In den Akten ſteht viel mehr als in der Vorlage. Ich glaube, meine Herren, wir alle ſind im höchſten Grade peinlich überraſcht worden durch dieſe außergewöhnliche Überſchreitung. Es iſt eine ſo mertwürdige Verkalkulierung der Tiefbauver⸗ waltung und der maßgebenden und berufenen Vertreter derſelben, daß man ſich wirklich fragen muß: wo iſt unſer tüchtiger Stadtbaurat geweſen, wo iſt die Tiefbaudeputation geweſen, als die Vorlage ausgearbeitet worden iſt? Sehen Sie doch aber mal die Zahlen an: es ſind für die ſämt⸗ lichen vier Anſtalten 140 000 ℳ in Anſchlag ge⸗ bracht worden; jetzt ſagt die Vorlage: zwei Anſtalten ſind allmählich fertig geworden, für dieſe beiden Anſtalten ſind verausgabt worden 170 000 ℳ, alſo 30 000 ℳ mehr; wenn man die weiteren beiden Anſtalten errichten will, würden noch weitere 135 000 ℳ erforderlich ſein, ſo daß alſo für die geſamten vier Anſtalten 305 000 ℳ notwendig werden würden, das heißt eine Überſchreitung von ſage und ſchreibe 165 000 oder in Prozenten aus⸗ gedrückt von rund 115 %,. Meine Herren, das iſt nach meinem Dafürhalten etwas ſo Außergewöhn⸗ liches, (ſehr richtig!) daß ich ſagen muß: die Begründung der Vorlage und ich glaube, Sie alle werden das mit mir ſagen reicht nicht aus, um uns zu veranlaſſen, hier ohne weiteres unſere Zuſtimmung zu geben. Meine Herren, wenn man ſich vergegen⸗ wärtigt, mit welcher Eleganz und Schneidigkeit damals im Jahre 1906 die Vorlage eingebracht worden iſt, und ſieht, wie entſagungsvoll der Magiſtrat jetzt auf die beiden andern Anſtalten ver⸗ zichtet, „mit Rückſicht darauf, daß die bewilligten Mittel durch die beiden ausgeführten Anſtalten in der Seſenheimer Straße und am Knie aufge⸗ braucht ſind“, ſo müſſen wir doch Veranlaſſung nehmen, die Sache einigermaßen einer näheren Prüfung zu unterziehen. Eine Bedürfnisanſtalt, meine Herren, gleicht ja in mancher Beziehung einem Danaidenfaß; (große Heiterkeit) 8 aber ſo etwas habe ich noch nie erlebt, daß an Stelle von 140 000 ℳ gleich 305 000 ℳ ausgegeben das möglich? konnte denn die Sache nicht beſſer vorbereitet werden? was ſagt die Vorlage dazu? Die Vorlage weiſt darauf hin, daß damals gar keine Erfahrungen vorhanden waren, die Sache war ganz neu. Ich beſtreite das, meine Herren; denn es iſt ja betannt, daß in vielen Städten ſolche Anſtalten längſt eingeführt waren. Die Vorlage weiſt ferner darauf hin, daß die damals in Anſatz gebrachten Einheitspreiſe infolge mangelnder Erfahrung nicht ausreichend waren, und daß ſich bei der Bauausführung Schwierig⸗ keiten und infolgedeſſen Mehrarbeiten ergeben