190 Sitzung vom fahren, aus welchen Gründen d i e überſchreitung eingetreten iſt. Wenn wir aber derartige Sachen in den Ausſchuß verweiſen, dann wird die Sache im Ausſchuß ſehr eingehend, aber doch hinter verſchloſſenen Türen verhandelt. Es wird ja über die Verhandlung im Ausſchuß Bericht erſtattet; aber ich weiß nicht, ob bei derartigen Angelegenheiten die Ausſchuß⸗ beratung wirklich das richtige iſt. Ich möchte für meine Perſon erklären, daß, wenn eine eingehende Aufklärung gewünſcht wird, ich ſie dann für die öffentliche Stadtverordnetenverſammlung wünſche. Stadtv. Holz: Ich möchte zunächſt unſerm Herrn Vorſteher gegenüber ausſprechen, daß es mir durchaus ferngelegen hat, etwa in die Geſchäfts⸗ führung des Herrn Vorſtehers einzugreifen. Ich muß nur darauf hinweiſen, daß es ſchlechterdings für einen einzelnen Stadtverordneten unmöglich iſt, beſonders bei der Kürze der Zeit, ein derartig umfangreiches Aktenmaterial durchzuarbeiten und es in Einklang mit einer derartigen Vorlage zu bringen. Deshalb habe ich den Wunſch aus⸗ geſprochen, und ich glaube, Sie alle werden den Wunſch teilen, gerade bei derartig komplizierten Vorlagen die Sache durch einen Berichterſtatter ſo vorbereiten zu laſſen, daß die Stadtverordneten⸗ verſammlung dann mit einem gewiſſen Vertrauen an die Sache herantreten kann. Was dann die Antwort des Herrn Stadtbaurats anbetrifft, ſo muß ich ſagen, daß ich im höchſten Grade enttäuſcht bin. Ich habe nur eine perſönliche Bemerkung von ihm gehört, obwohl die Vorlage doch mindeſtens dazu angetan wäre — darin ſtimme ich Herrn Kollegen Dr Stadthagen voll⸗ kommen bei —, daß hier in der Offentlichkeit einige Gründe angeführt werden, die die Tiefbau⸗ deputation veranlaßt haben, eine derartig große Überſchreitung paſſieren zu laſſen. Wer hat denn eigentlich ein Recht auf Beleh⸗ rung? Zunächſt wir als Vertreter der Bürgerſchaft, dann die Bürgerſchaft ſelbſt, die uns als ihr Organ gewählt hat. Wie ſoll die Bürgerſchaft etwas erfahren, wenn nur in einer perſönlichen Be⸗ merkung geantwortet wird, daß ich auch Fehler machen kann. Gewiß mache ich auch Fehler; aber ein einzelner kann doch eher Fehler machen als eine ſtädtiſche Deputation, zu der wir bisher das größte Vertrauen gehabt haben und haben müſſen. Vergegenwärtigen wir uns doch, wie mühſam wir den Etat zuſtande gebracht haben Wir haben anerkennen müſſen, daß unſer Etat nur mit genauer Not balanziert, und nun ſollen wir über eine Überſchreitung, wie ich ſie vorhin gekennzeichnet habe, ſo kurz zur Tagesordnung übergehen, ohne daß wir eine Aufklärung be⸗ kommen? Das entzieht ſich vollſtändig meinem Verſtändnis, und ich hätte wohl gewünſcht, daß der Herr Stadtbaurat wenigſtens mit einigen Wor⸗ ten auf meine Frage eingegangen wäre. Sie ſehen ja ohne weiteres, wie milde meine Freunde die Sache behandelt haben wollen: daß wir die Sache in den Ausſchuß verwieſen haben wollen, um dort Belehrung zu erhalten, daß es uns fernliegt, aggreſſiv vorzugehen. Aber das können wir verlan⸗ gen, daß der Herr Stadtbaurat uns ſagt, weshalb er damit einverſtanden iſt, daß die Sache in den Ausſchuß geht, und ich würde wohl wünſchen, daß er ſeine Antwort ergänzen möchte. 5. Mai 1909 Stadtbaurat Bredtſchneider: Ich bin vom Herrn Stadtv. Holz vollſtändig mißverſtanden worden. Die Sache liegt doch ſo: Herr Stadtv. Holz wünſcht, daß die Vorlage einem Ausſchuß überwieſen wird, und da habe ich geſagt: der Magiſtrat iſt vollſtändig einverſtanden. Denn nach meiner Auffaſſung eignet ſich dieſe Materie tat⸗ ſächlich beſſer, in einem Ausſchuß beraten zu werden als in einer öffentlichen Verſammlung. Denn es handelt ſich, meine Herren, um viele Details, um viele Zahlen; die kann man Ihnen hier gar nicht vorführen, dazu muß man Ihnen die früheren Koſtenanſchläge zeigen, die Zahlen darin, die An⸗ ſätze darin müſſen Sie ſehen. Ich kann Ihnen doch nicht die tauſend Zahlen vorführen; ich würde Sie ja nur verwirren. Ich ſage: aus dieſem Grunde eignet ſich die Angelegenheit viel beſſer, in einem Ausſchuß beraten zu werden als hier in der Offent⸗ lichteit. Aber ich will damit nicht ſagen, daß ich mich ſcheue, hier in der Offentlichteit Rede und Antwort zu ſtehen; das liegt mir ſelbſtverſtändlich ganz fern. Da Herr Stadtv. Holz es wünſcht, ſo erkläre ich mit größter Bereitwilligkeit, daß folgende Hauptfehler gemacht worden ſind. Es iſt ein Entwurf aufgeſtellt worden für die unterirdiſche Bedürfnisanſtalt am Knie; das iſt diejenige von den vier, von der man vorausſehen konnte, daß ſie ziemlich teuer werden würde. Dieſer Entwurf iſt aufgeſtellt worden und in ſeinen weſentlichen Anlagen auch zur Ausführung gebracht worden. Alſo auf eine weſentliche Ab⸗ weichung der Ausführung von dem Entwurf iſt die Überſchreitung nicht ſo ſehr zurückzuführen. Es liegt nicht etwa daran, daß wir früher einen ganz minderwertigen Entwurf aufgeſtellt und nachher ein opulentes Bauwerk errichtet haben, ſondern der Entwurf iſt — nicht genau ſo, ſondern mit kleinen Abweichungen — ſo ausgeführt worden, wie der Vorentwurf aufgeſtellt worden war. Die uber⸗ ſchreitung liegt in der Hauptſache daran, daß die Koſtenberechnung des aufgeſtellten Entwurfs, der Koſtenanſchlag, wenn ich ſo ſagen darf, ſchwind⸗ ſüchtig aufgeſtellt worden iſt: die Veranſchlagungs⸗ preiſe ſind zu niedrig gehalten worden, (Unruhe) ich weiß nicht, ob aus Unkenntnis des Betreffenden, der ihn aufgeſtellt hat, oder ob er der Anſicht war, man würde mit den Koſten auskommen. Es ſpricht ja für den Betreffenden, der den Koſten⸗ anſchlag aufgeſtellt hat, der Umſtand, daß tat⸗ ſächlich die Sache ganz neu war und man die Schwierigkeiten der Bauausführung nicht taxieren konnte; dieſe Schwierigkeiten, die entſtehen, ſetzen ſich doch alle in Geld um. Der Betreffende, der das veranſchlagt hat, hat, wie ich annehme, die Schwierigkeiten nicht richtig taxiert und daher die Einheitspreiſe nicht richtig eingeſetzt. Auf dieſe Weiſe iſt ein Koſtenanſchlag zuſtande gekommen, der erheblich zu niedrig war. Dieſer Koſtenanſchlag iſt von der maßgebenden Stelle geprüft worden und als richtig befunden worden, und die Koſten für die vier Anſtalten ſind auf Grund dieſes Koſten⸗ anſchlages berechnet und der Stadtverordneten⸗ verſammlung vorgelegt worden. Ich bedauere es aufs lebhafteſte, daß dieſes Verſehen vorgekommen iſt. Indeſſen, meine Herren ich kann perſönlich dieſe Koſtenanſchläge nicht prüfen, denn wenn ich alle in der Tiefbauverwaltung auf⸗ geſtellten Koſtenanſchläge prüfen müßte, kann ich nicht gleichzeitig Stadtbaurat von Charlottenburg