Sitzung vom 5. Mai 1909 191 ſein; das würde zu viel Zeit in Anſpruch nehmen. Ich weiß auch nicht, ob ich, wenn ich die Koſtenan⸗ ſchläge geprüft hätte, die Fehler bemerkt hätte. Ich bitte doch zu berückſichtigen, daß es etwas beſonderes Neues war. Herr Stadtv. Holz ſagt: ja, es ſind ſchon anderswo derartige Bedürfnis⸗ anſtalten ausgeführt worden. Sehr richtig; das iſt uns bekannt; aber anderswo liegen die Verhält⸗ niſſe doch anders als bei uns. Der Entwurf iſt wunderbar ſchön, der Koſtenanſchlag hat leider daneben gehauen. Ich bedauere das ſelbſtverſtänd⸗ lich und es liegt mir fern, mich gegenüber der Stadt⸗ verordnetenverſammlung oder gegenüber der Offent⸗ lichkeit verbergen zu wollen. Ich bin gern bereit, alle Fragen, die Sie zu ſtellen wünſchen, zu beant⸗ worten. 27 Stadtv. Holz: Ich bin dem Herrn Vorredner dankbar, daß er uns die Vorlage nunmehr inſoweit ergänzt hat, als wir erſehen, daß leider bei der Auf⸗ ſtellung des Koſtenanſchlages ein grobes Verſehen vorgekommen iſt. Es kommt ja nicht darauf an, ob es entſchuldbar iſt oder nicht. Es wird notwendig ſein, ſich um ſo mehr im Ausſchuß die einzelnen Zahlen anzuſehen, vor allen Dingen wegen des Schlußſatzes der Vorlage, ob wir die Sache ad calendas graccas verſchieben oder überhaupt davon abſehen wollen, die beiden noch ausſtehenden An⸗ ſtalten zu errichten. Deshalb bleibe ich bei meinem Antrage, die Sache in einen Ausſchuß zu verweiſen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt die Einſetzung eines Aus⸗ ſchuſſes von 9 Mitgliedern und wählt zu Ausſchuß⸗ mitgliedern die Stadtv. Becker, Bollmann, Dzialos⸗ zynski, Dr Flatau, Gebert, Holz, Liſſauer, Wagner und Wilk.) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Punkt 11 der Tagesordnung: Vorlage betr. Schaffung beſonderer Straßenbahn⸗ körper in der Berliner Straße. — Druckſache 130. Berichterſtatter Stadtv. Jolenberg: Meine Herren, Punkt 11 der Tagesordnung bedeutet eine ganz erhebliche Verkehrsverbeſſerung für die Ber⸗ liner Straße, ohne daß der Stadtgemeinde Koſten daraus erwachſen. Es ſollen die Bahngleiſe in der Berliner Straße vom Knie bis zum Wilhelmplatz etwa 65 em näher an die Häuſer herangelegt werden, und die auf dieſe Art geſchaffenen Bahnkörper ſollen durch Bordſchwellen gegen den Straßen⸗ damm abgegrenzt werden. Es hat ſich bisher der Übelſtand herausgeſtellt, daß die Wagen, die die Berliner Straße befahren, entweder zu nahe an die Straßenbahngleiſe herangekommen ſind und dann die Gefahr beſtand, daß die elektriſche Bahn mit ihnen in Kolliſion gerät, oder ſie ſind zu weit davon entfernt geblieben, aus Angſt vor dieſer Kolliſion, und infolgedeſſen war die Straße zum Teil durch die Wagen geſperrt. Das ſoll nun wegfallen; denn der Fahrdamm wird auf dieſe Weiſe ſcharf gegen die Bahngleiſe abgegrenzt. Es wird ein eigener Bahnkörper geſchaffen, und durch die Verlegung der Bahngleiſe näher an die Häuſer⸗ reihe heran wird auch der Fahrdamm etwas verbreitert, ſo daß er etwa 12 m breit ſein wird. Dieſe Breite wird wohl genügen, um den vorläufi⸗ gen Verkehrsbedürfniſſen nachzukommen. Es iſt weiter beabſichtigt — und es ſchweben darüber wohl auch Verhandlungen —, daß der übri⸗ ge Teil der Berliner Straße bis zum Luiſenplatz in ähnlicher Weiſe verändert wird, und daß auch der öſtliche Teil der Berliner Straße nach dem Bahnhof Tiergarten zu ebenfalls verändert wird, indem beide Gleiſe auf den von hier aus links gelegenen Raſenſtreifen, der breit genug iſt, verlegt werden. Ich bin der Meinung, daß das Straßenbild durch die Verlegung der Gleiſe und durch die Schaffung eines eigenen Bahntörpers nur ver⸗ ſchönert wird und daß die Verkehrsverhältniſſe dadurch verbeſſert werden. Da der Stadtgemeinde keinerlei Koſten daraus entſtehen, ſo erſuche ich Sie, die Magiſtratsvorlage anzunehmen. Stadtv. Zander: Meine Herren, ich bin genau der entgegengeſetzten Anſicht wie der Herr Vorredner. (Ah!) Wenn die Gleiſe weiter an die Seite verlegt werden, werden die Schwierigkeiten für die Anlieger der Berliner Straße noch größer werden, als ſie jetzt ſchon ſind. Ich weiſe nur auf einen Fall hin: wie das Kind des Herrn Dr Erdmann durch die elektriſche Straßenbahn, dadurch, daß die Wagen an der Bordeſchwelle halten mußten, zuſchaden gekommen iſt und ein Bein verloren hat. Es wird ſo dargeſtellt, als wenn die Berliner Straße da⸗ durch bedeutend entlaſtet wird, und daß viel weniger paſſieren wird. Das iſt ganz unrichtig, meine Herren. Die Berliner Straße iſt eine Verkehrsſtraße, bei jedem Hauſe iſt eine Einfahrt, wir haben ganz tiefe Grundſtücke dort, und die Zwiſchenſtrecken, wo Fuhrwerke kreuzen, ſind nur 10 bis 15 m. Nach jeder Seite ſoll der Straßendamm 65 cm verbreitert wer⸗ den, und dann ſollen links und rechts die Eiſen⸗ bahngleiſe angelegt werden, in der Mitte ſoll ein Damm von 12 m bleiben. Der Fahrdamm der Ber⸗ liner Straße hat jetzt eine Breite von 17,5 m, wenn wir rechts und links von dem Bürgerſteige 65 om dazurechnen, ſo kommen wir auf eine Breite von etwa 19 m. Wenn wir bei dieſer Straßen⸗ breite die Straßenbahn in die Mitte legen — und ich bin der Anſicht, daß die Straßenbahn ſich ſehr wohl damit einverſtanden erklären würde —, ſo erhalten wir auf jeder Seite einen Damm von 6½ m Breite. Wir haben in der Bismarck⸗ ſtraße einen Damm von 5½2 m — ich habe es heute abend ausgemeſſen —; warum ſollen wir in der Berliner Straße nicht mit 6½ m auskommen? Wir würden dann keine Kreuzungen haben, wie wir ſie jetzt bei jedem Hauſe haben müſſen. Wenn in der Mitte von Zeit zu Zeit ein Übergang iſt von der einen Straßenſeite zur andern, ſo werden die Fuhrwerke nur an dieſen wenigen Stellen die Straßenbahn zu kreuzen haben. Nach dem Vorſchlage müſſen alle 10 m, ebenſo wie jetzt, die Bordſchwellen überſchritten werden; es tritt alſo nicht eine Verringerung der Gefahr ein, ſondern es bleibt genau derſelbe Zuſtand beſtehen wie jetzt, — nur der elektriſchen Bahn werden die Koſten erſpart. Der Zuſtand wird vielleicht noch gefährlicher; denn dadurch, daß die elektriſche Bahn einen beſonderen Bahnkörper hat, wird ſie ſich ver⸗ anlaßt fühlen, ſehr oft ſchneller zu fahren als heute; da aber alle 10 oder 15 m eine Kreuzung geſchaffen werden muß, mitunter alle 7 m — z. B. bei den Häuſern Nr. 130, 131, 132 —, ſo, glaube ich, iſt es richtig, wenn die Sache noch einmal überlegt